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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie
Autoren: Mary Higgins Clark
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mit ihr im Versteck gewesen zu
sein, aber keine von ihnen sei an jenem Abend dort
gewesen. Er nannte die Mädchen und fragte: »Ellie, kennst
du noch irgendein anderes Mädchen, das sich mit deiner
Schwester dort getroffen haben könnte?«
Wenn die Mädchen es schon selbst zugegeben hatten,
würde sie wohl niemanden verpetzen. »Nein«, flüsterte
sie. »Mehr waren es nicht.«
»Gibt es noch irgendeinen anderen, den Andrea im
Versteck getroffen haben könnte?«
Sie zögerte. Sie konnte ihm unmöglich von Rob
Westerfield erzählen. Damit würde sie wirklich Verrat an
Andrea begehen.
Detective Longo sagte: »Ellie, jemand hat Andrea so
schlimm geschlagen, dass sie jetzt nicht mehr lebt. Du
darfst diesen Menschen nicht schützen. Andrea würde
bestimmt wollen, dass du uns alles erzählst, was du
weißt.«
Ellie schaute auf ihre Hände. In dem großen alten
Farmhaus war dieser Raum ihr Lieblingszimmer. Früher
waren die Wände mit einer hässlichen Tapete beklebt
gewesen, aber jetzt waren sie in einem freundlichen Gelb
gestrichen, und über dem Tisch hing ein neuer
Kronleuchter, dessen Glühbirnen wie Kerzen aussahen.
Mommy hatte den Kronleuchter auf einem kleinen
Flohmarkt gefunden und gesagt, er sei ein wahres
Schmuckstück. Sie hatte eine Ewigkeit gebraucht, um ihn
zu putzen, aber jetzt wurde er von allen Besuchern
bewundert.
Sie aßen immer im Esszimmer zu Abend, obwohl Daddy
es blödsinnig fand, so viele Umstände zu machen.
Mommy besaß ein Buch mit Anleitungen, wie der Tisch
für ein offizielles Essen zu decken war. Andrea hatte die
Aufgabe, jeden Sonntag den Tisch nach diesen
Anleitungen zu decken, auch wenn sie keine Gäste
erwarteten. Ellie hatte ihr immer dabei geholfen, und es
hatte ihnen Spaß gemacht, das gute Silber und Porzellan
aufzulegen.
»Der heutige Ehrengast ist Lord Malcolm Bigbottom«,
hatte Andrea gesagt. Dann hatte sie im Benimmbuch
nachgeschaut und ihn auf den Stuhl zur Rechten von
Mommy platziert. »Oh nein, Gabrielle, das Wasserglas
muss rechts oberhalb vom Messer stehen.«
Ellies richtiger Name war Gabrielle, aber sie wurde nie
so genannt, außer im Scherz von Andrea. Sie fragte sich,
ob es ab jetzt ihre Aufgabe sein würde, jeden Sonntag den
Tisch zu decken. Hoffentlich nicht. Ohne Andrea würde es
nicht so lustig sein.
Es war ein komisches Gefühl, so zu denken. Auf der
einen Seite wusste sie, dass Andrea tot war und am
Dienstagmorgen auf dem Friedhof von Tarrytown in
Anwesenheit von Grandma und Grandpa Cavanaugh
begraben werden würde. Auf der anderen Seite erwartete
sie immer noch, dass Andrea jeden Augenblick ins Haus
treten, sie beiseite nehmen und ihr irgendein Geheimnis
anvertrauen würde.
Ein Geheimnis. Manchmal hatte sich Andrea mit Rob
Westerfield in dem Versteck getroffen. Aber Ellie hatte ihr
hoch und heilig versprochen, es niemals zu verraten.
»Ellie, wer auch immer Andrea das angetan hat, er
könnte auch anderen etwas antun, wenn man ihn nicht
aufhält«, sagte Detective Longo. Seine Stimme war ruhig
und freundlich.
»Glauben Sie, dass es meine Schuld ist, dass Andrea tot
ist? Daddy glaubt das.«
»Nein, Ellie, das glaubt er nicht«, sagte Detective
Longo. »Aber alles, was du uns jetzt erzählen kannst über
irgendwelche Geheimnisse zwischen dir und Andrea, wird
uns weiterhelfen.«
Rob Westerfield, dachte Ellie. Vielleicht würde sie ihr
Versprechen nicht wirklich brechen, wenn sie Detective
Longo von ihm erzählte. Wenn Rob derjenige war, der
Andrea getötet hatte, dann sollte es jeder wissen. Sie
schaute auf ihre Hände. »Manchmal hat sie sich mit Rob
Westerfield im Versteck getroffen«, flüsterte sie.
Detective Longo lehnte sich vor. »Weißt du, ob sie sich
an jenem Abend treffen wollten?«, fragte er.
Ellie merkte ihm an, dass ihn die Erwähnung von Rob in
äußerste Spannung versetzt hatte. »Ich glaube, ja. Paulie
Stroebel hat sie gefragt, ob sie mit ihm zur ThanksgivingFete gehen will, und sie hat eingewilligt. Eigentlich wollte
sie gar nicht mit ihm hingehen, aber Paulie hatte ihr
gesagt, er weiß, dass sie sich heimlich mit Rob
Westerfield trifft, und sie hatte Angst, dass er es Daddy
weitererzählt, wenn sie nicht mit ihm hingeht. Aber dann
war Rob wütend auf sie, und sie wollte ihm erklären, dass
sie Paulie nur zugesagt hatte, damit er Daddy nichts verrät.
Vielleicht ist sie deshalb früher von Joan weggegangen.«
»Woher wusste Paulie, dass sich Andrea mit Rob
Westerfield
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