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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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und seine Vor-Ort-Reportagen hatten McDowell quasi über Nacht von einem relativ unbekannten Reporter zu einer nationalen Berühmtheit gemacht. Carl Pearson war ein großer Fisch in einem Teich kleiner Fische in Missouri und einer Hand voll anderer Staaten geblieben, bis er seinen Laptop zuklappte und gegen einen Schreibtisch in Washington vertauschte.
    Carl war ein gestrenger News-Director, fordernd und leicht erregbar. Falls er verbittert über den unterschiedlichen Verlauf ihrer Karrieren war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Liv respektierte Carl und hatte ihn im Laufe ihrer Anstellung bei WWBW immer mehr schätzen gelernt. Sie selbst hatte auch einige Enttäuschungen hinter sich.
    »Was gibt’s?« Das war Carls Art, sie aufzufordern, ihr Anliegen vorzubringen. Der Werbeblock hatte begonnen.
    »Ich möchte an Beaumont Dell dranbleiben«, begann Liv. »Ich habe bereits eine Menge Vorarbeit geleistet, und wenn er zum Minister ernannt wird, möchte ich die Erste sein, die die Nachricht unter die Leute bringt.«
    Carl lehnte sich zurück und verschränkte die Hände über
seinem stattlichen Bauch. Er lastete seine Leibesfülle der sitzenden Arbeit hinter einem Schreibtisch an. Der Blick, mit dem er Liv jetzt studierte, war genauso direkt und kompromisslos wie der, mit dem er eben noch auf den Monitor gestarrt hatte.
    »Ein bisschen voreilig.« Seine raue Stimme verriet den jahrelangen Kettenraucher. Liv beobachtete schweigend, wie er sich eine neue Zigarette anzündete, obwohl in dem überquellenden Aschenbecher noch eine vor sich hin glomm. »Was ist mit Fitzhugh? Und Davis und Albertson? Die könnten die Ernennung Dells in Frage stellen. Außerdem ist Larkin noch gar nicht zurückgetreten.«
    »Das ist nur noch eine Frage von Tagen, wenn nicht Stunden. Sie kennen doch das ärztliche Bulletin. Der stellvertretende Minister wird nicht auf Dauer berufen werden; Bosnell ist nicht gerade der Liebling des Präsidenten. Es wird Dell werden. Das weiß ich.«
    Carl schnüffelte und rieb sich mit dem Handrücken über die Nase. Er hielt viel von Carmichaels Instinkt. Sie besaß trotz ihres Gutsherrinnen-Flairs einen scharfen Verstand und eine präzise Menschenkenntnis. Und sie war von einer akribischen Sorgfalt. Andererseits war sein Ressort unterbesetzt und das Budget knapp. Er konnte es sich nicht leisten, eine von seinen Top-Leuten auf die Jagd zu schicken, wenn er dafür jemanden verpflichten konnte, der leichter zu entbehren war. Dennoch … Er zögerte einen Moment und beugte sich dann wieder über den Schreibtisch.
    »Könnte den Aufwand wert sein«, brummelte er. »Mal sehen, was Thorpe zu sagen hat. Sein Bericht kommt gleich.«
    Liv sprang in spontanem Protest von ihrem Stuhl hoch, setzte sich aber gleich wieder hin. Es war ihr Stolz, der es nur schlecht verkraftete, dass ihr Auftrag von T.C. Thorpes Worten abhing. Aber mit Stolz richtete sie bei Carl nichts aus, das wusste sie. Sie erhob sich, setzte sich neben ihn auf die Schreibtischkante und sah auf den Monitor.
    Der Washingtoner Nachrichtensprecher berichtete aus dem Studio über ihnen, das sehr viel eleganter eingerichtet war als das, aus dem sie gerade kam. Aber das war eben der
feine Unterschied zwischen den lokalen und den nationalen Nachrichten – und den lokalen und nationalen Budgets. Nach seiner kurzen Einleitung schwenkte die Kamera auf die Vor-Ort-Szene und T.C. Thorpes Stand-up. Liv beobachtete ihn mit gemischten Gefühlen.
    Obwohl die Temperatur nur knapp über dem Nullpunkt lag und ein schneidender Wind wehte, trug er seinen Mantel offen und auch keinen Hut. Das war typisch für Thorpe.
    Er hatte das markante, wettergegerbte Gesicht, das Liv mit einem Bergsteiger in Verbindung brachte, und den stromlinienförmigen Körper eines Langstreckenläufers. Beides Professionen, die Durchhaltevermögen erforderten. Genau wie die des Reporters. Und T.C. Thorpe war der Prototyp eines Reporters. Seine dunklen Augen hatten den eindringlichen Blick, der die Aufmerksamkeit der Zuschauer fesselte. Sein ebenfalls dunkles Haar wehte wild um sein Gesicht und verlieh seinem Bericht eine dringliche Note. Dennoch blieb seine Stimme ruhig und gelassen. Dieser Kontrast war sein Erfolgsrezept.
    Liv wusste um seine Anziehungskraft. Sein athletischer Körperbau und die attraktiven, aber nicht zu schönen Gesichtszüge sprachen Männer wie Frauen gleichermaßen an. Er hatte intelligente Augen, die bei den Zuschauern Vertrauen erweckten, genau wie seine tiefe,
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