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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady
Autoren: Kasey Michaels
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wird‘. Ich bin nach Hause gehastet, um dir den Hals umzudrehen, und musste feststellen, dass du tief genug gesunken warst, um Bastarde zu verführen. Was wäre als Nächstes gekommen, Maddie? Die Dienstboten? Ein Schornsteinfeger?“
    Madelyn erblasste sichtlich. Sie riss die Augen auf, kniff sie dann zu schmalen Schlitzen zusammen, als hätte sie schließlich doch begriffen, dass sie einen Kampf verloren hatte, den zu gewinnen sie sicher gewesen war. „Dass du es wagst, so üble Dinge zu mir zu sagen! Ich habe dich immer verachtet, Thomas. Ich habe nur vorgetäuscht , dich zu mögen. Doch es war nur Mitleid. Du bist dermaßen dumm.“
    „Ja, ich weiß. Ich habe auch einige Dummheiten begangen. Ja, ich habe den Bastard an jenem Tag ausgepeitscht, aber nur, weil ich dich nicht auspeitschen konnte – und nur, weil ich wusste, dass du etwas Besseres als ihn nicht verdient hattest. Das ist mir heute klar. Du kannst dich glücklich schätzen, dass Papa und ich dir einen Baron kaufen konnten. Francis mag sich ja in vielerlei Hinsicht irren, aber er hat recht, was dich betrifft. So oder so, du mit deinen Bettgeschichten bist schuld an dieser Sache. Du kannst morgen Früh mit Francis zurück nach London fahren. Ich habe eine Kutsche gemietet, und das verdammte Schaukelpferd ist bereits aufs Dach geschnallt. Versuche, ihm das Leben so zur Hölle zu machen wie allen anderen auch. Auf Wiedersehen, Maddie.“

21. KAPITEL
    S ie standen vorm Morgengrauen auf. Beau, der gar nicht mehr in sein eigenes Zimmer zurückgekehrt war, knabberte an dem leicht muffigen Brot und dem Käse vom Vorabend. Sie hatten das im Zimmer servierte Abendbrot völlig unbeachtet gelassen. Als eine bleiche Sonne gerade über den Baumwipfeln aufging, befanden sie sich bereits auf dem Weg nach Gretna Green.
    Das war’s. Es war der letzte Tag ihrer Flucht, ihres verrückten Abenteuers, ihrer – wie Chelsea glaubte, das Erlebte in Erinnerung behalten zu wollen – Entdeckungsreise.
    Es war der Tag, an dem sie heiraten würden.
    Es war der Tag, an dem sie Thomas und Madelyn und dem schrecklichen Francis Flotley gegenübertreten würden.
    Chelsea und Beau ritten den ganzen Vormittag in gleichmäßigem Tempo Seite an Seite. Es ging eine kurvige Straße bergauf; die Luft war hier kühler, die Sonne schien irgendwie heller.
    Chelsea brannte darauf, in Gretna Green anzukommen. Wenn sie sich nicht gerade wünschte, niemals dort einzutreffen, sondern einfach den eingeschlagenen Weg fortsetzen zu können, nur sie beide, weit, weit entfernt vom Rest der Welt mit all ihren Problemen.
    Weit entfernt von ihrem tyrannischen Bruder. Von Beaus seltsamer, egoistischer Mutter. Von der Gesellschaft, die Menschen nach so oberflächlichen Kriterien beurteilte, sodass Thomas Mills-Beckman als Gentleman galt und Oliver Le Beau Blackthorn als unwürdig, nicht einmal die Verachtung wert.
    Immer wieder blickte sie unter gesenkten Wimpern hervor verstohlen zu Beau hinüber und beobachtete, wie er sich von dem perfekten Liebhaber der vergangenen Nacht in den verbissenen Mann verwandelte, den sie gesehen hatte, als er seinen Bruder beschützen wollte.
    Ob es richtig oder falsch war, er würde seinen Bruder beschützen. Ob es gut oder schlecht war, er würde seinen Bruder beschützen.
    Beau, so überlegte sie, könnte Thomas lehren, was es bedeutete, ein Bruder, eine Familie zu sein. Ob gut oder schlecht, angenehm oder problematisch, Familie blieb Familie. Man beschützte sie, man verteidigte sie, beurteilte sie nicht und verdammte sie nicht.
    Chelsea seufzte unhörbar. Das alles bedeutete, dass sie, wenn sie sich ein Beispiel an Beau nehmen wollte, sich größte Mühe geben musste, Adelaide Claridge nicht zu verurteilen.
    „Wo werden wir wohnen, Oliver?“, fragte sie, als sie an einer kleinen Kreuzung mit einer Reihe von an einen Baum genagelten Wegweisern die Pferde zügelten.
    Er zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche und studierte die Karte und die Wegweiser mit gerunzelter Stirn. „Wo möchtest du denn gern wohnen?“, fragte er im Tonfall eines Menschen, dem nicht viel an einer Antwort lag.
    „Wo immer du wohnst, glaube ich. Es erscheint mir praktisch“, antwortete sie und drehte sich endlich um, um ihrerseits die Wegweiser zu betrachten, für den Fall, dass er sich wieder verirrt hatte … was nicht hieß, dass sie es ihm gegenüber ansprechen würde. Zumindest nicht, wenn er nicht zugab, dass er sich verirrt hatte, denn inzwischen hätten sie
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