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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
Autoren: Ellis Peters
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wichtig.«
    Abt Radulfus zog die stahlgrauen, geraden Brauen ein wenig in die Höhe und deutete mit einer gnädigen Handbewegung an, daß die Stadtväter sogleich vorgelassen werden sollten. Die Beziehungen zwischen der Stadt Shrewsbury auf der einen Seite des Flusses und dem Kloster auf der anderen waren, wenn schon nicht herzlich - das wäre zuviel verlangt gewesen, da sie so oft gegensätzliche Interessen vertraten - , so doch stets korrekt, und ihre Auseinandersetzungen wurden mit wachsamer Höflichkeit geführt. Falls der Abt einen Kampf witterte, ließ er sich nichts davon anmerken. Cadfael aber, der das schlaue, scharf geschnittene Gesicht beobachtete, sagte sich, daß der Abt eine recht klare Vorstellung vom Zweck dieses Besuches haben müßte.
    Die verdienstvollen Zunftmeister betraten den Kapitelsaal in geschlossener Phalanx, nicht weniger als zehn Mann, die etwa die Hälfte der in der Stadt vertretenen Gewerbe repräsentierten, angeführt vom Bürgermeister. Meister Geoffrey Corviser war ein großer, fülliger und energischer Mann, der das fünfzigste Jahr noch nicht erreicht hatte, glatt rasiert, lebhaft und trotzdem würdevoll. Die Schuhe und Reitstiefel, die er fertigte, zählten zu den feinsten, die in England zu haben waren, und er war sich ihrer Vorzüglichkeit und seines eigenen Wertes durchaus bewußt. Zu diesem Anlaß hatte er seine besten Kleider angelegt und bot auch ohne den langen Überrock, der bei diesem warmen Sommerwetter eine Qual gewesen wäre, einen eindrucksvollen Anblick, was er natürlich beabsichtigte.
    Mehrere von den anderen, die sich hinter ihm zusammengeschlossen hatten, waren Cadfael wohlbekannt: Edric Fiesher, Zunftmeister der Metzger von Shrewsbury; Martin Bellecote, Zunftmeister der Zimmerleute; Reginald von Aston, der Silberschmied - allesamt vermögende Männer. Abt Radulfus kannte sie noch nicht. Er war erst seit einem halben Jahr im Amt, von London gesandt, den bequem gewordenen Konvent eines Provinzklosters zu neuem Glaubenseifer zu führen. Er hatte über die Bewohner des Grenzlandes noch viel zu lernen, wie er, der sich von niemandem zum Narren halten ließ, recht gut wußte.
    »Seid willkommen, Ihr Herren«, sagte er in freundlichem Ton.
    »Sprecht freimütig, Ihr sollt aufmerksam Gehör finden.«
    Die wackeren Zunftmeister erwiesen dem Abt ihre Achtung durch stumme Verbeugung, spreizten dann die stämmigen Beine und standen hingepflanzt wie eine Schlachtreihe, alle Blicke wachsam, alle Urteile vorbehalten. Der Abt konzentrierte seine höfliche Aufmerksamkeit mit ganz ähnlicher Wirkung auf sie. Während seiner Zwischenspiele als Hirt der klösterlichen Schafherde hatte Cadfael einmal zwei Widder solche Blicke wechseln sehen, bevor sie die Schädel gegeneinandergerammt hatten.
    »Hochwürdigster Herr Abt«, sagte der Bürgermeister, »wir sind gekommen, um mit Euch über den St. Petersjahrmarkt zu sprechen, der hier während der nächsten drei Tage abgehalten werden soll. Ihr kennt die Bedingungen. Während dieser Zeit müssen alle Läden in der Stadt geschlossen bleiben, und außer Bier und Wein darf nichts verkauft werden. Und Bier und Wein werden auch hier vor dem Tor und auf dem Jahrmarktsplatz verkauft, so daß niemand in der Stadt mit diesen Waren etwas verdienen kann. Drei Tage lang, die drei geschäftigsten des Jahres, könnten wir gute Einnahmen aus Wegezöllen von Karren, Tragtieren und Lastträgern erzielen, die auf dem Weg zum Jahrmarkt durch die Stadt ziehen. Doch wir dürfen keine Abgaben erheben, weder für die Ausbesserung der Mauern noch für das Straßenpflaster. Alle Zölle fallen allein der Abtei zu.
    Händler, die ihre Waren in Booten den Severn heraufbringen, machen an Eurem Landeplatz fest und entrichten ihre Abgaben an Euch. Wir erhalten nichts. Und für dieses Vorrecht zahlt Ihr nicht mehr als achtunddreißig Schillinge, und selbst diese müssen wir mühevoll aus den Mieten Eurer Hintersassen in der Stadt eintreiben.«
    »Nicht mehr als achtunddreißig Schillinge!« wiederholte Abt Radulfus in noch immer freundlichem Ton und hob die eisengrauen Brauen ein wenig höher. »Die Summe wurde als gerecht festgesetzt.
    Und nicht von uns. Die Bedingungen des Vertrags sind Euch seit vielen Jahren bekannt, denke ich.«
    »So ist es, und in der Vergangenheit haben wir sie schon oft als lästig empfunden, aber Verträge müssen eingehalten werden, und wir haben uns niemals beklagt. Doch ist die Summe nie erhöht worden, weder in guten noch in schlechten
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