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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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auf Zehenspitzen, Knien und Ellbogen weiter. Das Gestrüpp gab nur widerstrebend nach, und Geäst zerrte an ihren Kleidern und Haaren. Dünnere Zweige brachen ab, zerkratzten ihre Gesichter und rissen ihnen Unterarme und Ohren blutig.
    Endlich erreichten sie das Hochufer über einer anderen, weniger geschützten Einbuchtung in der Küste der Insel. Als sie hastig in Richtung Straße weiterkrochen, drangen von dort Stimmen durch die windstille Nacht.
    Hinter ihnen kamen vier stumme Schemen auf den Strand zu, von denen zwei bis zu den Knöcheln im Wasser stehen blieben. Eine der Silhouetten, größer als die anderen, bedeutete ihnen auszuschwärmen. Im sanften Mondlicht entpuppten sie sich als vier ganz in Schwarz gekleidete Männer, deren Köpfe unter Kapuzen verborgen waren.
    Der Mann, der den Befehl zum Ausschwärmen gegeben hatte, beugte sich nach vorn. Smith hörte das Flüstern einer tiefen, rauen Stimme, die über ein tragbares Funkgerät Anweisungen erteilte.
    »Chinesisch«, stieß Mondragon gepresst hervor. Er hatte starke Schmerzen. »Kann nicht alles verstehen, hört sich aber an wie das Mandarin, das in Shanghai gesprochen wird. Das heißt, sie sind mir wahrscheinlich aus Shanghai gefolgt. Der Kerl ist ihr Anführer.«
»Glauben Sie, jemand hat diesen Burschen einen Tipp gegeben?«
»Möglicherweise. Aber ich könnte auch einen Fehler gemacht haben. Oder ich bin schon seit Tagen observiert worden. Oder Wochen. Keine Ahnung. Jedenfalls sind sie hier, und sie kommen näher.« Smith sah Mondragon prüfend an. Er schien so unverwüstlich wie das Salzwasser gewohnte Gestrüpp. Er hatte Schmerzen, aber er ließ sich nicht von ihnen aufhalten.
    »Wir könnten es drauf ankommen lassen«, sagte Smith. »Könnten uns zur Straße durchschlagen. Trauen Sie sich das zu? Andernfalls verschanzen wir uns hier.«
»Sind Sie verrückt? Hier schlachten sie uns ab.« Sie krochen tiefer ins Gestrüpp, fort vom Meer, und hatten sich gerade mühsam fünf Meter vorangekämpft, als hinter ihnen krachende Schritte durch das Unterholz brachen. Gleichzeitig sahen sie die andere Gruppe von vorn auf sie zukommen. Ihre Verfolger hatten ihren Plan durchschaut und rückten jetzt von beiden Seiten auf sie zu.
    Smith fluchte. »Entweder haben sie uns gehört, oder sie haben unsere Spur entdeckt. Wir müssen weiter.
    Wenn die von der Straße ganz nahe sind, greife ich sie direkt an.«
»Da wüsste ich was Besseres«, flüsterte Mondragon mit neuer Hoffnung in der Stimme. »Dort drüben ist eine Felsformation, hinter der wir uns verstecken können, bis sie vorbei sind. Wenn nicht, bietet sie zumindest genügend Deckung, um dort so lange durchhalten zu können, bis vielleicht jemand die Schüsse hört und uns zu Hilfe kommt.«
»Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert«, stimmte ihm Smith zu.
    Im Mondlicht ragte die Felsformation wie eine Ruine im Dschungel von Kambodscha oder Yucatan aus dem Gebüsch. Sie bestand aus bizarr geformten Korallenblöcken und bildete eine Art primitives Fort, mit Wällen auf allen Seiten und Öffnungen, durch die man schießen konnte, falls sich das als nötig erweisen sollte. Außerdem befand sich in der Mitte eine Vertiefung, in der sie fast nicht zu sehen wären, wenn sie sich ganz flach auf den Boden drückten.
    Die Waffen im Anschlag, zogen sie sich dorthin zurück und lauschten im silbernen Mondschein auf die Geräusche der Insel. Smiths Kratzer und Aufschürfungen brannten vom Schweiß. Mondragon hievte, um eine weniger schmerzhafte Stellung zu finden, sein Bein herum.
    Sie standen unter Hochspannung, als sie so warteten, spähten, horchten … Die Lichter von Kaohsiung glommen durch die Nacht; irgendwo bellte ein Hund, ein anderer fiel ein. Auf der fernen Straße fuhr ein Auto vorbei.
    Draußen auf dem Meer brummte der Motor eines spät zurückkehrenden Bootes.
    Dann hörten sie wieder Stimmen, die im Shanghaier Dialekt etwas murmelten. Sie kamen näher. Immer näher.
    Füße knackten auf widerspenstigem Gestrüpp. Von Geäst halb verborgen, zogen schemenhafte Gestalten an ihnen vorbei. Eine blieb stehen.
    Mondragon hob seine Glock.
    Smith packte ihn am Handgelenk, um ihn zurückzuhalten. Er schüttelte den Kopf – nicht.
    Der Schatten war ein großer Mann. Er hatte seine Kapuze zurückgeschlagen, und unter dem seltsam fahlroten Haar wirkte sein Gesicht farblos, fast wie gebleicht. Seine Augen reflektierten wie Spiegel, als sie die Korallenformation nach einer menschlichen Gestalt oder Bewegung
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