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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
Autoren: Ellis Peters
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Novizen und Klosterschüler durften ungestraft umhergehen und sich das Treiben anschauen. Wie es seiner Würde geziemte, blieb Abt Radulfus allem weltlichen Treiben fern und überließ die Oberaufsicht über den Jahrmarkt und das Einsammeln der Marktgelder seinem Prior und dessen Laienverwaltern. Gleichwohl war er über alles, was vorging, stets unterrichtet und hatte Maßnahmen geplant, um mit jedem Notfall fertigzuwerden. Sobald ihm die Ankunft des ersten flämischen Händlers gemeldet wurde, zusammen mit der Nachricht, daß der Mann nur wenig Französisch sprach, entsandte er Bruder Matthew, der in früheren Tagen längere Zeit in Flandern gelebt hatte und fließend Flämisch sprach. Er sollte dem Ankömmling bei allen etwa sich ergebenden Problemen zur Seite stehen. Wenn die für ihre feine Ware bekannten flandrischen Tuchhändler kamen, tat man gut daran, ihnen alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, denn ihr Besuch verhalf dem Kloster zu hohem Gewinn. Es kennzeichnete die Bedeutung des St. Petersjahrmarkts, daß diese Händler so weite Reisen von den ostenglischen Häfen ins Landesinnere unternahmen und sich nicht scheuten, für den Transport ihrer Waren Karren oder Tragtiere zu mieten.
    Die Waliser waren natürlich immer zahlreich vertreten, doch wohnten sie größtenteils in der Nähe - Einheimische, die mit je einem Fuß auf beiden Seiten der Grenze standen und genug Englisch konnten, so daß sie keine Dolmetscher brauchten. Deshalb fand Bruder Cadfael es einigermaßen überraschend, als er beim Verlassen des Refektoriums nach der Abendmahlzeit wieder aufgehalten wurde, diesmal vom Verwalter des Meierhofes, der von seinen vielfältigen Pflichten ganz in Anspruch genommen war. Atemlos bat er Cadfael, zur Landestelle zu gehen und sich eines Händlers anzunehmen, der nichts als Walisisch spräche, dabei aber ein Mann von Bedeutung, ja sogar Selbstüberhebung zu sein schiene, der sich nicht mit der verdächtigen Hilfe eines einheimischen Walisers und etwaigen Geschäftskonkurrenten würde abspeisen lassen.
    »Prior Robert beurlaubt dich, solange du benötigt wirst. Es ist ein Bursche aus Mold, Rhodri ap Huw mit Namen. Er hat eine große Bootsladung den Dee heraufgebracht und mit Tragtieren nach Vrnwy am Severn befördert, was ihn eine Menge Geld gekostet haben muß.«
    »Welche Art von Waren bietet er feil?« fragte Cadfael, als sie zusammen zum Torhaus gingen. Sein Interesse an dem neuen Auftrag war augenblicklich erwacht. Nichts hätte ihm besser zupaß kommen können als ein hieb-und stichfester Vorwand, um sich ins Jahrmarktstreiben vor dem Tor zu mischen.
    »Hauptsächlich Schurwolle, die sehr gut aussieht. Außerdem Honig und Met. Und ich glaube, daß ich einige Bündel Häute sah, vielleicht aus Irland. Und da ist der Mann selbst.«
    Rhodri ap Huw stand massiv wie ein Felsen auf den Holzplanken des Landesteges neben seiner vertäuten Flußbarke und ließ sich von den Gezeiten menschlicher Geschäftigkeit umspülen. Der Fluß zog grün und still dahin, wasserreich für den Hochsommer. Selbst Boote mit größerem Tiefgang hatten die Flußfahrt ohne Mißgeschick bewältigt und wurden nun entladen. Der Waliser stand da und musterte die Ballen anderer Händler mit schlauen Blicken aus schmalen dunklen Augen. Wahrscheinlich taxierte er den Wert von allem, was er sah. Der etwa fünfzigjährige Mann wirkte so erfahren und selbstsicher, daß Cadfael sich fragte, warum solch ein Mann niemals Englisch gelernt hatte. Er war nicht groß, aber stämmig, ein grobknochiger, hitziger Waliser, dessen breites Gesicht vom schwarzen Gestrüpp seines üppig wuchernden Haupt-und Barthaares umrahmt wurde. Seine Kleidung, obschon einfach, war aus gutem Material und ordentlich verarbeitet. Er sah den Verwalter herbeieilen, der seine Wünsche offenbar gewissenhaft erfüllt hatte, und große weiße Zähne glänzten befriedigt aus dem Dickicht des schwarzen Bartes.
    »Da bin ich, Meister Rhodri«, sagte Cadfael munter, »um Euch in Eurer eigenen Sprache Gesellschaft zu leisten. Mein Name ist Cadfael. Ich stehe Euch zu Diensten, für all Eure gegenwärtigen Bedürfnisse.«
    »Seid mir willkommen, Bruder Cadfael«, antwortete Rhodri ap Huw herzlich. »Ich hoffe, Ihr werdet mir vergeben, daß ich Euch von Euren Andachten abhalte...«
    »Die werden darunter nicht zu leiden haben. Und ich danke Euch!
    Es ist jammerschade, die Geschäftigkeit und das Jahrmarktstreiben versäumen zu müssen, und so bin ich froh, dann und wann einen
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