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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman
Autoren: Andrea Schacht
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gut.«
    »Sie haben gesagt, ihr Zustand ist ernst!«, sagte sie tonlos.
    »Aber nicht, was es ist?«
    »Nein. Sie bringen sie ins Stadtkrankenhaus.«
    »Gut, dann fahren wir auch gleich dorthin!«, sagte Valerius.
    Cilly sah auf und betrachtete ihn aufmerksam. »Sie sind Valerius?«
    »Ja, Cilly.«
    »Sie sehen genauso aus, wie ich Sie mir vorgestellt habe!«, meinte Cilly mit einem winzigen Lächeln.
    »Ist das schlimm?«
    »Nein, das ist gut. Sogar sehr gut.«
    »Schön. Gibt es etwas, das wir mitnehmen sollten?« »Ihre Sachen hat sie zu Hause.«
    »Hast du einen Schlüssel?«
    »Ich habe ihn. Ich wohne im Augenblick bei ihr. Meine Eltern sind auf einem Seminar.«
    »Anita, gibt es hier so etwas wie ein Badezimmer?« »Ja, warum?«
    »Flacher Atem und Bewusstlosigkeit – könnte sie Medikamente genommen haben? Dann wäre es gut, sie mit in die Klinik zu nehmen.«
    Ich ging in das Bad und öffnete den Schrank. Außer ein wenig Kosmetika fand ich aber nichts. Ich durchsuchte auch die Borde und anschließend ihre Schubladen. Valerius betrachtete die Abfalleimer. Er holte einen Tablettenstreifen heraus. Leer allerdings.
    »Hatte sie etwas zu feiern, Cilly?«, fragte er, und deutete auf die beiden leeren Sektflaschen.
    »Ihren Erfolg bei der Ausstellung. Ich denke, es waren Leute hier, die ihr dazu gratuliert haben.«
    »Ja, das ist möglich!«, bestätigte ich. »Gefunden habe ich nichts. Aber möglicherweise hat sie zu Hause etwas genommen und ist noch mal hergefahren.«
    »Kommt mit, ihr beiden.«
    Cilly öffnete uns Roses Wohnung, und ich machte mich gleich auf die Suche nach irgendwelchen Arzneimitteln. Valerius half Cilly, ein paar Sachen in eine Tasche zu packen.
    »Leute, das hier habe ich gefunden!«, sagte ich und stellte eine Reihe Tablettenschachteln auf den Esstisch. »Aspirin, etwas gegen Magenschmerzen, Lutschtabletten gegen Halsschmerzen und das hier.«
    Valerius nahm das braune Fläschchen in die Hand. »Das sieht nicht gut aus.«
    »Was ist das?”
    »Ein Beruhigungsmittel. Nehmen wir es mit.« »Seid ihr fertig mit Packen?«
    »Sind wir.«
    Es war nach neun Uhr, als wir das Krankenhaus erreichten. Wie üblich war es schwierig, jemanden zu finden, der uns Auskunft gab. Cilly war mit ihren Nerven völlig am Ende, und ich selbst fühlte mich ebenfalls etwas flatterig. Valerius aber blieb ruhig.
    »Sag mal, was ist mit deinem Freund Carl? Praktiziert der zufällig hier?«
    »Carl, o ja. Aber jetzt ist er vermutlich zu Hause.« »Hast du seine Nummer?«
    »Ja, habe ich.«
    Ich ging vor die Tür und versuchte, ihn zu erreichen. Als er sich meldete, stieß ich unwillkürlich einen Stoßseufzer aus. Kurz erklärte ich ihm, worum es ging.
    »Rose? O weh. Könnte es ein Selbstmordversuch gewesen sein?«
    »Himmel, nein. Warum? Sie ist gerade dabei, ihre Erfolge einzusammeln. Sag mal, wie bekomme ich hier in diesem verdammten Krankenhaus eine vernünftige Auskunft?«
    Carl lachte trocken auf. »Am besten, ich komme vorbei. Geht in den ›Blutigen Tupfer‹. Da treffe ich euch dann.«
    Ich ging zu Cilly und Valerius zurück. Er hatte sich zu ihr gesetzt und hielt ihre Hände.
    »Carl kommt gleich. Wir sollen in der Sandwichbar gegenüber auf ihn warten.«
    »Wirklich ein guter Freund, Anahita. Und die Idee, etwas zu essen ist auch nicht schlecht.«
    »Ich kann nichts essen. Mir ist schlecht!«, jammerte Cilly.
    »Du bekommst einen extrasüßen Kakao.«
    Der Kakao war genießbar, das pappige Sandwich hingegen klebte mir am Gaumen. Aber wenn die Nacht noch länger wurde, brauchte ich etwas Nahrung. Es dauerte noch fast eine Stunde, bis Carl kam. Aber irgendwie bewirkte seine untersetzte Gestalt und sein offenes Gesicht etwas, wodurch es mir leichter ums Herz wurde.
    »Anita, Cilly!«, sagte er und strich dem Mädchen über die Wange.
    »Dr. Carl German, Valerius Corvin«, stellte ich die beiden Männer einander vor.
    »Das also ist dein Valerius?« Carl sah ihn genauso intensiv an, wie Cilly es vorhin auch getan hatte. »Ich glaube, ich verstehe dich.«
    »Es scheint, dass mich Gott und die Welt irgendwie kennen?«
    Valerius lächelte mich an.
    »Hölle und Teufel auch, Valerius. Ich musste doch meinem Arzt erklären, warum er mein Gesicht in Ruhe lassen sollte.«
    »Es fällt unter die Schweigepflicht, Herr Corvin. Ich bin froh, dass Anita Sie gefunden hat. Sie wirkte letzthin ein wenig niedergeschlagen.«
    Valerius legte den Arm um meine Schultern. Carl sah jetzt niedergeschlagen aus. Aber er fasste sich gleich
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