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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane
Autoren: Frederick Forsyth
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auf den Azoren die Mission übernehmen könnten. Das letzte Drittel der Reise würden die Briten sichern. Man hatte an alles gedacht.
    Das Diner war ein triumphaler Erfolg. Die Staatsmänner strahlten, ihre Gattinnen funkelten, die Küche war nach einhelliger Ansicht superb, und in den Kristallgläsern leuchteten edle Weine.
    Die Speisenden folgten dem Beispiel des amerikanischen Präsidenten – zumal da die anderen Delegationen lange Flüge hinter sich hatten – und zogen sich schon früh in ihre Suiten zurück.
    Am nächsten Morgen kamen sie zur ersten Plenarsitzung zusammen. Das Royal Court Theatre war so umgebaut worden, dass alle acht Delegationen untergebracht werden konnten. Hinter den Hauptakteuren saß die kleine Armee von Lakaien, die jeder von ihnen anscheinend brauchte.
    Der zweite Abend verlief wie der erste, nur dass diesmal der britische Premierminister als Gastgeber in den zweihundert Personen fassenden Queen's Grill geladen hatte. Die weniger bedeutenden Mitreisenden verteilten sich auf das riesige Britannia Restaurant und die zahlreichen Pubs und Bars, wo ebenfalls Essen serviert wurde. Von diplomatischen Verpflichtungen befreit, bevorzugte das jüngere Element nach dem Essen den Queen's Ballroom und den Nightclub G32.
    Hoch über ihnen im gedämpften Licht der Brücke führte David Gundlach das Kommando in der Nacht. Vor ihm, gleich unter den großen Fenstern, reihten sich die Plasmabildschirme aneinander, auf denen jedes System des Schiffs abgebildet war. Das wichtigste war das Radar, das in einem Radius von fünfundzwanzig Meilen um das Schiff alles erfasste. Er sah die Lichtpunkte der Kreuzer zu beiden Seiten und dahinter die der anderen Schiffe, die auf dem Atlantik ihren Geschäften nachgingen.
    Überdies hatte er ein automatisches Identifikationssystem zur Verfügung, das das Transpondersignal jedes Schiffes im weiten Umkreis lesen konnte, dazu einen Computer, der aufgrund der Daten aus Lloyd's Register nicht nur den Namen jedes Schiffes identifizieren konnte, sondern auch seine Route und seine Ladung sowie die Frequenz kannte, auf der es sendete und empfing.
    Zu beiden Seiten der Queen Mary, ebenfalls auf verdunkelter Brücke, beobachteten die Radartechniker der Kreuzer ihre Monitore. Sie hatten sicherzustellen, dass sich nichts auch nur annähernd Bedrohliches dem Ungetüm näherte, das da zwischen ihnen dröhnend durch die Nacht pflügte. Selbst für einen harmlosen und überprüften Frachter betrug die Näherungsgrenze drei Meilen. In der zweiten Nacht kam nichts und niemand näher als auf zehn Meilen an die Queen heran.
    Das Bild, das der E2C Hawkeye lieferte, war wegen seiner Flughöhe natürlich größer. Wie der runde Lichtkreis eines gigantischen Scheinwerfers wanderte es von West nach Ost über den Atlantik. Aber fast alles, was der Hawkeye sah, war meilenweit entfernt von dem Konvoi. Immerhin konnte er einen zehn Meilen breiten Korridor vor den drei Schiffen überschauen und den beiden Kreuzern mitteilen, was vor ihnen lag. Um realistisch zu bleiben, limitierte er auch diese Projektion bei fünfundzwanzig Meilen oder einer Stunde Fahrt.
    Kurz vor dreiundzwanzig Uhr in der dritten Nacht gab der Hawkeye eine niederstufige Warnung.
    »Da ist ein kleiner Frachter fünfundzwanzig Meilen voraus, zwei Meilen südlich Ihres beabsichtigten Kurses. Er scheint bewegungslos im Wasser zu liegen.«
     
    Die Countess of Richmond war nicht völlig bewegungslos. Ihre Maschinen standen auf »midships«, das heißt, ihre Propeller drehten sich im Leerlauf im Wasser. Aber eine Strömung von etwa vier Knoten gab ihr gerade genug Fahrt, um die Nase auf Kurs zu halten: auf Kurs West.
    Das aufblasbare Schnellboot war zu Wasser gelassen und an Backbord festgemacht worden; ein Fallreep führte von der Reling hinunter. Vier Männer saßen bereits in dem Boot, das neben der Bordwand des Frachters in der Strömung dümpelte.
    Die anderen vier waren auf der Brücke. Ibrahim stand am Steuer und blickte starr zum Horizont. Er wartete auf den ersten Schimmer der nahenden Lichter.
    Der indonesische Funker justierte Klarheit und Stärke des Sendemikrofons. Neben ihm stand der Teenager, dessen Eltern in Pakistan geboren waren und der in der Großstadt Leeds in Yorkshire aufgewachsen war. Der vierte war der Afghane. Als der Funker zufrieden war, nickte er dem Jungen zu, und der nickte zurück, setzte sich auf einen Schemel vor der Steuerkonsole des Schiffs und wartete auf den Funkspruch.
     
    Er kam von dem Kreuzer,
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