Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn
Autoren: Matt Beynon Rees
Vom Netzwerk:
Teller. Das Geräusch klang wie das ferne Echo einer Alarmglocke. »Bande« war das falsche Wort gewesen.
    Er nahm noch einen Bissen Sfiha und kaute lustlos darauf herum. Als er vom Teller aufsah, starrte Hamsa ihn stechend aus zusammengekniffenen Augen an. Aber der Gesichtsausdruck des Polizisten wurde schnell wieder jovial. Omar Jussuf sah zu, wie seine starken Finger den Squashball bearbeiteten.
    Hamsa wartete, bis Abu Hischam zwei Kaffee und einen Teller Baklava auf den Tisch gestellt hatte. Eine junge arabische Frau mit schwarzem Kopftuch und einem rosa Pelzmantel trat ein, begrüßte das Personal und lächelte Hamsa und Omar Jussuf zu. Hamsa prüfte die Temperatur der kleinen Kaffeetasse mit den Fingerspitzen. »Was für eine Bande haben die Jungs denn gegründet?«
    »Es war eher eine Art Geheimgesellschaft. Sie nannten sich ›Die Assassinen‹.«
    Der Polizist zog eine Augenbraue hoch.
    »Als die Jungs vierzehn waren, habe ich ihnen im Geschichtsunterricht von dem mittelalterlichen Orden der Assassinen erzählt. Sie haben ihren Klub nach dieser Sekte benannt. Es war eine intellektuelle Gruppe, ein unschuldiges kleines Geheimnis.«
    »Diese drei Mitbewohner waren die Mitglieder?«
    »Es gab noch einen Jungen. Aber er lebt nicht in New York.«
    »Was ist mit dieser Aufschrift an der Wohnungstür: Das Schloss der Assassinen? «
    Omar Jussuf dachte daran, was Ala über den verschleierten Mann gesagt hatte, den Verräter mit dem maskierten Gesicht, der den Mahdi bekämpfen würde. Im Glauben der historischen Assassinen spielte er eine wichtige Rolle. Hat Hamsa recht, sich über diese Verbindung zu wundern?
    »Warum runzeln Sie die Stirn, Ustas ?«, fragte der Polizist.
    »Wenn Sie mich aufheitern wollen, lassen Sie meinen Sohn frei.« Omar Jussuf reckte Hamsa das Kinn entgegen, sah aber sofort, dass der Polizist mit Aggressivität nicht zu beeindrucken war. Hamsa leckte sich die Unterlippe und starrte Omar Jussuf mit einem Blick an, der ausdruckslos wie ein Leichenhemd war. Er ist hart, dachte Omar Jussuf. Selbst wenn ich ein Typ wäre, der Leute terrorisiert, hätte ich bei diesem Mann keinen Erfolg. »Das Schild mit dem ›Schloss der Assassinen‹ ist nur so eine Art nostalgischer Scherz. Die Wohnung ist ja wohl kaum ein Schloss.«
    »Wenn diese kleine Bande geheim war, woher wussten Sie dann von ihr?«
    Omar Jussuf hob die Kaffeetasse am zierlichen Henkel und nahm einen Schluck. Weil der Kaffee gezuckert war, verzog er das Gesicht. Hurensohn, ich habe vergessen, den Kaffee ungesüßt zu bestellen , dachte er. Gereizt setzte er die Tasse so auf die Untertasse, dass sie klirrte. »Ich war Mitglied des Klubs. Na ja, irgendwie jedenfalls.«
    »Sie waren einer der Assassinen?« Hamsa stieß ein leises, träges Kichern aus. »Nehmen Sie es mir nicht übel, Ustas , aber ich würde eher das Mädchen da drüben in dem rosa Mantel als Attentäter losschicken als Sie.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es ein akademischer Scherz war. In Wirklichkeit sollte natürlich niemand ermordet werden.« Die Jungs hatten ihm den Namen des mittelalterlichen Anführers der Assassinen verpasst – der Alte vom Berg. Er war noch jung genug gewesen, um durch die Anrede Alter nicht beleidigt zu sein. Mit einer Serviette putzte er sich die Brille. »Wir haben Picknickausflüge zu den Ruinen von Kreuzritterburgen gemacht.«
    »Burgen?«
    »Wir haben so getan, als seien sie Alamut. Das war der Name der größten Festung der Assassinen.«
    »Alamut?«, sagte Hamsa und strich sich den Bart. »Was bedeutet das?«
    Omar Jussuf setzte sich wieder die Brille auf und blinzelte Hamsa an. Du bist gar nicht der schlichte Muskelmann, den ich dir abnehmen soll , dachte er. »Das Todesschloss. Das ist auf Arabisch und Persisch die wahrscheinlichste Bedeutung.«
    »Das Todesschloss, was? Aber der Zettel an der Tür mit ›Schloss der Assassinen‹ ist nur ein nostalgischer Scherz, wie Sie das nennen? Finden Sie nicht auch, dass bei dem Toten in der Wohnung der Spaß aufhört?«
    Omar Jussuf drehte die Kaffeetasse langsam auf der Untertasse. »In der Küche der Wohnung hängt ein Gebetsplan für einen Ort namens Alamut-Moschee. Vielleicht gibt es da eine Verbindung?«
    »Jetzt gehört also schon eine ganze Moschee zu diesem Scherz?« Hamsa kratzte sich leicht am Kinnbart. »Ich erinnere mich, einmal gelesen zu haben, dass diese Assassinen mit Drogen vollgepumpt waren, wenn sie sich zu ihren Selbstmordattentaten aufmachten.«
    »Das ist ein Mythos. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher