Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:

sie und ihre Freundinnen erwischt, als sie in der Garage
meiner Großmutter herumsaßen und Zigaretten rauchten.
Ich wollte nett sein, deshalb habe ich ihr gesagt, es ginge
schon in Ordnung. Sie hat ständig darum gebettelt, dass
ich sie auf eine Spritztour im Auto mitnehme. Sie hat mich
andauernd angerufen.«
    Er hatte auch eine Erklärung dafür parat, warum er in der
Tatnacht zum Versteck in der Garage gefahren sei. »Ich
kam aus dem Kino«, sagte er aus, »und wollte nach Hause
fahren. Aber dann habe ich mir irgendwie Sorgen um sie
gemacht. Zwar hatte ich ihr klar gesagt, dass ich mich
nicht mit ihr treffen wollte, aber sie wollte trotzdem auf
jeden Fall dort auf mich warten. Ich dachte, ich sollte
vielleicht kurz vorbeischauen und dafür sorgen, dass sie
nach Hause geht, bevor ihr Vater wütend wird. Das Licht
in der Garage ging nicht. Ich hab mich durch den Raum
getastet und bin um den Van herumgegangen. Das war die
Stelle, wo Andrea und ihre Freundinnen manchmal auf
Decken saßen und rauchten.
    Dann spürte ich die Decke unter meinem Fuß. Ich
konnte lediglich erkennen, dass jemand dort lag, und
natürlich dachte ich, dass Andrea auf mich gewartet hatte
und dabei eingeschlafen war. Also habe ich mich
hingekniet, nach ihr getastet, und plötzlich spürte ich das
Blut auf ihrem Gesicht. Dann bin ich weggerannt.«
    Er wurde gefragt, warum er weggelaufen sei. »Weil ich
Angst hatte, jemand könnte auf den Gedanken kommen,
dass ich es war.«
»Was, haben Sie geglaubt, war ihr zugestoßen?«
    »Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte Angst. Aber als ich
sah, dass der Wagenheber in meinem Kofferraum voller
Blut war, wusste ich, dass es Paulie gewesen sein musste,
der sie getötet hat.«
    Er verhielt sich sehr geschickt, und seine Aussage war
gut einstudiert. Ein blendend aussehender junger Mann,
der einen starken Eindruck hinterließ. Aber dann wurde
ich Rob Westerfield zum Verhängnis. Ich erinnere mich,
wie man mich in den Zeugenstand rief und ich die Fragen
des Staatsanwalts beantwortete.
»Ellie, hat Andrea Rob Westerfield angerufen, bevor sie
zu Joan gegangen ist, um Hausaufgaben zu machen?«
    »Ja.«
»Gab es auch Anrufe von ihm?«
»Manchmal hat er angerufen, aber wenn Daddy oder
    Mommy ans Telefon gegangen sind, hat er sofort
aufgelegt. Er wollte immer, dass Andrea ihn anruft, weil er
ein eigenes Telefon in seinem Zimmer hatte.«
»Gab es einen besonderen Grund, warum Andrea ihn am
    Abend, bevor sie starb, angerufen hat?«
»Ja.«
»Hast du das Gespräch mit angehört?«
»Nur einen kleinen Teil davon. Ich bin in ihr Zimmer
    gegangen. Sie weinte fast. Sie hat Rob am Telefon gesagt,
sie kann nichts dafür, dass sie mit Paulie zu der Fete geht,
sie muss es tun. Sie wollte nicht, dass Paulie Daddy
erzählt, dass sie sich manchmal mit Rob im Versteck
trifft.«
    »Was geschah dann?«
»Sie hat Rob gesagt, sie würde zu Joan gehen, um
Hausaufgaben zu machen, und er hat ihr gesagt, sie soll
sich mit ihm im Versteck treffen.«
»Hast du gehört, wie er das gesagt hat?«
»Nein, aber ich habe gehört, wie sie gesagt hat: ›Ich
werd’s versuchen, Rob.‹ Dann hat sie aufgelegt und
gesagt: ›Rob möchte, dass ich früher von Joanie weggehe
und wir uns im Versteck treffen. Er ist wütend auf mich.
Er hat gesagt, es kommt überhaupt nicht infrage, dass ich
mit einem anderen ausgehe.‹«
    »Hat Andrea das zu dir gesagt?«
»Ja.«
»Was geschah dann weiter?«
    Und dann gab ich im Zeugenstand Andreas letztes
Geheimnis preis und brach das heilige Ehrenwort, das ich
ihr gegeben hatte, das Versprechen »auf Ehre und Leben«,
dass ich niemandem etwas über den Anhänger erzählen
würde, den ihr Rob geschenkt hatte. Er war vergoldet und
hatte die Form eines Herzens mit kleinen blauen
Edelsteinen. Auf der Rückseite hatte Rob ihre Initialen
eingravieren lassen. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits
in Tränen ausgebrochen, weil ich meine Schwester so sehr
vermisste und es wehtat, über sie zu sprechen. Und daher
fügte ich hinzu, ohne danach gefragt worden zu sein: »Sie
hat das Kettchen mit dem Anhänger angelegt, bevor sie
gegangen ist, deshalb war ich sicher, dass sie sich mit ihm
treffen wollte.«
    »Ein Anhänger?«
»Rob hat ihr den Anhänger geschenkt. Andrea hat ihn
unter der Bluse getragen, damit niemand ihn sehen konnte.
Aber ich habe ihn gespürt, als ich sie in der Garage
gefunden habe.«
    Ich erinnere mich, wie ich im Zeugenstand saß. Ich
erinnere mich, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher