Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
akzeptiere Ihre Kritik und Ihre Skepsis, und deshalb habe ich eine kleine Demonstration vorbereitet.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Foaly voller Eifer. »Natürlich gibt es eine Demonstration. Warum hättest du uns sonst hierherbestellen sollen?«
    »Genau.«
    »Vielleicht für eine neue Entführung und Erpressung?«, bemerkte Vinyáya mit leisem Spott.
    »Das ist lange her«, rief Holly in einem Ton, den sie normalerweise nicht gegenüber einem Vorgesetzten verwendet hätte. »Ich meine … das ist lange her … Commander. Artemis hat sich dem Erdvolk gegenüber als guter Freund erwiesen.«
    Sie dachte dabei vor allem an eine gefährliche Situation während des Kobold-Aufstands, als Artemis’ Einsatz ihr selbst und vielen anderen das Leben gerettet hatte.
    Auch Vinyáya schien sich an den Kobold-Aufstand zu erinnern. »Also gut, Fowl. Im Zweifel für den Angeklagten. Sie haben zwanzig Minuten, um uns zu überzeugen.«
    Artemis klopfte fünfmal auf seine Brusttasche, um sich zu vergewissern, dass sein Handy noch da war.
    »Zehn dürften hier wohl ausreichen«, sagte er.
    Holly Short war als Unterhändlerin bei Geiselnahmen ausgebildet und merkte, dass ihre Aufmerksamkeit trotz der Bedeutsamkeit der Situation mehr und mehr von den Nanoplättchen zu Artemis’ merkwürdigem Verhalten wanderte. Zwar gab sie im Verlauf der Demonstration gelegentlich einen Kommentar ab, doch die ganze Zeit über hätte sie am liebsten mit ihren Händen Artemis’ Gesicht umfasst und ihn gefragt, was los war.
    Ich müsste mich auf einen Stuhl stellen, um an sein Gesicht heranzukommen , wurde ihr plötzlich bewusst. Mein Freund ist fast schon ein richtiger Mann. Ein ausgewachsener Oberirdischer. Vielleicht ringt er mit seinen angeborenen blutrünstigen Neigungen, und der Konflikt treibt ihn in den Wahnsinn .
    Holly musterte Artemis eingehend. Er war blass, noch blasser als sonst, fast wie ein Wesen der Nacht. Wie ein Schneewolf zum Beispiel. Die ausgeprägten Wangenknochen und das schmale, dreieckige Gesicht verstärkten diesen Eindruck noch. Und vielleicht lag es am Frost, aber sie meinte, einen grauen Schimmer an seinen Schläfen zu sehen.
    Er wirkt alt. Foaly hatte recht: Artemis sieht erschöpft aus .
    Dann dieser Tick mit den Zahlen. Und die Berührungen. Artemis’ Finger waren unablässig in Bewegung. Auf den ersten Blick wirkte es wie zufällig, doch aus einer Eingebung heraus zählte Holly die Bewegungen, und bald war das Muster klar. Fünf oder ein Vielfaches von fünf.
    D’Arvit , dachte sie. Der Atlantis-Komplex .
    Eine schnelle Suche bei Wiccapedia lieferte ihr folgende Kurzbeschreibung:
    Atlantis-Komplex: eine Form der Psychose, besonders verbreitet unter Verbrechern, die von Schuldgefühlen geplagt werden; erstmals diagnostiziert durch Dr. E. Dypess von der Gehirnerforschungsklinik in Atlantis. Zu den Symptomen gehören zwanghafte Verhaltensstörungen, Paranoia, Wahnvorstellungen bis hin zur Spaltung der Persönlichkeit in schweren Fällen. Dr. E. Dypess wurde außerdem bekannt durch seinen Hit »Ich bin viele und niemals allein«.
    Holly nahm an, dass der letzte Satz wohl dem wiccatypischen Humor zuzuschreiben war.
    Foaly war zu dem gleichen Ergebnis gekommen, was Artemis’ Zustand betraf, und schickte ihr eine entsprechende SMS in den Helm, der vor ihr auf dem Tisch lag.
    Holly tippte das Visier an, um die Darstellung umzudrehen, und las den Text.
    Unser junger Freund hat ’nen Tick. A-K?
    Holly aktivierte die virtuelle Tastatur auf dem Visier und tippte unauffällig, damit es niemand mitbekam.
    Kann sein. Fünfen? Sie tippte auf Senden.
    Ja, Fünfen. Klassisches Symptom.
    Zehn Sekunden später: Eine Demonstration! Genial. Ich B Demonstrationen .
    Holly bemühte sich, keine Miene zu verziehen, für den Fall, dass Artemis vorübergehend mit seiner Zählerei aufhörte und in ihre Richtung sah. Foaly konnte sich nie lange auf etwas konzentrieren, es sei denn, es ging um eines seiner geliebten Projekte.
    Das schien eine Macke von Genies zu sein.
    Es war, als hielten die isländischen Elemente für Artemis’ Vorführung den Atem an. Der Wind hatte nachgelassen, und die Luft war von Dunstschleiern durchzogen, wie Reihen von hauchdünnen, frisch gewaschenen Laken.
    Die drei Unterirdischen spürten, wie die Thermofasern in ihrer Kleidung leicht zu vibrieren begannen, als sie Artemis nach draußen folgten. Die Rückseite von Adam Adamssons Etablissement war noch weniger ansprechend als die Vorderseite. Die ohnehin kärglichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher