Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Besen im System

Titel: Der Besen im System
Autoren: David Foster Wallace
Vom Netzwerk:
fortbestehende Neurose die Frau sehr bald wieder in andere, externe Beziehungen treiben wird, und seine Oberlippe zuckt auf diese entsetzlich winzige Weise, um ihr zu verstehen zu geben, dass er ihr verzeiht, doch das herzzerreißend winzige Zucken geht natürlich im Blutbad der versuchten Lippen-Entfernung unter, die Frau sieht kein Zucken, so sehr sich der hilflose Dentist auch bemüht, und so reißt sie sich in Verzweiflung, Entsetzen und Schuldgefühlen von ihm los und läuft hinaus und geht erst einmal shoppen.«
    »Shoppen?«
    »...«
    »Shoppen?«
    »Lenore, schau doch mal. Das Blitzen auf dem Wasser! War das ein Sonne-trifft-Fernglas-Aufblitzen?«
    »...«
    »Aber ja, ich täusche mich nicht. Lenore, was geht hier vor?«
    »...«
    »Aber ja. Das ist Lang, in einem Boot. Sie rudern auf uns zu. Sie haben uns beobachtet, Lenore. Hör doch, jetzt ruft er uns etwas zu. Was ruft er uns zu?«
    »Rick, ich kann alles erklären ...«
    »Kein Problem. Lass mich nur kurz die ... ich muss mich beeilen.«
    »Was ist das denn?«
    »Es ist unsere Verbindung, Lenore. Ich verzeihe dir.«
    »Handschellen? Du willst mir mit Handschellen verzeihen ... und mit der Aufschrift ›Bambi's Bondage-Kata- kombe‹?«
    »Die... geradezu schmerzlich schöne Frau kehrt noch in derselben Nacht an das Bett des Dentisten zurück. Sie hat das Buch mitgebracht, McTeague . Sie kommt also in der Nacht zu ihm und tippt ihm das Ende von McTeague auf die Lippen. Der Höhepunkt des Buches. Kennst du den Schluss und Höhepunkt von McTeague ?«
    »Rick, jetzt beruhige dich doch.«
    »Am Schluss des Buches, seinem Höhepunkt, begegnen wir dem Zahnarzt mitten in der Wüste. Er ist mit Handschellen an die Leiche seines ärgsten Feindes Marcus Schouler gefesselt.«
    »Wüste? Handschellen? Leiche? O Shit. Andy! Andy! «
    »Nicht Andy. Schouler.«
    »Rick...«
    »Und als sie ihm also die Geschichte auf die Lippe tippt, was sie unendlich vorsichtig tut, um dem Dentisten nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen, und als sie dann in sein regloses Gesicht schaut, sieht sie eine einzelne Träne aus seinem teilweise sedierten Auge quellen und die Wange hinunterrinnen, bis sie still von einer Mullbinde aufgesaugt wird. Auch sie weint jetzt, lautlos ... und holt ein Paar Handschellen hervor, die sie nämlich an diesem Tag unter Aufbietung einer enormen Geldsumme und trotz der Peinlichkeit gekauft hat, und ... kettet sich ... an das Handgelenk des theoretischen Dentisten, sein ungenügendes Handgelenk, wobei ...«
    »He, was machst du da? Lass mich los!«
    »... mit einem satten Klicken ... die Handschellen einschnappen.«
    »Herrgott, Rick. Die machst du sofort wieder ab. Lass mich frei. Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht auf diesen Folter-Kram abfahre, aber dir ist das ganz egal. Du bist echt krank im Kopf.«
    »Folter, Lenore? Folter? Lenore, ich vergebe dir.«
    »Was denn vergeben, verdammt? Hilfe! Andy! Neil!«
    » Lenore! «
    »Verdammt, Rick, jetzt reicht's. Du willst mit mir nicht reden. Ich schon. Ich wollte mit dir reden. Ich habe gesagt: Komm, wir müssen reden. Na gut, Rick, dann eben nicht. Das war's dann zwischen uns.«
    »Nun sind wir vereint, mein Zentrum und Bezugspunkt! In Zucht und Entsagung! Unsere Körper sind nichts als tote Hüllen!«
    »Wo hast du den Schlüssel? Gott, Andy, guck mal, ob er den Schlüssel irgendwo hat.«
    »Was zum Teufel ist hier los?«
    »Bist du blind? Er hat uns aneinander gekettet!«
    »Jetzt pass mal gut auf, du Würstchen. Rück den Schlüssel raus oder dein Arsch ist Gras!«
    »Du bist gefeuert, Lang. Ich entlasse dich!«
    »Entlassen am Arsch. Du lässt sofort die Lady frei.«
    »Lenore, wir wollen gemeinsam zu leeren Hüllen schrumpfen. Wir verbluten in den Himmel. Verstehst du das denn nicht?«
    »Wanger, sehe ich das richtig? Fängt dieser Pisser hier an zu flennen?«
    »Halt die Schnauze, Neil.«
    »Rick, bitte, tu das nicht. Wir können noch immer über alles reden. Aber sitz nicht einfach im Sand und heul. Jeder kann dich sehen. Komm, steh auf.«
    »Vereinigt im Licht des Himmels, Lenore. Siehst du das Licht des Himmels? Morgen- und Abenddämmerung werden sich aus unseren Adern nähren. Wir werden überall sein. Wir werden alles sein. Wir werden gigantisch sein.«
    »Wie rührend.«
    »Schnauze, Neil.«
    » Überlebensgroß. «
    »Hör mal zu, R. V. Steh auf, dann sprechen wir darüber. Aber mach diese Scheißdinger ab.«
    »Sie ist gefesselt an eine Leiche in der Wüste. Begreifst du ... die Komik
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher