Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller
Autoren: Robert Carter
Vom Netzwerk:
Wochenendausflugs vergessen, aber es war immerhin ihre Idee gewesen, und ich hatte insgeheim beschlossen, daß sie die Führung übernehmen sollte.
    »Ich schlage vor«, sagte ich, »wir genießen unsere Cocktails und das Abendessen, ohne unsere grauen Zellen anzustrengen, schlafen uns gut aus und gehen dann mit ausgeruhtem Geist an den >Fall des blonden Lektors<.«
    »Ich unterstütze den Antrag«, sagte Tim. Er war immer für eine Runde »Trivial Pursuit«, »Cluedo« oder »Sherlock Holmes« zu haben.
    Die anderen murmelten zustimmend, und so verging der Abend in einem angenehmen Dahinfließen aus Essen, Trinken und Unterhaltungen.
    Zu später Stunde zogen Margo und ich uns in das Zimmer zurück, in dem wir immer geschlafen hatten, als wir noch verheiratet gewesen waren. Meine Mutter hatte nichts dagegen einzuwenden. Im Gegenteil: Sie hatte es schon vor unserer Ankunft für uns herrichten lassen. In diesen Dingen war sie sehr katholisch. Einmal verheiratet, für immer verheiratet — das war jedenfalls ihre und Gottes Meinung.
    Nichts weckt meine amourösen Gelüste zuverlässiger als die kühle Nachtluft von Connecticut, und zu meiner Freude kann ich sagen, daß sie uns auch diesmal nicht enttäuschte. Als wir an jenem Punkt angelangt waren, an dem Raucher ihre Zigaretten anzünden und Nichtraucher sich in die Kissen sinken lassen, standen wir auf und traten auf den Balkon. Dort verfolgten wir Hand in Hand das Schauspiel der Hitzeblitze in der Entfernung, ein gewaltiges gelbes Flackern, ein wunderschönes Feuerwerk in der Kuppel des Nachthimmels. Wir standen einfach da und sogen den Duft eines Sommers in Neuengland ein.
    »Wir fangen schon wieder an, uns aneinander zu gewöhnen«, sagte Margo. »Das solltest du allerdings nicht als Beschwerde auffassen.«
    »Hast du schon mal daran gedacht«, sagte ich, »daß das vielleicht unsere Bestimmung ist?«
    »Bestimmung.« Sie dachte nach. »Ein ziemlich großes Wort, findest du nicht?«
    »Tja, mir scheint, uns verbindet eine Wahlverwandtschaft.«
    »Wahlverwandtschaft? Von wem stammt dieser Ausdruck?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Er ist mir... gerade eingefallen. Es ist von irgendeinem Philosophen, aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, von welchem.«
    »Was mich betrifft«, sagte Margo, »werde ich es einfach einen Tag nach dem anderen angehen und sehen, was passiert. Verstehst du, Nick?«
    »Natürlich«, sagte ich. »Das ist die einzig vernünftige Art zu leben.« Für mich ist das einer der Grundsätze, mit dem die Anonymen Alkoholiker absolut recht haben.
    »Und du wirst mich nicht drängen?«
    »Bestimmt nicht. Ich werde einfach in dein Herz hineinsegeln.«
    »Dummkopf«, sagte sie, und nachdem sie mir einen Kuß gegeben hatte, der all die Lust weckte, auf die ich vielleicht zugunsten der lauen Nachtluft verzichtet hätte, zog sie mich wieder ins Schlafzimmer.

    Bevor wir zu Bett gegangen waren, hatte ich eine eiserne Regel aufgestellt: »Erst die Mahlzeit, dann die Arbeit.« Als wir uns am nächsten Morgen im Eßzimmer einfanden, standen auf dem Büfett kalte Platten mit Schinken und Putenbrust, die ich bei meinem letzten Besuch in Connecticut selbst geräuchert hatte (eines meiner kleineren Talente, aber eines, auf das ich stolz bin), dazu eine Sauce aus Mayonnaise und Dijon-Senf. Außerdem gab es eine große Schüssel pasta e pesto auf einem Bett aus römischem Salat sowie Obstsalat mit Eis. Dieses üppige Frühstück wurde abgerundet durch einige Flaschen Taittinger und Krüge mit frisch gepreßtem Orangensaft. Ich trank den Champagner pur, wie die meisten anderen. Nur Poole begnügte sich mit Orangensaft.
    »Wenn ich jetzt Champagner trinke, kann ich mich nicht mehr konzentrieren«, sagte er, »und dabei freue ich mich schon auf dieses — wie haben Sie es genannt, Margo? Dieses Detektivspiel?«
    »Ja, genau.«
    Joe Scanlon mußte uns daran erinnern, daß Mord »eine ernste Sache« sei. »Das ist kein Spiel«, sagte er. »Und hier geht es sogar um zwei Morde. Oder wollen wir den zweiten etwa außer acht lassen?«
    »Meint ihr nicht auch«, warf Tim ein, »daß es eine Verbindung zwischen den beiden Morden gibt? Daß der zweite einfach eine Folge des ersten war und von Foxcrofts Mörder verübt wurde, um seine erste Tat abzusichern?«
    Als glücklicher Überlebender eines Anschlags, aus dem leicht ein Doppelmord hätte werden können (wie gut, daß ich keinen Rosé mag!), konnte ich nur zustimmen. Susan mußte etwas gewußt haben.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher