Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
bin, sie einfach zu fragen?« fuhr er
herausfordernd fort.
    Anna mußte wider Willen lachen: »Meine Mutter hat mir beigebracht,
nicht mit Fremden zu gehen.«
    Pete zog einen Ausweis hervor: »Ich bin Polizist. Sie sind bei mir
in besten Händen.« Anna blickte überrascht auf den Ausweis. »Ist Ihr Interesse
an meinem Vortrag beruflicher Natur?«
    Lässig klappte Pete den Ausweis zusammen und steckte ihn wieder ein.
Sein Blick glitt an Annas schlanker Figur hinab, wanderte lächelnd wieder hoch
zu ihrem fein geschnittenen Gesicht mit den leicht schräg stehenden Augen:
»Wenn Sie klein, alt, fett und faltig wären, würde ich mich mit der Lektüre
Ihres Buches begnügen und den Wein allein trinken. Aber das sind Sie nicht.«
    Wieder mußte Anna lachen: »Sie sind wirklich unverschämt. Frech,
sexistisch und arrogant.«
    »Das heißt, Sie kommen mit?« grinste Pete.
    Anna nickte.
    Astrid schaltete angewidert die Spätnachrichten aus. Der
Plasmabildschirm erlosch mit einem leisen Zirpen.
    »Schon wieder so ein schrecklicher Kindermord«, sagte sie zu ihrem
Mann. Karl gab keine Antwort, doch das war Astrid gewohnt.
    »Bei Saarbrücken. Du warst doch gerade in Saarbrücken«, fuhr sie
fort. Ihr Mann blickte von seinem Wirtschaftsblatt auf und sah sie scharf an:
»Ja. Und? Viele Leute waren in Saarbrücken. Und sind in Saarbrücken. Und werden
in Saarbrücken sein.«
    Astrid spürte seine Verärgerung. »Ich meine ja nur«, fügte sie
abwiegelnd hinzu.
    » Was meinst du ja nur?« Karls Tonfall war
herrisch.
    »Ist doch bestimmt seltsam, wenn so was passiert, und man ist so …
so dicht dran … irgendwie.«
    Er schwieg.
    Sie erhob sich aus den Polstern der cremefarbenen Couchgarnitur, warf
ihm einen kühlen Blick zu und verabschiedete sich ins Bett. Müden Schrittes
durchquerte sie das sechzig Quadratmeter große Wohnzimmer und ging nach oben.
Eines sinnlosen Tages einsame Nacht lag vor ihr. Kaum war sie weg, ging Karl in
sein Arbeitszimmer, das ans Wohnzimmer angrenzte. Er goß sich einen Cognac ein.
Seine Hand zitterte leicht. Er trat ans Fenster und schaute hinaus in den
dunklen Garten. Es war totenstill hier am Nordrand von Hamburg. Die Nachbarn
schliefen, um am nächsten Tag den Anforderungen ihrer wohlerzogenen Kinder und
ihrer gutdotierten Jobs an der Uni, beim NDR oder in irgendeinem
Krankenhaus gewachsen zu sein.
    Er wußte, daß er handeln mußte. Seine Frau, die dumme Pute, hatte
recht: Das kam viel zu dicht an ihn ran. Karl griff zu seinem Handy und wählte
eine Nummer, die wohlweislich nicht eingespeichert war.
    »Hey, Joe«, sagte er leise, »es gibt was zu tun für dich.«

Samstag, 25. Juni
    Am Samstag morgen, es dämmerte schon, kam Anna nach Hause
zurück. Völlig erledigt schleppte sie sich die Treppe ins obere Stockwerk hoch,
zog ihre Kleidung aus, ließ sie fallen, wo sie gerade stand, und legte sich ins
Bett. Doch sie konnte nicht einschlafen, denn die vergangene Nacht tobte noch
durch ihr System. Sie hatte Pete nach dem Vortrag in die nächstgelegene Kneipe
im Univiertel geschleppt und mit ihm getrunken. Sie hatte viel zu viel
getrunken, vermutlich immer noch bemüht, den Nachmittag mit ihren Eltern wenn
nicht zu vergessen, so doch zu ertränken. Pete war eine gute Ablenkung gewesen.
In charmantem Plauderton hatte er ihr von seiner deutsch-amerikanischen
Herkunft erzählt, vom Studium in Chicago und seiner Ausbildung beim BKA
und FBI.
Die politische Diskussion, die sie um Bush, den Irak, Guantánamo und die
Todesstrafe anzuzetteln bemüht war, wurde von ihm mit der souveränen Eleganz
eines geübten Wortfechters pariert und im Keim erstickt. Er wollte mehr über
sie und ihre Arbeit wissen, doch sie weigerte sich mit einem für sie
untypischen Anflug von Koketterie, ihm den Vortrag noch einmal zu halten.
    »Im Grunde interessieren wir uns für ein und dasselbe«, hatte Pete
gesagt. »Für Mörder.«
    »Ich interessiere mich nicht für Mörder, sondern für Menschen, die
sich für Mörder interessieren«, entgegnete sie.
    »Dann interessieren Sie sich für mich«, war Petes mit aufforderndem
Lächeln vorgebrachte Schlußfolgerung.
    Nach diesem Satz lief der Abend irgendwie aus dem Ruder. Das vierte
Bier erleichterte Anna das Flirten ungemein, außerdem war es schon einige
Monate her, daß ihr ein Mann sein Begehren so offensichtlich gezeigt hatte. Die
Angebote, die sie üblicherweise bekam, waren von linkischen Studenten linkisch
formuliert und würden unweigerlich zu ebenso linkischen Nummern in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher