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Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
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nicht an. Der von dem Unfall bös mitgenommene Van holperte mit krachender Gangschaltung vorwärts, wobei verbogene Metallteile quietschten und schepperten. Dann verschwand er in der Nacht.
    Erst jetzt spürte Tory den Schmerz. Er zerrte an ihrer Schulter und ihrer Brust wie ein lebendiges Ding, das sich unter ihrem Schlüsselbein festkrallte. Sie wollte schreien, wollte sich wehren. Aber sie konnte es nicht. Alles, was aus ihrem Mund kam, war ein gequältes Keuchen. In ihren Augenwinkeln sammelten sich heiße Tränen und rannen über ihre Schläfen in ihr Haar.
    Der Schotter knirschte, als sich Schritte näherten. Wenig später fiel ein Schatten über sie, und gleich darauf ging der Sheriff neben ihr in die Knie. Er zögerte einen Sekundenbruchteil, dann streckte er die Hand aus und tastete nach dem Puls an ihrem Hals. Die Berührung war unpersönlich, aber kompetent. Nach ein paar Sekunden ließ der prüfende Druck nach, woraufhin seine Fingerspitzen behutsam über die seidenbedeckte Wölbung ihrer Brüste wanderten. Er fluchte leise in sich hinein und setzte sich auf die Fersen zurück.
    Tory blinzelte, dann schaute sie dem Mann, der sich über sie beugte, ins Gesicht. Es wirkte in dem gelbgoldenen Licht der Scheinwerfer streng, auf seine raue Art, aber auch irgendwie gut geschnitten. Der im Licht glitzernde Sheriffstern an seinem Hemd, Symbol seiner Amtsgewalt, strahlte etwas Bedrohliches aus. Die makellose Perfektion seiner Uniform mutete im Vergleich mit ihren schlammbespritzten und blutbesudelten Kleidern regelrecht obszön an. Tory spürte augenblicklich Widerwillen gegen ihn in sich aufsteigen.
    „Sie haben auf mich geschossen." In ihren geflüsterten Worten schwang Fassungslosigkeit mit.
    „Was zum Teufel haben Sie anderes erwartet, wenn Sie mit gezogener Waffe auf mich zukommen?"
    Er hob die Pistole, die er zwischen seinen Knien hielt, es war dieselbe, die ihr aus der Hand gerutscht und in hohem Bogen durch die Luft geflogen war. Offenbar war er erst hingegangen und hatte sie aufgehoben, bevor er zu ihr gekommen war. Wahrscheinlich hatte man ihm das auf der Polizeischule so beigebracht, denn immerhin war es die angemessene Reaktion, aber dass er es so wenig eilig gehabt hatte nachzuschauen, ob sie lebte oder tot war, verstärkte ihren Eindruck, schlecht behandelt zu werden, noch.
    „Ich habe nichts gemacht", quetschte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus, um zu verhindern, dass ihre Stimme sie durch ihr Zittern verriet.
    Wenn er sie gehört hatte, beachtete er sie jedenfalls nicht. Er neigte den Kopf und sprach in etwas, das wie ein kleines Mikrofon aussah und an seinem Ärmel befestigt war. „Zentrale? Benötige Krankenwagen für Tatverdächtige. Schussverletzung. Standort Gunter's Road, zwei Meilen südlich der Kreuzung Highway 34."
    „Schon unterwegs, Sheriff." Es war die schroffe Stimme einer älteren Frau.
    Ganz so rücksichtslos wie sie geglaubt hatte war er also offenbar doch nicht. Sie nahm wieder Anlauf, um ihm ihre Situation zu erklären. „Ich bin keine ... keine Tatverdächtige."
    Er musterte sie einen Moment mit unbewegtem Gesicht. Gleich darauf hob er die Pistole, um deren Griff er ein Taschentuch gewickelt hatte, ins Licht, untersuchte kurz das Magazin und ließ dann die Patronen in seine Hand fallen. Nachdem er die Munition eingesteckt hatte, sagte er kühl: „Gedulden Sie sich einen Moment. Ich bin gleich wieder da."
    Sofort stieg Panik in ihr auf. „Wohin ... wohin gehen Sie?"
    „Nur den Verbandskasten aus dem Streifenwagen holen. Bis gleich."
    Kein Mann vieler Worte, wie es schien. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie zu fragen, wie sie sich fühlte, wie sie hieß oder warum sie in dem Van gewesen war. Mit Sicherheit aber hatte in dieser tiefen Stimme nicht einmal der leiseste Anflug von Bedauern darüber, dass er sie angeschossen hatte, mitgeschwungen.
    Tory schaute ihm nach. Seine Bewegungen waren selbstsicher und geschmeidig, und nichts deutete darauf hin, dass er in Eile sein könnte. Als er um den Streifenwagen herumging, verschmolz seine hoch gewachsene Gestalt mit der Dunkelheit, so dass sie sich unwillkürlich fragte, ob er überhaupt noch da war.
    Nach und nach begann der stechende Schmerz in ihrer Schulter wunderbarerweise nachzulassen, obwohl sie immer noch spürte, dass ihr das warme Blut in die Achselhöhlen rann. Ihr Kopf wurde leer. Sie war so müde. Sie erlaubte ihren Augen zuzufallen.
    Sie war kurz davor, ohnmächtig zu werden. Sie wusste
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