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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad
Autoren: James Patterson
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geschnappt. Was fällt Ihnen ein, hier aufzukreuzen und zu behaupten, Charlie sei noch am Leben?«
    »George Bengosian«, entgegnete ich.
    »Wer?«
    »George Bengosian. Das zweite Opfer. Er kannte Billy, als sie zusammen in Berkeley waren. Mehr noch, Mr Danko. Er war derjenige, der Ihren Sohn an die Polizei verraten hat.«
    Danko rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her. »Was soll das denn heißen?«
    »Und Frank Seymour? Er wurde vor ein paar Tagen bei der Explosion im Rincon Center getötet. Seymour war FBI-Agent und hatte das Kommando bei der Razzia in der Hope Street, bei der Ihr Sohn getötet wurde. Charles ist irgendwo da draußen und bringt unschuldige Menschen um, Mr Danko. Ich glaube, dass er wahnsinnig geworden ist. Und ich vermute, dass Sie das ebenso glauben.«
    Der alte Mann atmete tief durch. Er starrte in die Flammen, dann stand er auf und ging zu seinem Schreibtisch. Aus einer unteren Schublade nahm er ein Bündel Briefe, die er vor mich auf den Couchtisch warf.
    »Ich habe nicht gelogen. Für mich
war
mein Sohn tot und begraben.
Ein Mal
habe ich ihn gesehen in den letzten dreißig Jahren, fünf Minuten an einer Straßenecke in Seattle. Vor ein paar Jahren bekam ich dann den ersten von diesen Briefen. Seitdem kommt jedes Jahr einer, regelmäßig um meinen Geburtstag herum.«
    Mein Gott, ich hatte die ganze Zeit richtig gelegen. Charles Danko lebte noch
...
    Ich nahm die Briefe und begann sie durchzusehen.
    Der alte Mann zuckte mit den Achseln. »Ich nehme an, er ist inzwischen Dozent am College oder so was.«
    Ich sah mir die Umschläge an – kein Absender. Aber die letzten vier waren im Norden abgestempelt. Genauer gesagt, in Portland, Oregon. Der letzte erst am 7. Januar – vor vier Monaten.
    Portland.
    Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. Das konnte kein Zufall sein. Stephen Hardaway war in Portland aufs College gegangen. Reed College. Ich sah den Alten durchdringend an. »Sie sagten, er ist Dozent? Wo denn?«
    Er schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht.«
    Aber
ich
wusste es. Ich wusste es plötzlich mit unausweichlicher Gewissheit.
    Danko war am Reed College. Die ganze Zeit war er dort Dozent gewesen.
    So hatten er und Stephen Hardaway sich kennen gelernt.
101
    Ich ließ mich mit Molinari verbinden, der schon im Museum war. Der Empfang des Vizepräsidenten würde in weniger als zwei Stunden beginnen.
    Der G-8-Gipfel war eröffnet.
    »Ich glaube, ich weiß, wo Danko ist«, bellte ich in den Hörer. »Er ist am Reed College in Portland. Als Dozent. Joe, Danko ist da, wo Stephen Hardaway studiert hat. Es passt genau.«
    Molinari antwortete, er würde ein FBI-Team zum College schicken, während ich nach San Francisco zurückfuhr. Die ganze Strecke über ließ ich das Blaulicht und die Sirene eingeschaltet. Südlich von Vallejo hielt ich es nicht länger aus. Ich ließ mich mit dem Reed College verbinden.
    Nachdem ich mich identifiziert hatte, wurde ich zum Studiendekan durchgestellt, einem gewissen Michael Picotte. Die FBI-Agenten vom Büro Portland trafen gerade ein, als ich ihn an den Apparat bekam.
    »Wir müssen dringend einen Ihrer Dozenten ausfindig machen. Es handelt sich um einen Notfall«, erklärte ich dem Dekan. »Ich kann Ihnen weder einen Namen noch eine Beschreibung geben. Sein
wirklicher
Name ist Charles Danko. Er müsste um die fünfzig sein.«
    »D-Danko?«, stammelte Picotte. »Es gibt hier am College niemanden namens Danko. Wir haben etliche Professoren in den Fünfzigern, mich selbst eingeschlossen.«
    Ich verlor rapide die Nerven und die Geduld. »Haben Sie ein Faxgerät?«, fragte ich. »Können Sie mir eine Faxnummer geben?«
    Ich rief im Büro an, ließ mir Lorraine geben und bat sie, das Fahndungsfoto von Charles Danko aus den Siebzigerjahren herauszusuchen. Eventuell hatte er sich ja nicht allzu sehr verändert. Dekan Picotte bat mich zu warten, während das Fax übermittelt wurde.
    Ich war kurz vor der Bay Bridge; bis zum Flughafen San Francisco International waren es nur rund zwanzig Minuten. Ich könnte selbst nach Portland fliegen, dachte ich. Vielleicht sollte ich in ein Flugzeug steigen und mich auf dem schnellsten Weg nach Reed begeben.
    »Okay, ich habe es hier«, meldete der Dekan sich zurück. »Das ist ja ein Fahndungsplakat...«
    »Sehen Sie es sich ganz genau an«, sagte ich. »Kommt Ihnen das Gesicht bekannt vor?«
    »Mein Gott...« Dem Dekan schien es die Sprache zu verschlagen.
    »Wer ist es? Ich brauche einen Namen!«, schrie ich in den Hörer. Ich
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