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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
Autoren: Ellis Peters
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Jahren. Und es ist sehr hart für eine so bedrängte Stadt wie die unsrige, auf den Handel von drei Tagen und die besten Wegezölle des Jahres zu verzichten. Im vergangenen Sommer wurde Shrewsbury, wie Ihr wissen müßt, obgleich Ihr damals nicht unter uns weiltet, länger als einen Monat belagert und schließlich erstürmt, was große Schäden an den Stadtmauern und eine bedauerliche Vernachlässigung der Straßen zur Folge hatte. Trotz all unserer Bemühungen ist noch viel Arbeit daran zu tun, und die Kosten treffen uns nach den schweren Verlusten des letzten Sommers doppelt schwer. Noch ist kaum die Hälfte der Zerstörungen behoben, und wer vermag in diesen unruhigen Zeiten schon zu sagen, wann wir abermals angegriffen werden? Der Verkehr zu Eurem Jahrmarkt wird durch unsere Straßen gehen und die Abnutzung vermehren, während wir keinen Schadenersatz erhalten.«
    »Kommt zur Sache, Bürgermeister«, entgegnete der Abt im gleichen ruhigen Ton. »Ihr seid erschienen, um irgendeine Forderung zu stellen. Bringt sie offen vor.«
    »Hochwürdiger Herr Abt, das will ich gern tun! Wir meinen - und ich spreche für alle Handwerkerzünfte und Kaufleute von Shrewsbury - , daß wir in einem Jahr wie diesem alle Ursache haben, Euch vorzuschlagen, daß die Abtei entweder eine höhere Gebühr für den Jahrmarkt zahlen oder, was bei weitem besser wäre, einen Teil der Zölle auf Waren, ob durch Tragtiere, mit Karren oder Flußbooten befördert, der Stadt aushändigen sollte. Dann könnten wir die Mauern wiederherstellen. Das Kloster zieht Vorteile aus dem Schutz, den die Stadt ihm gewährt. Es sollte, so meinen wir, mit uns gemeinsam die Last tragen, die uns aus der Erhaltung ihrer Mauern erwächst. Ein Anteil von einem Zehntel der Gewinne wäre uns willkommen, und wir würden Euch von Herzen dafür danken. Es ist keine Forderung, mit allem Respekt, es ist ein Ersuchen. Aber wir glauben, die Zubilligung eines Zehntels wäre gerechtfertigt.«
    Abt Radulfus saß sehr aufrecht und hager und erhaben da und betrachtete ernst die Phalanx der standhaften Bürger. »Ist das Euer aller Meinung?«
    »So ist es«, bestätigte Edric Fiesher. »Und die Meinung aller anderen Stadtbewohner. Es gibt viele darunter, die das Anliegen heftiger und eindringlicher vorbringen würden, als Meister Corviser es getan hat. Aber wir vertrauen auf Euer mitmenschliches Fühlen und erwarten Eure Antwort.«
    Die leise Regung, die durch den Kapitelsaal ging, war wie ein langes, vorsichtiges Seufzen. Die meisten Mönche sahen mit großen Augen und besorgten Mienen zu, die jüngeren rückten auf ihren Plätzen umher und flüsterten miteinander, aber sehr vorsichtig. Prior Robert Pennant, der sich Hoffnungen auf Radulfus' Amt gemacht hatte und bitter enttäuscht worden war, als über seinen Kopf hinweg ein Fremder zum Abt ernannt worden war, wahrte asketische Gelassenheit. Er schien die Lippen im Gebet zu bewegen und warf seinem Vorgesetzten zwischen schmalen, elfenbeinfarbenen Lidern Seitenblicke zu. Während er so ein Bild mitfühlender Frömmigkeit gab, hoffte er auf einen nicht wiedergutzumachenden Fehler des Klostervorstands. Der alte Pater Heribert, bis vor kurzem Abt dieses Hauses und nun zum einfachen Mönch degradiert, dämmerte sanft lächelnd in einem ruhigen Winkel vor sich hin, dankbar für seine Ruhe.
    »Wir haben zu bedenken«, sagte Radulfus schließlich, freundlich und ohne Hast, »daß Ihr einen Widerstreit zwischen den Rechten der Stadt und den Rechten dieses Hauses seht. Sollte bei solch einer Abwägung das Urteil bei Euch oder bei mir liegen? Sicherlich nicht!
    Ein unbefangener Richter wird benötigt. Aber ich darf Euch erinnern, daß innerhalb des letzten halben Jahres eine derartige Entscheidung getroffen worden ist, erst nach der Belagerung, über die Ihr Euch beklagt. Zu Beginn dieses Jahres bestätigte Seine Majestät, König Stephen, uns in unseren alten Rechten, gemäß den bestehenden Urkunden, mit allen Ländereien und Privilegien, wie wir sie vordem innehatten. Er garantierte uns auch das Recht auf diesen dreitägigen Jahrmarkt am Festtag unseres Patrons St. Peter, zur selben Gebühr, die wir bisher bezahlt haben, und zu denselben Bedingungen. Glaubt Ihr, er hätte die alten Rechte bekräftigt, wenn er sie nicht für richtig hielte?«
    »Um offen zu sagen, was ich glaube«, erwiderte der Bürgermeister, »so dachte ich niemals, daß es sich um eine Rechtsfrage handelt. Ich murre nicht gegen das, was Seine Majestät zu tun geruht,
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