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Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Titel: Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
Autoren: Jennifer Blake
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kein Tierarzt mehr sein wollte. Er schaffte es einfach nicht, diesen angeborenen Widerwillen zu überwinden, er konnte es nicht einmal ertragen, einem Tier eine Kanüle in die Haut zu stechen, geschweige denn einem Menschen.
    Clay riss den Blick von den Einstichen los und schaute das Mädchen wieder an. Plötzlich verspürte er ein seltsames Kribbeln im Bauch. Eingehend musterte er ihr Gesicht – die leuchtend blauen Augen, die fast wie bei einem Erwachsenen wirkenden dichten Augenbrauen, die ausgeprägten Wangenknochen. Das waren einprägsame Merkmale, die er bereits gestern registriert hatte, als er einen kurzen Blick auf die Fotos geworfen hatte. Das Haar hatte sie von ihrer Mutter, aber alles andere an ihr kam ihm seltsam bekannt vor, obwohl er nicht wusste, warum.
    „Lainey! Was machst du hier?“ fragte Janna Kerr von der Tür her. In ihrer Stimme schwang sowohl Verärgerung als auch Sorge mit. Die Kleine wirbelte herum, wobei ihr das schlechte Gewissen unübersehbar ins Gesicht geschrieben war.
    In einer unbewussten Geste der Beruhigung legte Clay ihr die gefesselten Hände auf den Arm. Die silbergrauen Augen der Frau auf der Schwelle weiteten sich bestürzt, als ob sie befürchtete, er könne ihre Tochter anstecken. Wut, die bis jetzt nur in ihm geschlummert hatte, erwachte.
    „Was ist los?“ fragte er in seidenweichem Ton, während er Lainey enger an sich zog. „Möchten Sie nicht, dass Ihre Tochter den Mann kennen lernt, der mit Ihnen die Nacht verbracht hat?“
    „Was reden Sie denn da für einen Quatsch!“ Empört schnappte sie nach Luft. „Lassen Sie sofort meine Tochter los, oder ich werde …“
    „Was denn?“ unterbrach er sie. „Mir noch eine Tasse von Ihrem Spezialkaffee brauen? Besten Dank. Ich glaube, Lainey und ich frühstücken lieber hier. Es sei denn, Sie erklären mir, wie zum Teufel Sie …. ich meine, wie zum Kuckuck Sie dazu kommen, mich hier festzuhalten.“
    Ihr Blick flackerte, vielleicht als Reaktion auf seine offensichtliche Weigerung, ihrer Tochter eine vermeintliche Normalität vorzugaukeln. Dann hob sie das Kinn und machte einen Schritt in den kleinen Raum hinein. „Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Lassen Sie auf der Stelle meine Tochter los, sonst sorge ich dafür, dass Sie es bereuen.“
    „Mama …“, begann Lainey, zwischen deren Augenbrauen sich eine kleine Falte gebildet hatte.
    „Ich bereue es jetzt schon, Lady. Wenn ich gewusst hätte, dass Denise die Angelhütte einer Verrückten überlassen hat, wäre ich Ihnen nicht zu nahe gekommen. Und ich verspreche Ihnen, dass ich in der Sekunde weg bin, in der Sie mich hier losbinden.“
    „Sie werden gehen, wenn ich es sage, und keine Sekunde früher“, antwortete sie. Dann bückte sie sich, schlang Lainey einen Arm um die Taille und hob sie hoch.
    „Nicht, Mama, warte!“
    Clay, der Lainey ebenfalls noch hielt, hätte einfach festhalten können, aber er wollte der Kleinen nicht wehtun und ließ daher los. Dann beobachtete er mit grimmig zusammengepressten Lippen, wie Janna mit ihr auf dem Arm zur Tür ging.
    „Du tust mir weh, Mama“, wimmerte Lainey.
    „Es tut mir Leid, mein Herz, es tut mir wirklich schrecklich Leid, aber ich muss dich hier rausbringen.“
    „Was ist mit ihr?“ fragte Clay schroff.
    Abrupt blieb Janna stehen, als ob sie gegen eine Mauer gerannt wäre. „Gar nichts.“
    „Ach, erzählen Sie mir doch nichts. Ich habe schließlich Augen im Kopf, ganz davon abgesehen, dass ich ein paar medizinische Kenntnisse habe.“
    „Dann sollten Sie mir vielleicht sagen, was das Problem ist.“
    „Ich tippe auf Niereninsuffizienz. Ist es vererbt?“
    „Garantiert nicht“, gab sie leicht erstickt zurück.
    „Dann hat sie sich wohl ein Virus eingefangen oder etwas anderes. Wie weit ist die Krankheit fortgeschritten?“
    „Das geht Sie nichts an.“
    „Soweit ich sehe, ist sie sehr krank.“
    Janna wich alles Blut aus dem Gesicht. „Sie sehen zu viel“, antwortete sie, dann presste sie die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, als ob sie schon mehr gesagt hätte, als ihr lieb war.
    „Und was macht sie dann hier draußen mitten in der Wildnis, in einer alten Angelhütte, die außer fließendem Wasser und Strom über keinerlei moderne Annehmlichkeiten verfügt?“ Er beobachtete sie eindringlich.
    „Das hat etwas mit meinem Beruf zu tun, und ich muss sie mitnehmen. Davon abgesehen habe ich ein Handy, ich kann also jederzeit ärztliche Hilfe holen, falls ich sie benötige. Obwohl das wirklich
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