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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
Autoren: Tad Williams
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diesen Ereignissen, Seoman. Amerasus Tod wurde im schwarzen Abgrund unter Nakkiga beschlossen – oder vielleicht schon damals vor vielen tausend Jahren, als sich die Zwei Familien am Sesuad’ra trennten. Du konntest nichts dafür.«
    »Aber warum?« Nur allzu gern hätte Simon Jirikis Worten geglaubt, aber das Gefühl des Verlustes, das ihn an diesem Morgen schon mehrfach zu überwältigen gedroht hatte, wollte nicht nachlassen.
    »Warum? Weil Amerasu in Inelukis verborgenes Herz gesehen hatte – und wer hätte es besser gekonnt als sie? Sie hatte endlich herausgefunden, was er plante, und wollte es ihrem Volk entdecken. Jetzt werden wir es vielleicht niemals erfahren oder erst dann verstehen, wenn Ineluki sich offenbart und niemand mehr etwas daran ändern kann.« Er sah plötzlich erschöpft aus. »Bei unserem Hain, Seoman, wir haben so viel verloren! Nicht allein Amerasus Weisheit, die so groß war, sondern auch unsere letzte Verbindung zum Garten. Jetzt sind wir wirklich heimatlos.« Er richtete den Blick auf die wogende Decke, sodass sein kantiges Gesicht in blassgelbes Licht getaucht war. »Die Hernystiri hatten ein Lied über sie, weißt du:
    Schneeweiße Brust, Herrin der schäumenden See,
    sie ist das Licht, das die Nacht erhellt,
    bis selbst die Sterne berauscht sind …«
    Er atmete vorsichtig, um seine versengte Kehle zu schonen. Überraschend verzerrte die Wut seine sonst so gleichmütigen Züge. »Selbst von dort, wo Ineluki haust, jenseits des Todes – wie konnte er einen Fremden schicken, um seine Mutter zu töten?«
    »Jiriki … was tun wir jetzt? Wie können wir gegen Ineluki kämpfen?«
    »Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, Seoman Schneelocke.«
    »Was meint Ihr?« Simon unterdrückte mühsam seinen Zorn, »Wie könnt Ihr so etwas zu mir sagen! Nach allem, was wir erlebt haben!«
    »Ich meinte es nicht so, wie es sich anhörte.« Der Sitha lächelte ein wenig beschämt. »Ich habe die Gesetze der Höflichkeit verletzt. Verzeih mir.«
    Simon sah, dass er tatsächlich auf eine Antwort wartete. »Natürlich, Jiriki. Es ist verziehen.«
    »Ich wollte nur sagen, dass wir Zida’ya erst einmal selbst Rat halten müssen. Mein Vater Shima’onari ist schwer verwundet, und meine Mutter muss das Volk zu sich rufen – aber nicht ins Yásira. Ich glaube, wir werden nie wieder dort zusammenkommen. Weißt du, Seoman, dass die große Esche mit dem Brand schneeweiß geworden ist? Hast du nicht einmal von so etwas geträumt?« Jiriki legte den Kopf ein wenig schräg, und in seinem Blick glomm ein rätselhaftes Licht. »Oh – vergib mir nochmals. Meine Gedanken wandern, und ich vergesse die wirklich wichtigen Dinge. Hat es dir schon jemand gesagt? Likimeya hat bestimmt, dass du gehen darfst.«
    »Gehen? Jao é-Tinukai’i verlassen?« Die jähe Freude war nicht ungetrübt. Eine ganz unerwartete Anwandlung von Bedauern und Empörung gesellte sich dazu. »Warum gerade jetzt?«
    »Weil es Amerasus letzter Wunsch war. Sie hat es meinen Eltern vor Beginn der Versammlung mitgeteilt. Aber warum klingst du so verstört? Du kehrst zurück zu deinem eigenen Volk – das ist in jedem Fall das Richtige. Wir Zida’ya müssen den Verlust unserer Ältesten und Besten betrauern. Hier ist jetzt kein Ort für Sterbliche. Und ist es nicht das, was du wolltest – wieder unter Menschen zu leben?«
    »Aber Ihr könnt Euch doch nicht wie früher abwenden und die Augen verschließen! Diesmal nicht! Habt Ihr Amerasus Worte nicht gehört? Wir alle müssen gegen den Sturmkönig kämpfen. Es zu unterlassen ist gleichbedeutend mit Feigheit!« Plötzlich stand ihr strenges und doch sanftes Gesicht wieder vor ihm, auch wenn es nur eine Erinnerung war. Ihre wundervollen, wissenden Augen …
    »Beruhige dich, mein Freund«, sagte Jiriki mit schmalem, zornigem Lächeln. »Du bist voller guter Absichten, aber du weißt zuwenig von den Dingen, um eine so harte Sprache zu führen.« Seine Miene wurde wieder weicher. »Hab keine Sorge, Seoman. Vieles ändert sich. Die Hikeda’ya haben die Älteste der Unseren ermordet, sie in unserem eigenen Heiligen Haus getötet. Sie haben eine Grenze überschritten, nach der es kein Zurück gibt. Vielleicht war das ihre Absicht, aber darauf kommt es weniger an als darauf, dass es überhaupt geschehen ist. Auch das ist ein Grund, weshalb du uns verlassen musst, Menschenkind. Es gibt keinen Platz für dich im Kriegsrat der Zida’ya.«
    »Dann werdet Ihr also kämpfen?« Simon fasste
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