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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition)
Autoren: Monika Feth
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sprechen«, sagte Bert.
    » Das ist leider nicht möglich. Emilia muss sich ausruhen.« Hortense stellte sich ihm in den Weg. » Das alles war zu viel für sie. Ich bitte Sie, das zu respektieren.«
    Bert schob sie mit sanftem Druck beiseite und betrat das Haus. Er wandte sich zur Treppe.
    » Warten Sie!« Hortense kam langsam auf ihn zu. » Man darf nichts auf das geben, was Emilia in einem solchen Zustand sagt. Sie ist dann nicht … bei sich.«
    Eine seltsame Art, seine Schwester für verrückt zu erklären, dachte Bert.
    Er wünschte, es gäbe eine harmlose Erklärung für die weißen Handschuhe.
    » So warten Sie doch!« Die Schärfe in Hortenses Stimme hielt ihn zurück. » Ich werde Sie begleiten.«
    » Vielen Dank. Das ist nicht nötig«, wollte Bert antworten, doch da sah er, wie sie einen Schlüssel aus der Tasche ihrer Jacke zog.
    Sie hatte ihre Schwester eingesperrt?
    » Es ist nur zu ihrem Besten«, verteidigte sich Hortense. » Sie ist nicht … zurechnungsfähig, wenn sie ihre Medikamente nicht einnimmt.«
    » Was wollen Sie damit sagen?«
    » Emilia leidet unter beginnender Altersdemenz«, erklärte Hortense. » Sie nimmt Medikamente, die ihr sehr gut bekommen. Zumindest war ich davon ausgegangen, dass sie das regelmäßig tut. Doch anscheinend hat sie es in letzter Zeit versäumt.«
    » Und deshalb sperren Sie sie ein?«
    » Ich schütze sie vor sich selbst, Herr Kommissar. Emilia ist bisweilen hochgradig aggressiv. Nicht nur gegen andere.«
    » Sonderbar.« Bert blickte Hortense nachdenklich in die blassen Augen, die etwas Kaltes hatten und ihn an die Augen toter Fische erinnerten. » Ich habe Ihre Schwester gar nicht als aggressiv empfunden.«
    » Das geht den meisten Menschen so, Herr Kommissar.«
    Bert fragte sich gerade, warum es ihm so schwerfiel, dieser Frau zu glauben, als von oben ein Klopfen zu hören war.
    » Kommen Sie«, sagte Hortense und ging voran.
    *
    Er hatte sie verstanden.
    Emilia lächelte und ging dem Kommissar mit ausgestreckten Armen entgegen. Er nahm ihre Hände, drehte sie herum und ließ sie sacht wieder los.
    » Woher haben Sie diese Handschuhe, Emilia?«
    » Frau Morgenroth verwendet sie beim Silberputzen«, antwortete Hortense, bevor Emilia auch nur den Mund aufmachen konnte. » Wir besitzen ein halbes Dutzend davon.«
    » Aber dieses Paar gehörte dem Mann, der in Rubens Haus gearbeitet hat«, sagte Emilia.
    » Du redest Unsinn«, fuhr Hortense ihr über den Mund.
    » Er hat sie angezogen, wenn er die Bilder berühren musste«, erklärte Emilia. » Auch Ruben hat das manchmal getan. Das weißt du doch, Hortense. Wir haben immer mit Bildern gelebt. Wir wissen beide, wie man sie behandeln muss. Mit Liebe. Und mit Respekt.«
    Sie streifte die Handschuhe ab und reichte sie dem Kommissar.
    » Auch die Toten muss man mit Liebe und Respekt behandeln«, sagte sie. » Deshalb hat Hortense die Handschuhe angezogen, als sie das Werk des armen Mädchens vollendet hat.«
    » Emilia! Halt den Mund!«
    » Welches Mädchen?«, fragte der Kommissar.
    » Ilka. Rubens Schwester. Ihr gehören die Bilder jetzt.« Emilia kehrte zum Fenster zurück und sah hinaus. » Wir werden sie verlieren. So oder so.«
    » Bitte! Emilia!«
    Wie lieb Hortense bitten konnte. Aber es war zu spät.
    Sie hätte sie nicht einsperren dürfen.
    Und nicht sagen dürfen, sie sei dumm. Wie Bohnenstroh.
    » Der Mann war fast schon tot, als wir ihn gefunden haben. Und da hat Hortense die Handschuhe vom Tisch genommen und gesagt, dass sie ihn erlöst.«
    Hortense gab einen merkwürdigen Laut von sich. Es hörte sich an wie ein Gurgeln. Ihr Gesicht hatte die Farbe von unbemalter Leinwand.
    Selber schuld, dachte Emilia und lächelte den Kommissar an. Dann wandte sie sich wieder dem Fenster zu.
    Ich habe es ihm gesagt, Ruben. Bist du zufrieden mit mir?
    Sie konnte Ruben leise lachen hören.
    Ja. Er war zufrieden mit ihr.
    *
    Von einer warmen Decke umhüllt, lag Ilka auf einer Trage im Flur. Sie hatte die Augen geschlossen und war erschreckend bleich. Ich erkannte Farbflecken auf ihren Wangen und am Kinn. Anscheinend hatte sie gemalt.
    » Hey, du«, sagte Merle leise und ging neben ihr in die Hocke, während ich dem Notarzt erklärte, wer wir waren und was wir in Martens Wohnung zu suchen hatten.
    » Ich habe ihr eine Beruhigungsspritze gegeben«, sagte er. » Sie wird jetzt schlafen und sich hoffentlich rasch stabilisieren. Wir bringen sie ins Marien Hospital. Dort wird man entscheiden, wie es weitergeht.«
    » Dürfen
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