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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Laurie Frankel
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Video-Chat. Sam träumte gerade, dass er in einem Unterwasser-Hindernisparcours festsaß, und baute das Klingeln in seinen Traum ein. Jetzt bewältigte er einen Unterwasser-Hindernisparcours und läutete hinterher eine Glocke, um seinen Preis zu bekommen.
    »Mmmm … ’lo?«, brachte er heraus.
    »Heyyyy ! «, trällerte sie, ganz lieb und sanft. Und betrunken.
    »Mmfff«, antwortete er.
    »Bist du da?«
    »Mmmffff.«
    »Es sieht aus, als wärst du in einer Höhle .«
    »Keine Höhle .«
    »Ich sehe aber gar nichts.«
    »Es ist ja auch dunkel.«
    »Warum?«
    »Weil es mitten in der Nacht ist.«
    »Nein, hier ist es Nacht. Bei euch muss es schon Morgen sein.«
    »T heoretisch vielleicht «, sagte Sam, der langsam zu sich kam. »Aber die Sonne ist noch nicht aufgegangen.«
    »In London ist doch auch Sommer«, protestierte Meredith. »Da geht die Sonne früh auf.«
    »Ich glaube, du verstehst mich nicht«, sagte Sam. »Es ist d unkel, weil die Vorhänge zu sind. Und die Vorhänge sind zu, weil Nacht ist.«
    »Müs stest du nicht eigentlich Jetlag haben und hellwach sein?«
    »Ich habe einen gesegneten Schlaf.«
    » Und m üsstest du nicht ein bisschen mehr Begeisterung über meinen Anruf zeigen?«
    »Um halb sechs Uhr morgens gibt es nur ganz wenig, was mich zu Begeisterungsstürmen hinreißt.«
    »Wills t du jetzt vielleicht wissen, was ich mit Wahnsinn gemeint habe?«
    »Klar. Was?«
    »Mach das Licht an, damit ich dich sehe.«
    Er rollte sich zur Seite, knipste die Nachttischlampe an und blinzelte ihr müde entgegen, einen halben Erdball und einen halben Tag von ihr entfernt.
    »M an geht mit seiner Lieblingsfreundin, die man seit Wochen nicht gesehen hat, in seine Lieblingsbar, in der man seit Monaten nicht mehr war, um dort seiner Lieblings-Baseballmannschaft dabei zuzusehen, wie sie die Yankees elf zu eins schlägt, und hat trotzdem den ganzen Abend das Gefühl, dass das Wichtigste fehlt.«
    »Mich zu vermissen ist kein Wahnsinn, sondern sehr vernünftig.«
    »Gute Nacht, Sam.«
    »Du hast leicht reden. Dich erwartet nicht in einer halben Stunde ein Weckanruf .«
    »Du hast morgen deine Präsentation?«
    »Heute, ja.«
    »Deine Große Präsentation?«
    »Genau die.«
    »Vor Hunderten unheimlich gescheiten Leuten?«
    »Vielleicht sogar Tausenden.«
    »Die Präsentation, die über die Zukunft der Agentur – unserer Agentur – entscheidet?«
    »Ich bin eben ultrawichtig.«
    »Bist du nervös?«
    »Jetzt schon.«
    »Meine Güte«, sagte Meredith. »Du solltest wirklich zusehen, dass du eine Mütze Schlaf kriegst! «
    Als Sam kurz darauf die Jalousien hochzog, stellte er fest, dass sein Zimmer dadurch auch nicht viel heller wurde. Eine Stunde später traf er sich mit Jamie in der Lobby. Jamie stammte ursprünglich aus London und war vor einem Jahr auf OBs persönlichen Wunsch hin nach Seattle gekommen, um die Leitung der Softwareabteilung zu übernehmen. Laut Jamie war das auf seine überragenden Führungsqualitäten und sein überragendes technisches Know-how zurückzuführen, aber Sam vermutete eher, dass sich OB von Jamies britischem Akzent hatte einlullen lassen. Dieser Akzent sorgte auch dafür, dass Jamie klug und weltläufig klang, wenn er OB behutsam darauf hinwies, dass seine hochtrabenden, abgehobenen Ideen unmöglich umsetzbar waren. Bevor er sich der Informatik zugewendet hatte, war er ausgebildeter Shakespeare-Darsteller gewesen, und so konnte er die Trivialitäten des Agenturalltags mit einer Dramatik, einer Intonation und einer Würde vortragen, die OBs Gefühl für die eigene Wichtigkeit angemessen waren. Seit sie in London waren, spielte Jamie nicht nur den Boss, sondern auch noch den Stadtführer. Und den Verteidiger der britischen Monarchie.
    »Das Wetter bei Ihnen lässt zu wünschen übrig«, begrüßte ihn Sam mit seinem besten Monty-Python-Akzent.
    »Das Wetter bei Ihnen lässt zu wünschen übrig, mein Herr «, korrigierte ihn Jamie. »Was sagt man dazu? Du wohnst in Seattle. Euer Wetter lässt genauso zu wünschen übrig wie unseres.«
    »Aber wir können besser damit umgehen.«
    » Das erklär mir mal, wenn ich bitten dürfte. «
    »Coffeeshops«, sagte Sam.
    »Pubs«, konterte Jamie.
    »Na klar. Was einem zu dem ganzen Regen noch fehlt, ist kaltes Bier , das einen einschläfert.«
    »Unser Bier ist nicht kalt«, merkte Jamie an.
    » Damit schließe ich meine Beweisführung.«
    »Wir können dir gerne einen Kaffee besorgen «, bot Jamie auf dem Weg zur U-Bahn an .
    »Ja, einen Kaffee, der
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