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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition)
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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im Zimmer brennen. Ist gerade kein leichtes Alter.«
    Sarah folgte Heidi ins Wohnzimmer. » Wir sind schon dreimal den Weg von uns bis zur Turnhalle abgelaufen, aber niemand hat Nini gesehen. Ich verstehe das nicht. Sie kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben.« Ihre Stimme zitterte. » Mitten im Training ist sie auf die Toilette gegangen und kam nicht wieder. Glaubst du, irgendein Perverser hat sie…?«
    Heidi schüttelte den Kopf und lächelte ein versteinertes Lächeln, das nicht verraten sollte, was sie gerade dachte. »Macht euch mal keine Sorgen.« Dabei kam sie sich total verlogen vor. » Ich werde trotzdem mal ein paar Kollegen losschicken.«
    Jens warf seiner Frau einen alarmierten Blick zu. » Also glaubst du doch, dass ein Perverser Leonie mitgenommen hat?«
    » Das kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Wir müssen alles in Betracht ziehen.«
    Sarah schniefte. » Was redest du denn da?«
    Plötzlich merkte Heidi, dass sie in den sachlichen Ton gerutscht war, mit dem sie sich schon in der Stadt die Angehörigen von Verbrechensopfern vom Leib gehalten hatte. Aber das hier war etwas anderes. Sie kannte diese Leute, und offensichtlich verstanden sie gerade nicht, dass sie nicht als Freundin gekommen war, sondern als Polizistin. Eilig legte sie wieder etwas Wärme in ihre Stimme. » Was hatte Leonie denn an?«
    Sarah blickte Heidi ratlos an. » Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Es ist wie gelöscht. Vielleicht eine Hose?«
    » Natürlich weißt du es. Atme tief ein und erinnere dich, was deine Tochter anhatte, als du sie vor der Turnhalle abgeliefert hast.«
    » Das hat Michelle gemacht, bevor sie rüber ins Hotel gegangen ist.«
    Jens zuckte mit den Schultern. » Ich weiß es auch nicht. Ich war bis vor drei Stunden drüben im Hotel.«
    Heidi versuchte es erneut. » Als sie hier mit Michelle losgegangen ist, hatte sie da eine Jacke an?«
    » Ja!« Sarah riss erleichtert die Augen auf. » Ja, jetzt weiß ich es wieder. Sie hatte ihre knallrosa Jacke an. So eine mit weißem Pelzbesatz an der, an der…« Sarah fiel das Wort nicht ein. » An dem Dings dahinten.«
    » Kapuze.« Heidi kritzelte etwas in ihren Notizblock und ging dann die Treppe nach oben, um im ersten Stock einen Blick ins Kinderzimmer zu werfen. Vielleicht fiel ihr etwas auf. Etwas, was nicht ins Bild passte. Die Einrichtung war typisch Mädchen. Rosa. An den Dachschrägen hingen Poster von den Schlümpfen und den puscheligen Chipmunks. Über dem Schreibtisch pinnten Medaillen, Urkunden und Fotos von Turnwettkämpfen. Auf der rosageblümten Bettwäsche stapelten sich Rüschenkissen und Plüschtiere. Auf dem Bord darüber reihten sich quietschbunte Miniponys mit absurd großen Kulleraugen.
    Heidi wandte sich zu Jens und Sarah um, die wie in Trance in der Zimmertür stehen geblieben waren. » Hat Leonie in letzter Zeit irgendwie anders gewirkt? Verschwiegen? Beunruhigt? Aufgeregt? Hatte sie blaue Flecken?«
    Sarah starrte auf die bunte Ponyherde. » Ist das jetzt so eine typische Kriminalkommissarinnen-Frage?«
    » Alles kann ein wichtiger Hinweis sein.« Heidi blätterte in einem Briefblock, der auf dem Tisch lag. Es war schon kein Kinderzimmer mehr für sie, sondern ein Ort für die Spurensicherung, und während sie sich umsah, sprach sie wie nebenbei weiter. » Vielleicht war irgendetwas anders als sonst. Vielleicht hat sie sich in der Fußgängerzone mit jemandem angefreundet, von dem ihr noch nichts wisst.«
    Jens stierte Heidi aus wässrigen Augen an. Sein Mund stand offen, als hätte er Schwierigkeiten, zu begreifen, was sie damit meinte. » Nichts war anders. Gar nichts. Leonie hätte uns das erzählt.«
    » Hat sie Tagebuch geschrieben?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, zog Heidi die Schreibtischschublade auf und nahm ein mit Stoff bezogenes Poesiealbum raus. » Das lasse ich mal pro forma auswerten. Und sonst? Facebook? Internetforen? Irgendwas?«
    Sarah schüttelte den Kopf. » Nur Youtube, wie man sich solche Flechtfrisuren macht und die Haare glättet…«
    » Das ist doch schon mal eine gute Nachricht.« Heidi klemmte sich das gepolsterte Buch unter den Arm, drängte an Sarah und Jens vorbei, die Treppe hinunter. Von unten rief sie: » Wenn euch noch etwas einfällt, ruft mich sofort an.« Dann zog sie die Haustür auf und rannte durch den Schneematsch zurück zum Wagen. Sie hatte sich schon wieder nicht ordentlich verabschiedet. Wann lernte sie das endlich?

5 . MAYA
    Maya zwängte sich durch den
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