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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv
Autoren: A. Lee Martinez
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ich fühlte mich unerklärlich schuldig. »Sie sollten das austauschen lassen, Doc.«
    »Oh, sie funktioniert gut«, antwortete sie. »Sehen Sie, Mack, immer wenn Sie lügen, sendet Ihr Stimmgenerator ein Unterschallheulen aus.«
    »Tatsächlich.« Ich setzte mich auf. »Tun Sie mir einen Gefallen. Sagen Sie das nicht meinen Pokerkumpels.«
    Sie ignorierte den Witz. Sie hatte noch weniger Sinn für Humor als Herbie. »Die Tonhöhe ist für das menschliche Gehör zu niedrig, aber ich habe die Mikrofone in meinem Büro so eingestellt, dass sie die Frequenz wahrnehmen und meine Schreibtischlampe flackern lassen, wenn sie sie empfangen.«
    Sie ließ es einsinken, während ich mich wieder zurücklehnte. Sie studierte die Linien meiner über den Bildschirm rollenden Codes, ohne etwas zu sagen.
    »Ich arbeite an den Modellen«, sagte ich. »Wirklich. Aber bisher zerbrechen sie mir immer wieder.«
    »Wie fühlen Sie sich damit, Mack?«
    »Ich weiß nicht. Es ist keine große Sache.«
    Die Lampe, dieser widerliche kleine Spitzel, flackerte wieder.
    »Es ist ätzend«, knurrte ich. »Okay, es ist ätzend. Meine Hände sind nicht für so empfindliche Sachen gemacht. Ich schaffe es, ein paar Teile zusammenzukleben, und dann – Zack! – habe ich plötzlich einen Klumpen zerquetschtes Plastik vor mir.«
    »Irgendein Fortschritt bei diesen Versuchen, Mack?«
    »Ich habe einen halben Rennwagen zusammengebracht. Das war ziemlich klasse, bis …« Ich hob meine Hände und wackelte mit den dicken Metallfingern.
    »Sehr gut, Mack.« Sie drückte einen Knopf irgendwo an ihrem Gürtel, und auf dem Bildschirm erschien ein bestimmtes Programm. »Ihre Fingerfertigkeitssubroutinen entwickeln sich ganz gut. Sollen wir mit Ihrer gesellschaftlichen Integration weitermachen?«
    Sie formulierte es wie eine Frage, aber es war keine. Wir kamen immer darauf zurück. Der Doc sagte, es sei das wichtigste Thema, das ich durcharbeiten müsse. Ich war zwar anderer Meinung, aber es war mir unangenehm, darüber zu reden. Also hatte sie vielleicht recht.
    »Haben Sie Freunde gefunden, Mack?«
    »Ein paar«, antwortete ich, und diesmal flackerte die Lampe nicht.
    »Haben Sie sich mit aktiver Sozialisation beschäftigt, wie ich Ihnen geraten hatte?«
    »Klar.«
    »Wie oft?«
    »Zwei- oder dreimal die Woche.«
    Blink, blink machte dieses verräterische Miststück.
    »Ich erinnere mich nicht genau.«
    Bei diesem Thema verriet mich die Lampe auch. Es war eine schwache Lüge von einem Robo, der sich an jeden Moment jeder Minute seines kurzen Lebens erinnern konnte.
    Doc Mujahid seufzte. »Mack, vollständige Assimilation an die Gemeinschaft ist die schwierigste, aber wichtigste Hürde der automatischen Bürger.«
    »Ach, wirklich?« Sie hatte mir das schon mehrmals erklärt, aber sie würde mir den gesamten Vortrag noch einmal halten. Auch wenn ich den Ordner öffnen und ihn mir Takt für Takt selbst abspielen konnte.
    »Künstliche Daseinsformen haben sehr wenig, was sie im täglichen Leben begründet«, sagte sie. »Sie essen nicht, folglich genießen sie auch nicht die einfache Freude des Essens. Sie sind asexuell, folglich genießen sie nicht den sozialen Akt von Ausgehen, Verführung und Geschlechtsverkehr. Sie sind, allgemein gesprochen, in ihrem Denkprozess nicht abstrakt genug, um Freude am Lesen, an der Kunst oder anderen Arten geistiger Zerstreuung zu haben, die biologische Wesen genießen.«
    Innerlich lächelte ich. Der Doc hatte die Angewohnheit, Maschinen wie Menschen erscheinen zu lassen und Menschen wie Maschinen.
    »Die meisten Robos, die mit echter Intelligenz gesegnet sind, finden durch ihren Verwendungszweck vollkommene Assimilation. Bau-Automatische bauen weiter, Polizeidrohnen haben ihre Gesetzeshüterfähigkeiten und so weiter. Aber Sie, Mack, waren für gesellschaftsfeindliche Zwecke vorgesehen. Dieser Widerspruch übt enormen Stress auf Ihre Systeme aus.
    Abgesehen davon finde ich aber, dass Sie ausgezeichnete Fortschritte machen.«
    Sie schaltete den Bildschirm aus und ging zu ihrem Schreibtisch zurück. »Aber es bleibt immer noch viel, woran Sie arbeiten müssen. Folgendes gebe ich Ihnen als Aufgabe: Ich möchte, dass Sie anfangen, regelmäßig unter Leute zu gehen. Wenn möglich, täglich.«
    »Ich weiß nicht. Ich habe ziemlich viel zu tun.«
    Die Lampe flackerte. Ich denke, sie war nicht der Meinung, dass in meiner Wohnung herumzustehen und den Kühlschrank anzustarren besonders wichtig war.
    Doktor Mujahid sprach wieder:
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