Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
konnten.
    «Hör mal, Karlsson», begann Lillebror, aber dann stockte er, denn er merkte plötzlich, daß Karlsson ein brummiges Gesicht machte. Er schaute Lillebror verdrossen an und schob schmollend die Lippen vor.
    «Hier kommt man ausgehungert her», sagte er, «aber wer bietet einem einen Stuhl an und stellt einem einen Teller hin und bindet einem ein Lätzchen um und tut einem einen Haufen Grütze auf und sagt, man solle nun einen Löffel für Mama nehmen und einen Löffel für Papa und einen Löffel für Tante Augusta...?»
    «Wer ist Tante Augusta?» fragte Lillebror neugierig.
    «Keine Ahnung», sagte Karlsson.
    «Dann brauchst du doch für die keinen Löffel zu essen», meinte Lillebror und lachte.
    Aber Karlsson lachte nicht.
    «So, das meinst du? So, man soll also verhungern, nur weil man nicht alle Tanten kennt, die irgendwo sitzen und maulen, vielleicht am Ende der Welt oder wo sie nun gleich wohnen!»
    Lillebror holte schnell einen Teller herbei und forderte Karlsson auf, sich Grütze zu nehmen. Und immer noch leicht verdrossen, füllte Karlsson sich eine Kelle Grütze nach der anderen auf den Teller, und zuletzt nahm er den Zeigefinger zu Hilfe, um den Rand sauberzuwischen.
    «Deine Mama ist herzig», sagte Karlsson, «es ist nur schade, daß sie so fürchterlich geizig ist. Viel Grütze habe ich im Laufe meines Lebens gesehen, aber nie so wenig.»
    Er kippte die Zuckerschale über seinen Teller aus und machte sich ans Essen. In den Minuten, die nun folgten, hörte man in der Küche nichts als das schlürfende Schmatzen, das entsteht, wenn jemand in wahnsinniger Eile Grütze ißt.
    «Für einen Löffel für Tante Augusta reichte es leider nicht mehr», sagte Karlsson und wischte sich den Mund. «Aber wie ich sehe, sind hier Wecken! Ruhig, nur ruhig, Tante Augusta-chen, bleib ganz ruhig da sitzen, wo du sitzt, ich verdrücke dann eben statt dessen zwei Wecken! Oder vielleicht auch drei — oder vier — oder fünf!»
    Während Karlsson Wecken futterte, saß Lillebror dabei und grübelte darüber nach, wie er ihn am besten warnen könnte. Vielleicht war es ebensogut, er ließ es ihn selber lesen, dachte Lillebror und schob Karlsson etwas zögernd die Zeitung hin.
    «Sieh mal, das da auf der ersten Seite», sagte er finster, und Karlsson guckte hin.
    Er schaute es sich mit dem größten Interesse an, und dann setzte er einen kurzen dicken Zeigefinger auf das Bild mit dem weißen Dampfer.
    «Oje, oje, jetzt ist wieder ein Dampfer umgekippt», sagte er. «Nichts als Unglück und Unglück in der Welt.»
    «Du hältst ja die Zeitung verkehrt rum», sagte Lillebror.
    Er hatte lange den Verdacht gehabt, daß es mit Karlssons Lesekünsten nicht weit her war. Aber Lillebror war ein gutherziger kleiner Kerl, der niemanden betrüben wollte, am allerwenigsten Karlsson. Daher sagte er nicht «haha, du kannst ja nicht lesen», sondern drehte die Zeitung und das Schiff richtig herum, damit Karlsson sah, daß es sich nicht um ein Schiffsunglück handelte.
    «Hier steht aber was über ein anderes Unglück», sagte Lillebror. «Paß auf, jetzt kannst du was erleben!»
    Und dann las er Karlsson laut von der fliegenden Tonne und dem kleinen, unheimlichen Spion vor, der gefangen werden müsse, und von der Belohnung und was da sonst noch stand.
    «Man braucht das Ding nur auf der Redaktion dieser Zeitung abzuliefern und kann das Geld in Empfang nehmen», schloß er mit einem Seufzer.
    «Hoho», brüllte Karlsson und hopste ein paarmal eifrig und fröhlich hoch, «hoho, der kleine unheimliche Spion ist schon so gut wie geschnappt. Läute die Redaktion der Zeitung an und sag ihnen, ich liefere das Ding schon heute nachmittag ab.»
    «Was meinst du damit?» fragte Lillebror erschrocken.
    «Der beste Spionfänger der Welt, rate, wer das ist», sagte Karlsson und zeigte stolz auf sich selbst. «Der Unterzeichnete: Karlsson. Wenn ich erst mit meinem großen Schmetterlingsnetz angestiegen komme! Sollte dieser kleine, unheimliche Spion wirklich hier im Vasaviertel herumfliegen, dann hab’ ich ihn noch vor Abend in meinem Kescher, da können die sicher sein. Übrigens, hast du irgendeinen Koffer, in dem die zehntausend Platz haben?»
    Lillebror seufzte von neuem. Die Sache schien noch verzwickter zu werden, als er gedacht hatte. Karlsson begriff ja nichts.
    «Lieber Karlsson, hast du nicht verstanden, daß du die fliegende Tonne bist? Du bist es, den sie fangen wollen, das mußt du doch begreifen!»
    Karlsson hielt mitten in einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher