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Der Bastian

Der Bastian

Titel: Der Bastian
Autoren: Barbara Noack
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gar keine Zukunftspläne, nicht
einmal die! Die macht dein Freund. Du machst bloß unbedenklich mit. Sagst ja zu
einem Projekt, ohne zu prüfen, ob es überhaupt durchführbar ist und rentabel.
Ferkelzucht — ohne einen Floh in der Tasche! Und mich ziehst du auch noch mit
hinein. Soll ich vielleicht mitkommen, damit ich eure Schnapsidee finanziere?
Ja? Von meinem Assistentengehalt, ja? O Bastian! Morgen kommt vielleicht der
nächste Freund und fragt an, ob du nicht sechseckige Eier mit ihm züchten
willst oder karierte Maiglöckchen.«
    »Na und? Immer noch besser, als jeden Tag am
Fließband stehen!« verteidigte er sich.
    »Du hast noch nicht einmal den Hof gesehen. Aber
du verkaufst bereits Ferkel an ein Hotel, das es vielleicht gar nicht gibt und
wenn, wahrscheinlich seine eigene Metzgerei hat. Und ich soll dabei mitmachen.
Bastian, ja bist du denn...« Sie brach ab und betrachtete ihn kopfschüttelnd.
Ihr Zorn war verraucht.
    »Du regst dich auf«, sagte er.
    »Ja, ja, ich reg’ mich auf bei dem Gedanken, daß
ich dich einmal ernst genommen habe. Du wirst nie erwachsen werden, Bastian,
niemals.«
    »Muß ich denn das?« Und als er ihrem
fassungslosen Blick begegnete: »Schau, Kathinka, es gibt so viele ernst zu
nehmende Erwachsene. Und was richten die zum Teil an. Was richten die für
Schaden an im Vergleich zu mir. Stimmt’s?«
    Er wollte keinen Streit mit ihr. Seine Hand fuhr
versöhnlich durch ihr Haar, aber sie wich ihm aus.
    »Laß das.«
    »Warum?«
    »Du hast immer eine Entschuldigung für deine
Schlampereien! Deine spinnerten Ideen! Und von mir verlangst du, daß ich auch
welche für dich habe. Es ist so bequem für dich, nicht für erwachsen genommen
zu werden. Der liebe, nette, putzige Junge, den jeder mag. Ach Bastian.« Sie
wandte sich ärgerlich ab, rauchte eine Zigarette an, zog nervös an ihr, sie
brannte nicht, er wollte ihr Feuer geben und durfte nicht. Kathinka wandte sich
ab und ging von ihm fort.
    Und jetzt begriff er endlich.
    »Du hast es satt mit mir«, sagte er.
    »Ja.«
    »Schade.«
    »Ja, sehr schade. Ich dachte immer, du würdest
eines Tages Vernunft annehmen, wenigstens mir zuliebe. Du hast dich nicht
einmal bemüht.«
    Bastian wurde wütend. »Und nun hast du
festgestellt, daß du einen >richtigen Mann< brauchst. Einen, zu dem du
>aufschauen< kannst. Der >im Leben was darstellt<. Der dir
Sicherheiten bietet< und den >Rahmen<, den du brauchst. Zu schade, daß
du meinetwegen deinen wunderbaren Chefarzt hast laufenlassen, aber vielleicht
will er noch. Frag ihn mal, vielleicht...«
    »Hör doch auf«, sagte sie dazwischen und wirkte
plötzlich erschöpft. »Das ist es ja gar nicht.«
    »Was ist es denn dann, bitte schön?«
    Kathinka setzte sich auf eine Sessellehne. Sie
griff nach ihrem Glas und stellte es wieder hin, ohne getrunken zu haben. »Ich
bin einfach nicht mehr jung genug für dich und nicht genug leichtfertig, um
deine Schnapsideen mitzumachen. Verstehst du? Andererseits bin ich noch nicht
so alt, um die nötige Toleranz für dich aufzubringen. Wir sind zu verschieden,
Bastian. Das einzige, was wir jemals gemeinsam hatten, war unsere
Verliebtheit.«
    »Hatten — « sagte er ärgerlich. »Du redest, als
ob schon alles vorüber wär’.«
    Und während er das sagte, wurde auch ihm bewußt,
daß dies nicht nur eine ihrer immer häufiger auftretenden
Meinungsverschiedenheiten war, denen eine Versöhnung folgte. Darüber war er
sehr erschrocken.
    »Ich hab’ dich doch lieb, Kathinka. Ich hätt’
noch nie ‘ne Frau so lieb wie dich.«
    »Ich glaub’s dir«, sagte sie. »Aber es ist wohl
nicht genug.« Er wollte widersprechen, sie winkte ab.
    »Ich weiß es — und du weißt es auch.«
    »Kathinka.« Bastian nahm sie in seine Arme und
grub sein Gesicht in ihr helles, kühles, duftendes, durcheinanderes Kinderhaar.
»Meine Kathinka...«
    Katharina hielt sich an seinen oberen
Hemdknöpfen fest und drehte an ihnen und kam sich schon jetzt wie ein
verlassener Hund vor.
    »Es ist der beste Zeitpunkt«, sagte sie, um
Sachlichkeit bemüht. »Du gehst von München fort, ich kann nicht fort. Es ist
wirklich am besten, die Sache jetzt zu beenden.«
    »Alles wegen der Ferkel?« fragte er unglücklich.
    Beinah hätte sie gelacht. »Aber nein, Liebling,
doch nicht nur deshalb.«
    »Du hast >Liebling< gesagt«, machte er sie
aufmerksam.
    »Ich werd’s auch noch eine Weile denken, Bastian,
länger wahrscheinlich, als mir guttut.«
    Es war schon absurd. Sie sprachen über Abschied
und
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