Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
»Arbeiten Sie an den Modellen weiter. Schauen Sie sich die Bücher an. Lesen Sie eines davon. Ich empfehle Ihnen, mit der Schatzinsel anzufangen. Ich denke, die Gewalttätigkeit der Geschichte wird ein gesundes Ventil für Ihre Aggressionsindizes sein.«
    »Wie Sie meinen, Doc. Aber mein Aggressionsindex ist unter Kontrolle, ehrlich. Ich schwöre es.«
    Die verdammte Lampe war anderer Meinung. Ich stöpselte mich aus und stampfte vorsichtig durch das Büro. »Mir geht es gut. Wirklich.«
    Blink, blink.
    Ich schnappte mir das kleine Miststück und zerquetschte es in einer Hand. Vor allem genoss ich das Splittern ihres blinkenden kleinen, besserwisserischen Glühbirnenkopfes. Doktor Mujahid runzelte leicht die Stirn, als ich die verstümmelte Antiquität zurück auf den Tisch stellte.
    »Ein paar von den Jungs gehen später Bowling spielen, sie haben mich auch eingeladen.«
    Sie begann wieder zu tippen. »Kommen Sie nicht zu spät, Mack.«
     

DREI
     
    Empire hat zwar seine Probleme, aber es hat auch einen Vorteil: Es hält nichts von Verschwendung. Alles wird recycelt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Empire mag keine alten, nutzlosen Dinge. Der Gelehrte Rat toleriert nichts, was herumliegt und Platz wegnimmt, selbst wenn es an Stellen vergraben ist, wo niemand es sehen kann. Außerdem lieben sie das Konzept, kaputtes Zeug in etwas Glänzendes, Neues und Funktionelles zu verwandeln. Ein ganzes Kapitel des Kodex des Tempels des Wissens predigt das gute Wort der Wiederaufbereitung.
    Die Kehrseite dieser Leidenschaft ist, dass die Recyclingzentren die giftigsten, umweltverschmutzendsten Anlagen der ganzen Stadt sind. Außerdem sind sie extrem gefährlich. Diese verschrobene Wissenschaft ist schon lebensgefährlich genug, solange sie richtig funktioniert, aber bis sie in die Zentren abgeschoben wird, ist sie geradezu tödlich geworden. Die Belegschaft ist fast immer vollkommen automatisiert. Es ist einer der wenigen Jobs ohne Menschliche-Arbeiter-Quote, denn die Liga für Biologische Rechte ist nicht verrückt genug, um diese Möglichkeit zu kämpfen.
    Hin und wieder gab es Biologische, die stur, zäh und verrückt genug waren, den Job zu überleben. Das Recyclingzentrum, bei dem ich vorbeifuhr, wurde von einem von diesen betrieben. Vinny war ein großgewachsener Kerl, schlaksig, merkwürdig proportioniert. Vermutlich war er ein Mutant, wenn man von seiner seltsamen Gestalt ausging, aber ich hatte nie auch nur einen Zentimeter Haut unter seinem Overall, den langen Gummihandschuhen, den dicksohligen Stiefeln, der Vollgesichtsmaske und der Schutzbrille gesehen. Irgendwelche abnormalen Dinge sprossen aus seinem Kopf. Es konnten Haare sein, aber ich hätte nicht darauf gewettet.
    Er kam mir am Vordertor entgegen. Die Linsen seiner Schutzbrille waren so schlammbedeckt, dass ich dahinter nicht einmal seine Augen sehen konnte. Er musste den Röntgenblick haben, um da herauszusehen.
    Entweder er oder seine Maske machte ein pfeifendes Atemgeräusch. »Du kommst früh, Megaton.«
    Das Zentrum war ein Chaos aus Transportbändern, Häckslern, Schmelzern und Demontagedrohnen. Maschinen auf großen Haufen wurden auseinandergerissen und auf kleinere Haufen sortiert. Die Roboter hier waren einfache Arbeiterdrohnen, sehr schlicht programmiert, ohne auch nur die simpelsten Persönlichkeitssimulatoren. Sie hatten mit einem Stück hochmoderner Technik wie mir nicht viel gemein, aber mir war trotzdem nicht wohl dabei, sie Maschinen zerlegen zu sehen. Wenn ich irgendwann einmal aufhörte zu funktionieren, konnte ich an einem dieser Orte landen. Vielleicht genau an diesem hier. Und solche Drohnen würden mich mit kalter Gleichgültigkeit auseinandernehmen. Der Gedanke ließ mir die Hydraulikflüssigkeit gefrieren.
    Vinny hielt an einem Hügel Gyroped-Gerippe an. »So, bitte schön.«
    »Hast du Lampen da?«, fragte ich.
    Er kicherte, doch es kam eher als raues Kratzen durch seine Maske. »Keine Lampen. Nur die hier. Die nächste Stunde gehören sie alle dir. Dann gehen sie in den Schmelzer.« Keuchend ging er davon. »Die Uhr tickt, Großer.«
    Ich verbrachte die nächsten dreiundfünfzig Minuten damit, Gyropeds zu zertrümmern. Das war meine persönliche Therapie. Zweimal die Woche zerschlug ich Dinge, die niemand mehr wollte, und niemand wurde dabei verletzt. Doktor Mujahid hatte recht. Irgendwo in mir war diese Codereihe, die Dinge zerstören musste, und da der Doc nichts von invasiven Umprogrammierungen hielt, musste ich eben damit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher