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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition)
Autoren: Clare Clark
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ihrer Zeit so gedankenlos umgehen wie die Fliegen. Doch auch wenn ich mich zur Geduld ermahne, weil das Wesen solcher Frauen nie zu ändern sein wird, muss ich gestehen, dass mir allmählich der Mut sinkt. Mit gehörigem Neid verfolgte ich letzten Freitag im Ärztlichen Kollegium die Vivisektion eines Hundes, denn mir selbst scheint es nicht zu gelingen, meine Frauen dazu zu bewegen, auch nur den Mund aufzumachen. Man sollte anstatt eines Hundes eine von ihnen nehmen; das würden sehr viele Kollegen aufs Äußerste begrüßen, und niemand würde ihr Ableben bedauern!

II
    D er Sommer schüttete sein Füllhorn aus. Doch während die Früchte an den Hecken immer praller und süßer wurden, gerieten unsere Begegnungen immer schroffer und liebloser. Mein Unbehagen und mein Widerwille gegen seine weiße Fleischlichkeit hatten jedoch meine Lust nicht vermindert, sondern sogar noch angestachelt und geschärft, sodass ich mich entschlossen ihrer Befriedigung widmete, ohne irgendwelche Gefühle vorzugaukeln. Ich küsste ihn nicht mehr, ja eigentlich berührte ich ihn kaum noch, was ihm aber keineswegs missfiel; meine Kälte entfachte seine Begierde nur noch mehr. Er packte mich an den Armen und hielt sie – was mir wehtat – über meinem Kopf fest, während er tief in mich hineinstieß, mich in den Hals biss und mich anfeuerte, laut zu schreien. Wenn ich meine Beine um seine Hinterbacken schlang und ihn mit den Fersen anspornte, noch tiefer und härter einzudringen, verzerrte sich sein Gesicht in rasender Leidenschaft, dass es wie hasserfüllt aussah. So heftig unsere Wollust war, so schnell war sie befriedigt. Jeder von uns verstand es geschickt, sich Lust zu verschaffen. Ich konnte mich darauf verlassen, dass in meinem Bauch die Hitze explodierte, auch wenn sie bei jeder Begegnung immer schneller abkühlte. Dann wünschte ich nichts sehnlicher, als dass er endlich ging, und doch schmollte ich, wenn er sich ankleidete, oder lamentierte säuerlich über seinen überstürzten Aufbruch, erfüllt von einem Groll, den ich weder mäßigen noch verstehen konnte. Wenn ich ihn »meinen Ehemann« nannte, boshaft und mit Bedacht, wohl wissend, dass ihn das ärgerte, lachte er freudlos, und sein Adamsapfel hüpfte dabei auf und ab.
    Genauso lachte er auch, als meine Mutter ihn bat, uns seiner Familie vorzustellen. Sein Vater sei ein Mann von aufbrausendem Wesen, erwiderte er, rotgesichtig und mit hervortretenden Augen, wie es für Menschen mit einem Übermaß an Blut typisch sei. Selbst unter günstigsten Umständen neige der Alte zu heftigen Gefühlsausbrüchen. Und die Umstände seien im Augenblick alles andere als günstig. Ein Schiff, an dem der Kaufmann bedeutenden Anteil besitze, sei kürzlich durch einen Überfall portugiesischer Freibeuter verloren gegangen, noch ehe man die Silberladung gegen Negersklaven habe eintauschen können. Angesichts des Gewinns, den die Investoren aus diesem Handel zu erzielen gehofft hatten, sei es ihnen nicht wirtschaftlich erschienen, das Schiff oder seine Ladung zu versichern. Diese unerfreuliche Neuigkeit sei per Brief zur Frühstückszeit überbracht worden, und das Gebrüll des außer sich geratenen Alten sei im ganzen Haus zu hören und so heftig gewesen, dass die Porzellanvasen wie Glocken gegeneinanderschlugen und die Pferde im Stall panisch wieherten.
    Seither genüge schon die geringste Aufregung, um den Kaufmann in solche Wut zu versetzen, dass die Adern an seiner Stirn wie purpurrote Stränge hervortraten. Alle im Haus würden sich in seiner Nähe nur auf Zehenspitzen bewegen, aus Furcht, er könnte außer sich geraten, wenn ihm sein Kaffee zu heiß oder sein Rock zu nachlässig gebürstet erschien. Eine seiner Schwestern habe mehr als eine Woche gewartet, bevor sie es wagte, ihn wegen eines neuen Kleides anzusprechen, und dann habe sein Zornesausbruch gereicht, die letzten Rosenblätter von den Büschen vor dem Fenster zu fegen. Es sei daher kaum klug, wenn sein Sohn ihm als zukünftige Schwiegertochter ein Mädchen vorstellen würde, das weder einer angesehenen Familie entstammte noch Vermögen irgendwelcher Art besaß.
    Meine Mutter erkannte die Anzeichen als Erste. Da ich mit Krankheiten nicht vertraut war, meinte ich mir eine Erkältung zugezogen zu haben, die mir den Kopf umnebelte und die Glieder schwer und ungelenk machte. Ich sehnte mich nach Schlaf. Als er mit seinem ganzen Gewicht auf mir lag, seinen Unterleib gegen meinen rammte und mich in die Brüste biss, schrie ich auf
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