Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beschriebene Taennling

Der beschriebene Taennling

Titel: Der beschriebene Taennling
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
Nämliche. Da fuhr Hanns mit der Hand über sein Angesicht, und sagte die Worte: »Es muß etwas Verworrenes gewesen sein, um das ich gebeten habe.«
    Dann nahm er den Rok etwas enger zusammen, und drükte die Oberarme gegen den Leib; denn es war ihm im Schlafe sehr kalt geworden. Dann ging er wieder gegen den Baumstamm, und griff mit den Händen in der Gegend, wo er die Axt hingelehnt hatte. Als er sie gefunden hatte, nahm er sie in die Hand, trat weg und sah wieder auf den Baum. Dann sah er noch einmal hinauf, schulterte dann seine Axt und ging von der Stelle fort.
    Er ging in anderer Richtung als er gekommen war, er ging zwischen den Stämmen und an den hie und da von dem Monde beleuchteten Gesträuchen dahin.
    Als der Morgen anbrach, an dem die Treibjagd im Langwalde sein sollte, war er schon weit von demselben entfernt. Er ging auf den baumentblößten Höhen dahin, die nicht weit von dem Markte Wallern sich hinziehen.
    Der Mann schien ganz gebrochen zu sein. In einer Hütte, die eine halbe Stunde Weges von Wallern liegt, bat er um eine Suppe. Als man ihm dieselbe aus Milch und Mehl gemacht hatte, und als er dieselbe getrunken hatte, begab er sich wieder auf den Weg. Er lenkte von der bisherigen Richtung ab und schlug die nach dem Thußwalde ein.
    Als er in seinem Holzschlage angekommen war, legte er sich unter der Bretterhütte in das Heu und in die getrokneten Kräuter des Waldes, die dort zur Lagerstelle waren. Dort blieb er immer liegen, so lange die Festlichkeiten in Oberplan dauerten, und so lange die anderen Holzknechte, welche freie Zeit hatten, zur Beschauung derselben sich draußen befanden. Nur ein Paar alte Weiber waren wegen Beschwerlichkeit des langen Weges zurük geblieben, sie unterhielten das Feuer vor der Hütte, kochten sich und gaben auch Hanns zu essen.
    Die Jagd im Langwalde war an dem Tage abgehalten worden. Guido stand schon vor Aufgang der Sonne an dem beschriebenen Tännlinge. Weiter unten im Dikichte stand sein Diener, und so waren in dem ganzen Walde die einzelnen Männer zerstreut, daß das Wild, wenn es vor dem Lärme der Treiber dahin strich, zu Schusse käme, und seinen Zoll, bevor es in unbesezte Reviere ausbrechen konnte, abgäbe. Die meisten Schüzen zogen diese Art Jagd bei weitem einer Nezjagd vor, weil dem Wilde der Raum zur Flucht gegeben ist, und eine Geschiklichkeit erfordert wird, den Augenblik zu benüzen, um das flüchtende Gewild nieder zu streken. Nur das Volk hatte von dieser Jagd weniger Vergnügen, weil es nicht zuschauen und sich nur an dem heimgebrachten Wilde, an den Sträußen auf den Hüten und an den fröhlichen Mienen der Schüzen ergözen konnte. Guido hatte einen Hirsch an dem beschriebenen Tännlinge geschossen, ein Anderer etwas anderes, und so vergnügt waren alle Schüzen, daß man noch ein zweites Treibjagen verabredete, ehe es zu dem Balle auf den Moldauwiesen käme, obwohl dieses zweite Treibjagen nicht in dem ursprünglichen Plane gelegen war.
    An der Ausschmükung und Herstellung der Gebäude auf den Moldauwiesen zu dem großen Tanzfeste wurde auch auf das Eifrigste gearbeitet.
    Indessen geschah das Außerordentliche, was manche geahnt, manche vorausgesagt, und doch wenige eigentlich geglaubt hatten. Hanna wurde öffentlich als Guido's Braut erklärt. Sie sollte mit ihm sammt ihrer Mutter auf seine Besizungen geführt und dort getraut werden. Von dem Augenblike der Erklärung an stand immer ein schöner leichter Wagen vor dem weißen Häuschen, den sie beliebig gebrauchen konnte. Kleider und Schmuk waren auch angekommen. Die Bewohner von Pichlern sahen sie in einem schönen Gewande, um den Hals hatte sie ein glänzendes kostbares Ding, und um den schönen Arm einen goldenen Ring.
    Das zweite Treibjagen war in einer andern Waldgegend abgehalten worden.
    Jezt kam auch die Nacht des Tanzfestes, des lezten Festes, das gefeiert werden sollte. Die Holzgebäude mit allen ihren Ausschmükungen waren fertig geworden. Unermeßliche Zuschauermengen strömten von allen Gegenden zusammen, und drängten sich in dem Raume außerhalb der Säulen. So viele Lichter waren angezündet worden, daß man meinte, der ganze innere Bau lodere im Feuer. So viele kunstreich gemachte Blumen waren verschwendet worden, daß man meinte, so viele natürliche könnten in zwei Jahren nicht in Oberplan wachsen. Die Herren und Frauen waren so schön, so außerordentlich schön, daß Alles, was man bisher gesehen hatte, nur ein Spielwerk und ein kindisches Ding dagegen war. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher