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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
Autoren: Marina Heib
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obwohl Kurt
Michaely, der BKA-Präsident, zuerst vehement gegen Christian
votierte. Fachlich besaß Christian zwar einen sehr guten Ruf, doch er war als
Querkopf verschrien, der gern Alleingänge unternahm, ohne sich in Hierarchien
einzufügen. Schon mehrfach war Christian im Laufe seiner Karriere mit diversen
Vorgesetzten aneinandergeraten, und mit Michaely verband ihn eine besonders
intensive gegenseitige Abneigung, die allerdings von privaten Zwistigkeiten
herrührte. Vor Jahren war Christian bei einer Faschingsfeier auf dem Kommissariat
mit Michaelys Frau in dessen Büro überrascht worden, in einer eindeutigen
Situation. Michaely war monatelang dem Spott der Kollegen ausgesetzt gewesen
und hatte Christian diesen Zwischenfall nie verziehen.
    Dennoch gab Michaely in der Diskussion um den SOKO-Leiter
schließlich nach, denn ihm war in offenen Gesprächen mit dem Innenminister
klargeworden, daß Christian doppelt funktionierte: Seine bisherigen Resultate –
Christian hatte schon sieben von acht ihm übertragene Mordfälle scheinbar
mühelos aufgeklärt – befähigten ihn für das Gelingen des heiklen Auftrags,
seine unangepaßte Widerspenstigkeit würde ihn, im Falle des Versagens, zum
Bauernopfer prädestinieren, dem seine Dienstherren nicht allzu viele Tränen
nachweinen würden.
    Christian war sich dessen wohl bewußt, doch es scherte ihn wenig. Er
wollte seine Arbeit machen. Er wollte den Bestatter. Schon bei der ersten
Kinderleiche, die im Norden von Hamburg gefunden worden war, hatte er geahnt,
daß weitere folgen würden. Bei der zweiten Leiche in Berlin regte er über
seinen Dienstherrn, den Polizeipräsidenten von Hamburg, die überregionale
Zusammenarbeit an, doch erst bei der dritten Leiche in Augsburg kam der
Behördenapparat in Bewegung. Christian erhielt freie Hand bei der Auswahl
seines Teams und der täglichen Ermittlungsarbeit, natürlich streng im
gesetzlichen Rahmen, die Landespolizeiämter wurden auf reibungslose
Zusammenarbeit eingeschworen. Doch er verzichtete darauf, sich aus ganz
Deutschland die Spezialisten zusammenzusuchen. Er griff lieber auf die Leute
zurück, mit denen er seit Jahren vertrauensvoll reden und schweigen konnte. Den
Profiler, den ihm Michaely zur Seite stellen wollte, um damit ein Mindestmaß an
Kontrolle über die SOKO auszuüben, plante Christian schlicht zu
ignorieren.
    Auch um den Hamburger Polizeipräsidenten scherte er sich wenig. Der
betrachtete die rein hamburgische Zusammensetzung der nun offiziell »SOKO
Bund« genannten Truppe zwar als seinen ganz persönlichen Erfolg, war aber mehr
als ungehalten darüber, daß die Leitung nicht seinem Protegé Martin Ganske
übertragen worden war und daß Christian zudem auch nur Oberstaatsanwalt Waller
würde Rede und Antwort stehen müssen. Der Polizeipräsident fühlte sich
übergangen und reagierte kleinlich: Christian und seine »SOKO
Bund«, von mißgünstigen Kollegen bald in »SOKO Schund« umgetauft,
wurden aus dem modernen, perfekt ausgestatteten Polizeipräsidium ausgelagert in
eine marode Sechs-Zimmer-Altbauwohnung in der Schanzenstraße, die vor Jahren
angemietet worden war, um den Drogenumschlagplatz am S-Bahnhof gegenüber zu
beobachten. Die offizielle Begründung lautete: »Damit ihr in Ruhe arbeiten
könnt.« Christian war das nur recht. Er wollte den Bestatter. Und je weniger
ihn dabei von Neid zerfressene Kollegen oder beleidigte Vorgesetzte störten, um
so besser.
    Es war heiß und stickig im Besprechungszimmer, da sich der
Sommer am Wochenende mit glühender Intensität über der Stadt ausgebreitet
hatte. Von einer Klimaanlage wie im Polizeipräsidium konnten Christian und
seine Leute in ihrer kleinen Bruchbude nur träumen. Alle waren pünktlich da,
legten die Unterlagen vor sich auf den Tisch und breiteten die Beweisstücke
aus. Eberhard heftete die Fundort- und Leichenfotos und den in Saarbrücken
vorgefundenen Psalm an die Pinnwand, die schon reichlich bestückt war mit dem
Material der vorhergegangenen Morde. Daniel steckte einen kleinen Ventilator in
die Steckdose, plazierte ihn neben sich, da er aufgrund seines leichten
Übergewichts schnell ins Schwitzen geriet, und installierte sein Laptop,
bereit, bei plötzlich auftauchenden Fragen sofort zu recherchieren. Yvonne, die
kleine, 22jährige Assistentin mit dem blondierten Wuschelkopf, brachte ein
Tablett mit mehreren Flaschen Wasser, zwei Kannen Kaffee und ein paar Tassen
herein und setzte sich dazu.
    Christian eröffnete die Sitzung mit
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