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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
Autoren: Ellis Peters
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Frau braucht nur die Nase in die Gästehalle zu stecken, und sofort wird sie von einem Schwärm älterer Damen umringt und fortgezogen, und alle gurren wie die Tauben und überhäufen sie mit Ratschlägen, die alles betreffen, angefangen von der Ernährung bis zu dem schädlichen Zauber gewisser Hebammen. Aline läßt sich von allen beraten, hört sich die Geschichten aus ihren Wochenbetten an und merkt sich alle Empfehlungen. Und da ich weder spinnen noch weben oder nähen kann, bin ich aus ihrem Umkreis verbannt.« Er sprach in einem merklich selbstzufriedenen Ton, und da er sich dessen bewußt war, lachte er laut. »Aber sie sagte mir, sie hätte dich getroffen und du bedürftest keiner Erläuterungen. Wie findest du ihr Aussehen?«
    »In voller Blüte, und hübscher denn je«, erwiderte Cadfael.
    Im Kräutergarten, der nach Westen zu durch seine hohe Hecke gegen die vorherrschenden Winde geschützt war, hing der schwere Duft des Tages wie ein Zauber in der stillen Luft. Mit einem Krug Wein ließen sie sich unter dem überstehenden Dach der Werkstatt auf einer Bank nieder.
    »Aber ich muß meine Arznei ansetzen«, sagte Cadfael. »Du magst zu mir sprechen, während ich es tue, und sobald ich fertig bin, werde ich mich wieder zu dir setzen. Welche Nachrichten gibt es aus der großen Welt? Meinst du, daß König Stephens Herrschaft jetzt gesichert ist?«
    Beringar dachte schweigend darüber nach, während er den leisen Geräuschen von Cadfaels Bewegungen im Inneren der Hütte zufrieden lauschte. »Solange der gesamte Westen noch immer auf der Seite der Regentin steht, wenngleich mit Vorbehalten, bezweifle ich es. Gegenwärtig ist nichts in Bewegung, aber die Stille erscheint mir unheilvoll. Du weißt, daß Graf Robert von Gloucester mit der Regentin in der Normandie weilt?«
    »Das haben wir gehört. Es wundert mich nicht, schließlich ist er ihr Halbbruder und schätzt sie sehr, wie es heißt. Auch sagt man, daß er nicht neidisch sei.«
    »Ein guter Mann«, meinte Hugh Beringar, der sich nicht weigerte, einem Gegner Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. »Einer der wenigen auf beiden Seiten, die nicht auf persönliche Vorteile bedacht sind. Der Westen, wie ruhig er sich jetzt auch zeigen mag, wird tun, was Robert sagt. Ich kann nicht glauben, daß er noch sehr lange untätig bleiben wird. Und selbst außerhalb des Westens hat er Verwandte und Einfluß. Gerüchte verlauten, daß Robert und Maud von ihrem Zufluchtsort in Frankreich Boten aussenden und sich in aller Stille bemühen, mächtige Verbündete zu gewinnen, wo immer sie eine Hoffnung sehen. Wenn das zutrifft, ist dieser Bürgerkrieg noch lange nicht zu Ende. Finden die beiden genug Unterstützung, so werden sie die Ansprüche der Regentin auf den Thron früher oder später durchzusetzen suchen.«
    »Robert hat in verschiedenen Teilen des Landes Töchter verheiratet«, sagte Cadfael gedankenvoll, »und alle haben mächtige Männer gefunden. Einer von ihnen ist der Graf von Chester, wie ich mich erinnere. Sollten sich nur einige von diesem Rang für die Regentin einsetzen, so magst du bald einen Krieg am Hals haben.«
    Beringar machte eine bedenkliche Miene, dann verwarf er diesen Gedanken. Graf Ranulf von Chester war sicherlich einer der mächtigsten Männer im Königreich, praktisch unumschränkter Herrscher über eine riesige Pfalzgrafschaft, wo sein Wort galt und kein anderes. Aber aus eben diesem Grund war nicht zu erwarten, daß er den Wunsch verspüren würde, sich in den Thronstreitigkeiten für eine der beiden Seiten zu erklären. Solange er unangefochtener Herr seiner Besitzungen blieb und nicht befürchten mußte, von König Stephen oder der Regentin Maud jemals in seinen Besitzrechten bedroht zu werden, konnte er sich unbesorgt zurücklehnen und seine eigenen Grenzen bewachen - nicht nur mit dem Bestreben, sie zu erhalten, sondern mit guten Aussichten, sie zu erweitern. Ein zerrissenes Land bietet große Möglichkeiten - ebenso, wie es Gefahren bringt.
    »Es wird einige Mühe bereiten, Ranulf zu überreden, mag er ein Anverwandter sein oder nicht. Er hat keine Ursache zu klagen, und wenn er sich gegen König Stephen erhebt, so wird er es tun, weil er Gewinn und Macht für sich selbst erhofft, und die Regentin dürfte erst an zweiter Stelle kommen. Er ist nicht der Mann, der irgend etwas für eine andere Sache als seine eigene riskiert.«
    Cadfael kam aus der Hütte und setzte sich zu Hugh Beringar.
    Dankbar atmete er die kühle Abendluft ein, denn
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