Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
an zu reden.
    Er bestätigte alles, was London und Washington bereits wussten, und erzählte noch mehr. Bis auf die drei Indonesier konnte er die Männer, die auf der letzten Reise an Bord der Countess of Richmond gewesen waren, identifizieren.
    Er kannte Hintergrund und Herkunft des Teenagers pakistanischer Abstammung, der im englischen Yorkshire geboren und aufgewachsen war und der anstelle von Kapitän McKendrick am Funkgerät stehen und den Ersten Offizier David Gundlach täuschen konnte.
    Und er gestand, dass die Doña Maria und ihre Besatzung mit Absicht geopfert worden waren, ohne dass sie selbst davon gewusst hatten. Es sei ein Ablenkungsmanöver für den Fall gewesen, dass man aus irgendeinem Grund zögern sollte, den amerikanischen Präsidenten mit einem Passagierschiff über den Atlantik fahren zu lassen.
    Behutsam brachten die Befrager das Gespräch auf einen Afghanen, von dem sie wüssten, dass al-Khattab ihn in der Villa in den Vereinigten Arabischen Emiraten ins Verhör genommen hatte. Tatsächlich wussten sie es nicht: Sie vermuteten es nur, doch al-Khattab antwortete bereitwillig.
    Er bestätigte das Auftauchen des mysteriösen Taliban-Führers in Ras al-Khaimah, dem außerhalb von Kabul eine wagemutige und blutige Flucht aus der Haft gelungen war. Alle Einzelheiten, erklärte er, seien von al-Qaida-Sympathisanten in Kabul überprüft und bestätigt worden.
    Er sei von Aiman al-Sawahiri persönlich angewiesen worden, an den Golf zu fliegen und den Flüchtling so lange wie nötig zu verhören. Und kein Geringerer als der Scheich selbst habe die Identität des Afghanen aufgrund eines Gesprächs, das er Jahre zuvor in einem Höhlenlazarett in Tora Bora mit ihm geführt habe, bestätigen können.
    Der Scheich sei es gewesen, der dem Afghanen das Privileg verliehen habe, an al-Isra teilzunehmen, und er, al-Khattab, habe den Mann zusammen mit anderen nach Malaysia entsandt.
    Den angloamerikanischen Verhörspezialisten bereitete es ein diebisches Vergnügen, auch den Rest seines Lebens zu ruinieren, indem sie ihm verrieten, wer der Afghane in Wirklichkeit gewesen war.
    Ein letztes Detail war das Gutachten eines Handschriftexperten, der bestätigte, dass es sich bei der Person, die die Nachricht aus der Tauchertasche von der Insel Labuan geschrieben hatte, um den vermissten Colonel handelte.
    Der Crowbar-Ausschuss gelangte schließlich zu der Überzeugung, dass Mike Martin, noch immer als Terrorist getarnt, irgendwann nach seinem Aufenthalt auf Labuan an Bord der Countess of Richmond gegangen sei und nichts darauf hindeute, dass er sie rechtzeitig wieder habe verlassen können.
    Die Frage, warum die Countess vierzig Minuten zu früh explodiert war, blieb in der Akte offen.
     
    In Großbritannien kann eine spurlos vermisste Person erst nach sieben Jahren rechtmäßig für tot erklärt werden.
    Aber als die Vernehmung Dr. al-Khattabs abgeschlossen war, wurde der Coroner der City of Westminster, London, zu einem sehr diskreten Dinner in einem Privatraum des Brooks Club in der St. James's Street gebeten. Nur drei andere Personen waren dabei zugegen, und sie konnten dem Coroner manches erklären, nachdem die Kellner sie allein gelassen hatten.
    In der darauffolgenden Woche schickte der Coroner einen Totenschein an einen Dozenten an der School of Oriental and African Studies, einen Dr. Terry Martin, und übermittelte ihm sein Beileid zum Tod seines Bruders, Colonel Mike Martin vom Fallschirmjägerregiment, der achtzehn Monate zuvor spurlos verschwunden war.
     
    Auf dem Gelände des Hauptquartiers des SAS-Regiments vor den Toren der Stadt Hereford steht ein ziemlich merkwürdiges Gebäude, das allgemein nur als »der Uhrturm« bekannt ist. Der Turm wurde Stück für Stück abgetragen, als das Regiment vor einigen Jahren von seinem alten Standort auf das neue Gelände umzog, und dort wurde er wieder aufgebaut.
    Erwartungsgemäß befindet sich eine Uhr in der Spitze, aber das Interessante sind die vier Fassaden des Turms, auf der die Namen all der SAS-Männer stehen, die im Kampf gefallen sind.
    Kurz nach der Ausstellung des Totenscheins fand am Fuße des Uhrturms ein Gedenkgottesdienst statt. Ein Dutzend Männer in Uniform, zehn in Zivil und zwei Frauen nahmen daran teil. Die eine war die Chefin des MI5, die andere die Exfrau des Toten.
    Den Status eines im Kampf Vermissten hatte man ihm erst nach einigem Zögern zuerkannt, aber der Druck war von ganz oben gekommen, und nach Kenntnis aller bekannten Fakten hatten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher