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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten
Autoren: Christopher Paolini
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Worte wiederholt hatte, sagte Jeod zu ihrer Überraschung in der alten Sprache: 
»Atra Esterní ono thelduin, Saphira Bjartskular.«
    »Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?«, fragte Horst Roran. »Wir haben überall nach dir gesucht, nachdem du dich auf die Jagd nach den beiden Magiern gemacht hattest.«
    »Erinnere mich jetzt nicht daran! Kehrt zum Schiff zurück und holt alle von Bord! Die Varden geben uns Essen und Unterkunft. Wir werden heute auf festem Boden schlafen!« Die Männer jubelten.
    Eragon beobachtete interessiert, wie Roran Befehle erteilte. Als Jeod und die Dorfbewohner schließlich loszogen, sagte Eragon: »Sie vertrauen dir. Sogar Horst folgt bedenkenlos deinen Anweisungen. Sprichst du jetzt für das ganze Dorf?«
    »Ja.«
    Es lag schon tiefe Dunkelheit über den brennenden Steppen, als sie das kleine Zelt fanden, das die Varden Eragon zur Verfügung gestellt hatten. Da Saphiras Kopf nicht durch die Öffnung passte, rollte sie sich vor dem Zelt zusammen und hielt Wache.
    Sobald ich wieder bei Kräften bin, kümmere ich mich um deine Wunden,
 versprach Eragon.
    Ich weiß. Versuch lieber, nicht die ganze Nacht wach zu bleiben und zu reden.
    Im Zelt entzündete Eragon mit Stahl und einem Feuerstein eine Öllampe. Er selbst konnte auch im Dunkeln ausgezeichnet sehen, aber Roran brauchte Licht.
    Dann saßen sie sich gegenüber: Eragon auf dem Feldbett, das an einer Seite stand, Roran auf einem Klappstuhl. Eragon wusste nicht so recht, wie er anfangen sollte, deshalb starrte er nur schweigend in die tanzende Flamme.
    Keiner der beiden rührte sich.
    Nach ungezählten Minuten sagte Roran: »Erzähl mir, wie mein Vater gestorben ist.«
    »Unser Vater.« Eragon blieb gelassen, als sich Rorans Züge verhärteten. Mit sanfter Stimme sagte er: »Ich habe dasselbe Recht wie du, ihn so zu nennen. Mach dir nichts vor. Du weißt, dass es wahr ist.«
    »Schön. Unser Vater. Wie ist er gestorben?«
    Eragon hatte die Geschichte schon oft erzählt. Aber diesmal hielt er nichts zurück. Statt die Ereignisse einfach aneinander zu reihen, beschrieb er auch, was er empfunden und gedacht hatte, seit er Saphiras Ei gefunden hatte, und versuchte, Roran die Beweggründe für sein Verhalten begreiflich zu machen. Er war noch nie so nervös gewesen wie in diesen Minuten.
    »Es war ein Fehler, Saphira vor dem Rest der Familie zu verbergen«, sagte Eragon, »aber ich hatte Angst, dass ihr darauf bestehen würdet, sie zu töten, und mir war nicht bewusst, in welche Gefahr sie uns brachte. Nach Garrows Tod beschloss ich fortzugehen, um die Ra’zac zu jagen und um Carvahall nicht in noch größere Gefahr zu bringen.« Ihm entfuhr ein bitteres Lachen. »Es war vergebens, aber wäre ich geblieben, wären die Soldaten vermutlich schon viel früher gekommen. Und wer weiß, was dann passiert wäre. Vielleicht hätte sich Galbatorix persönlich ins Palancar-Tal begeben. Ich mag für Garrows - Vaters - Tod verantwortlich sein, aber das war ebenso wenig meine Absicht wie das Leid, das du und die anderen in Carvahall meinetwegen erdulden musstet…« Er gestikulierte hilflos. »Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, Roran.«
    »Und der ganze Rest - dass Brom ein Drachenreiter war, Aryas Befreiung in Gil’ead und dein Sieg über den Schatten in Farthen Dûr... Das alles ist wirklich geschehen?«
    »Ja.« Eragon fasste rasch zusammen, was sich nach seiner Flucht mit Brom und Saphira ereignet hatte, einschließlich des Aufenthalts in Ellesméra und seiner Verwandlung bei der Blutschwur-Zeremonie.
    Roran beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie, faltete die Hände und starrte zu Boden. Eragon konnte nicht erkennen, was sein Cousin empfand, ohne in dessen Bewusstsein vorzudringen. Das aber wollte er auf keinen Fall, denn er fand es ungehörig, jetzt Rorans Gedanken zu stören.
    Roran schwieg so lange, dass Eragon sich schon zu fragen begann, ob er jemals eine Antwort bekäme. Doch schließlich sagte sein Cousin: »Du hast Fehler gemacht, aber sie sind nicht schlimmer als meine eigenen. Garrow ist gestorben, weil du nichts von Saphira gesagt hast. Viele andere Menschen sind gestorben, weil ich mich nicht dem Imperium ergeben habe… Wir sind beide gleichermaßen schuldig.« Er schaute auf, dann streckte er ihm langsam die rechte Hand entgegen. »Bruder?«
    »Bruder«, sagte Eragon.
    Er packte Rorans Unterarm, und sie fielen sich herzlich um den Hals und knufften einander, wie sie es zu Hause immer getan hatten.
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