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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman
Autoren: Andrea Schacht
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zivilisiert verhalten. Mich verlangt nach dir. Ich kann dir nicht beschreiben, wie sehr.«
    Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen über seine Brust. Ich fühlte sein Herz schlagen.
    »Komm!«, sagte ich, und meine Stimme war heiser vor Begehren.
    Er nahm mich am Arm und ging zum Schlafzimmer.
    Es war überwältigend, seine Hände auf meinem Körper zu fühlen, es war überwältigend, über seine bloße Haut zu streichen, seine Küsse zu erwidern, seine Zunge in meinem Mund zu spüren. Doch es gab keine ausgefallenen Zärtlichkeiten, kein langsames Reizen der Sinne. Zu sehr drängte es uns zueinander.
    »Ana«, keuchte er und bewegte sich langsam, aber mit kaum zurückgehaltener Kraft, und so schmolz ich in seinen Armen und verlor mich in einer Welt von Glut und Feuer.
    Später zog er mich über sich. Meine linke Seite lag an seiner Brust, und meine Haare flossen über ihn. Unsere Herzen rasten, unser Atem ging noch immer heftig. Seine Arme aber hielten mich fest.
    »Ana, Anahita.«
    »Ich bin da.«
    »Es ist gut. Ich weiß nicht, was vorher gefehlt hat, aber jetzt ist es gut.«
    Wie blieben aneinander geschmiegt liegen, und ich versank in einen schlafähnlichen Zustand. Irgendwann merkte ich, wie er über meinen Arm streichelte und öffnete wieder die Augen.
    »Die Wunde ist abgeheilt?«
    »Ich habe eine Hauttransplantation vornehmen lassen. In der Woche, nachdem wir uns getroffen haben.«
    »Ja, du hast erwähnt, dass du auf eine Operation wartest. Ana – in meinen schlimmsten Träumen habe ich befürchtet, du hättest sie möglicherweise nicht überlebt. Operationen sind nie ohne Risiko. Und es schien mir so unglaublich, dass du dich nicht mehr gemeldet hast.«
    Ich fuhr mit den Fingern durch die grauschwarzen Locken auf seiner Brust. Sie zogen sich in einem schmalen Streifen bis über den Bauch nach unten. Er fing meine Hand ab.
    »Sie wollten auch mein Gesicht operieren. Ich habe es abgelehnt.«
    »Sie hätten dir auch die Haare abschneiden können. Ärzte sind unsäglich.«
    »Nicht alle, Carl war sehr verständnisvoll.«
    »Carl?«
    »Der plastische Chirurg.«
    »Und ein Freund?«
    »Ein wertgeschätzter, ja.«
    »Und wer sind noch deine Freunde?«
    Ich musste plötzlich hemmungslos kichern.
    »Oh, auf der Suche nach dir habe ich mir einige gemacht. Zum Beispiel den Valentin Cornelius. Ein ganz reizender Mann.«
    »Ach ja?«
    »Mh, sieht dir auf den ersten Blick sogar ein bisschen ähnlich. Hat auch diese schwarzen Haare...«
    Wieder wurde meine Hand abgefangen.
    »So nahe bist du ihm gekommen?«
    »Nein, nein. Er hat da, wie er sagt, andere Pferdchen laufen, und ene mit esu ener lädierten Front, ne, die wör nix für ihn. Aber er hat mir angeboten, seine Freunde auf dich anzusetzen und dich, bei erfolgreicher Suche, mir zusammengefaltet zuzustellen. Weiß Bescheid? Jote Fründe stonn zesamme!«
    Valerius Brustkasten bebte leicht, aber er hielt sich bewundernswert zurück.
    »Nun, dann sollte ich mich wohl etwas vorsichtiger bei meinen Besuchen im Rotlichtviertel bewegen.«
    »Ach, nicht nötig, ich sagte ihm, dass ich das lieber den Mühlen der Justiz überlassen werde. Da hab ich nämlich inzwischen auch Freunde.«
    »So?«
    »Ja, den scharfen Richter Fabian.«
    »Sag mal, hast du irgendein Verbrechen begangen, um mich aufzustöbern?«
    »Aber nein, ich doch nicht. Du, mein Lieber. Dir wird in den nächsten Tagen eine Vorladung ins Haus flattern.«
    »Wessen bin ich angeklagt?«
    »Na, Nötigung.«
    »Anita?«
    »War einer meiner besseren Einfälle, nachdem dasStraßenverkehrsamt wenig hilfreich war. Ich hatte nämlich die Buchstaben deines Autokennzeichens behalten. Leider ist dieser Valentin Cornelius ein besserer Kandidat gewesen als du. Aber ich muss sagen, meine erste Wahl ist er nicht.«
    »Du hast mich angezeigt?«
    »Ja. Entschuldige, ich wusste mir keinen anderen Weg. Bist du böse? Ich ziehe morgen die Anzeige zurück, ehrlich.«
    Er war nicht böse, er begann einfach nur zu lachen. »Der Himmel bewahre mich vor kreativen Weibern!« »Soll er das wirklich? Der Himmel erhört nämlich
    derart leidenschaftliche Gebete!«
    »Nein, das soll er nicht!« Valerius hatte sich umgedreht, und ich lag wieder unter ihm. Er strich mir die Haare aus dem Gesicht und küsste mich. »Nein, das nicht.«
    Er war einfühlsam und zärtlich, wissend und verlangend. Und ein klein wenig skrupellos.
    Ich auch.
    »Mein Herz, du machst mich wahnsinnig.«
    »Ein bisschen Wahnsinn braucht der Mensch.« Er fing meine Hand diesmal
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