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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv
Autoren: A. Lee Martinez
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Talente noch in Arbeit. Manchmal sah sie kleine Bruchstücke der Zukunft, und telekinetisch war sie begabt genug, um einen Stift herumschubsen zu können. Wie bei allen Hellsehern wechselten ihre Augen die Farbe, wenn sie ihre Fähigkeiten nutzte. Ein lebhaftes Violett beim Hellsehen und Himmelblau bei Telekinese. Im Moment waren ihre Augen braun. Ich zoomte sie zu einer Großaufnahme heran und scannte das Spinnennetz von roten Adern um ihre Sklera. Das ist das Weiße im Auge. Fragen Sie mich nicht, warum man mir dieses Wissen einprogrammiert hat. Tränen rannen ihr über die Wangen.
    Das alles scannte und absorbierte ich in einer Sechzehntelsekunde. Mein Gehör mag nicht das beste sein, und ich besitze keine Geruchssensoren, aber meine optische Technik bleibt unübertroffen. Sie entdeckte, analysierte und filterte diese kleinen Details nicht nur, sie verriet mir auch, was das Problem war. Nicht, dass ich ein Analyseprogramm gebraucht hätte, um den vierarmigen Kerl mit den zerschrammten Fingerknöcheln zu entdecken.
    Ich hatte in einen häuslichen Streit eingegriffen und fand mich inmitten von etwas Schlimmeren wieder. Mit einem prügelnden Ehemann konnte ich noch umgehen. Vierarm bedeutete aber ganz offensichtlich mehr Ärger.
    »Was zum Teufel bist du?« Vierarm klatschte Gavin auf den Hinterkopf. »Wer zum Teufel ist dieser Roboter?«
    »Er ist niemand«, antwortete Gavin durch seinen schmerzenden, zusammengebissenen Kiefer. »Nur mein Nachbar.«
    »Ja«, stimmte ich zu. »Ich bin niemand, und du gehst jetzt.«
    Ich machte einen Schritt vorwärts, aber Julie hielt mich am Arm fest. »Bitte, Mack. Tu das nicht. Du machst es nur schlimmer!«
    Sie hatte recht. In was für ein Schlamassel Gavin sich und seine Familie auch immer gebracht hatte, ich konnte es nicht lösen. Dumm, es auch nur zu versuchen.
    »Entschuldige. Ich hätte mich nicht einmischen sollen.«
    »Verdammt richtig, das hättest du nicht.« Vierarm schlug Gavin erneut, nur um mich daran zu erinnern, dass er es konnte. Meine Finger krampften sich zu metallenen Rammböcken zusammen. Ich hätte geradewegs durch diesen Kerl hindurch ein Loch boxen können, aber das war nicht richtig. Nicht auf lange Sicht.
    April rannte quer durch den Raum und schlang ihre Arme um eines meiner Beine. Sie sah mit ihren großen Augen zu mir auf. Mit diesen großen, glänzenden, violetten Augen. Diesen bittenden, hellsichtigen Augen.
    »Geh nicht, Mack!« Sie kniff die Augen zu und die Tränen strömten. »Wenn du es tust, wird etwas Schlimmes passieren!«
    Das genügte mir. Ich zog sie sanft von meinem Bein und stellte sie hinter mich. »Ist okay, Kleine. Ich kümmere mich darum.«
    Ich wandte mich Vierarm zu, und er wartete gar nicht erst, bis ich näher kam, sondern zog eine Strahlenpistole und feuerte auf mich. Der rote Strahl brannte ein Loch durch meine Uniform, prallte von meiner metallischen Haut ab und brannte ein kleines Einstichloch in den Kühlschrank. Vierarm lernte seine Lektion nicht und machte sich bereit, erneut zu feuern.
    Ich hielt eine Hand hoch. »Tu das nicht. Es wird mir nicht wehtun, aber wenn ein Querschläger jemanden in diesem Raum trifft – außer dir –, hast du ein größeres Problem als jetzt.« Ich knallte mit einem hallenden Dröhnen meine Fäuste zusammen, um ihm zu verdeutlichen, was ich meinte.
    Ich hätte mich innerhalb einer Sekunde auf ihn werfen können, doch ich bin ein großer Roboter und hätte dabei in der Eile die Wohnung zertrümmert. Ich ließ Vierarm Zeit, in seine Jacke zu greifen und etwas zu aktivieren. In einem Blitz war er verschwunden, wegteleportiert. Er konnte nicht unsichtbar sein. Ich hatte noch kein Tarnsystem erlebt, das es mit meinen Optiken aufnehmen konnte. Die Big Brains hatten seit Jahrzehnten an der Teleportation gearbeitet, bisher aber nichts austüfteln können. Natürlich hatte sich Vierarm vielleicht zurück in sein Versteck gebeamt und war als ein Haufen verstümmelte Gelatine dort angekommen. Wenn ja, so war das Problem vielleicht gelöst und ich musste mir keine Sorgen machen.
    »Das hättest du nicht tun sollen, Mack«, sagte Julie.
    Ich hätte an diesem Tag schon so einiges nicht tun sollen, aber ich hatte es nun mal getan. Da die Zeitreisetechnologie noch ein Wunschtraum war, musste ich damit klarkommen.
    »Was ist hier los, Jules?«, fragte ich.
    »Das geht dich verdammt noch mal überhaupt nichts an!«, schrie Gavin, wobei er Blut auf meine Uniform spuckte. »Wir haben dich nicht um Hilfe
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