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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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wars der dritte Winterabend, den Sein Mond heut wiederum zurückerollt. Da, Seltne! du mich stillen Haynesohn, Den Unbekannten seiner Vaterstadt, Und der Ich sang! = Zwar Wien, was achtet die Der Llejder, ha! Gold, Namen, Körper, und Die Seihe, was die ausschäumt, schätzet Wien! = In deinen Gastsaal, welcher wimmelte Von Feyrern, die mit Wünschen dir den Tag, Der deinen Namen, o Karlina! sprach. Herangeleiteten, beschiedst. Dein Aug Kohr vom Gewimmel mich heraus, und schoß Der Unterscheidung Blick mir in das Herz,

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    [zb] Ha! das, als ich zum ersten male dich
    Ersah, schlug hoch empor, und ahnte schön Der Frauen Einzige, wie dich ein Jahr Geprüftes Umgangs voll mir auch bewährt.
    Und diesen Tag, der deinen Namen spricht, Sang' ich an diesem Abend nicht, als ich Dich, Einzige! zum ersten mal' ersah? Ja! singen will ich, daß mein Lied "umher Durch alle Widerhalle meiner Gau Ertöne! daß vielleicht zu edlerem Wetteifer manche Nickerinn erwacht!
    Dieser schönen Wintermorgendämmrung Glich, Karlina! deine Jugend: eine Sonne, stralte dir dein Herz im Busen;
    Aber Nebel barg es. [3a] Nicht der Wüste Nebel! denn im Goldsaal' Hinter Fürsten gieng dein Wandeln. Eine Sonne, stralte dir dein Herz im Busen;
    Aber Nebel barg es. Nicht des Kenners Blicken undurchdringlich, Stäts dem Klügling doch ein Räthsel! Mährchen Warst Du der Gespielinn selbsten, hätte
    Sie dein Herz errathen! So vergab man dir, daß du so gut warst! Ließ mit deiner Seele dich in deiner Kammer einsam! Unterm Hofgetümmel
    Lerntest du die Weisheit, Die's noch dann ist, wann die Federbuschen Umgestürzt sind, wann der Thorheit Schellen Sind zertreten, wann die schmucke Wang' in
    Staub ist hingesunken! [3b] Jene Weisheit, die = Karlina! diesem Hellen Wintermittag gleichst du, welcher Jezt in vollem Glänze niederstralet,
    Alles übergoldet! = Die den Edlen, welcher dich verdiente. Neben dir so glücklich macht, die Pfänder Eurer Liebe zwoen Welten bildet.
    Alle Tugendfreunde Dir gewinnt! Wiebald nach deinen Gatten Du nun hießest, so zerriß der Nebel: Eine Sonne, brach dein Herz in jeder
    Handlung aus dem Busen!

    Deß nahms billig alle Dreyschrittseher Höchlich Wunder! Doch du giengst gelassen Deiner Pflichten steile Bahn zu treten,
    Jeden Tritt auf steiler! [4 a] Tritt sie lange, treue Gattinn! edle
    Freundinn! wahre Mutter! — O! verzeiht ihr Diese Eine Leidenschaft, mit der sie
    Hänge an ihren Kindern! Tritt sie lange diese Bahn, und streue Deines Beispiels Saamen in der Weiber Herzen! Eitelkeit und Scheelsucht haben, "
    Leider! sie versteinert! Und wann einst dein Leben sich zu seinem Abend neiget, dann, Karlina! gleicht es Diesem Sternenhimmel, rings mit goldnen
    Thaten durchgewirket.
    Lottchen!*) dieß ist der Umriß von deiner erhabenen
    Mutter, Leicht gezeichnet, wie Lieder es können! du wirst einst,
    das hoff ich, [4b] Durch dein Leben vollenden dieß Bild! und, wie du von ihr den Namen erbtest, von ihr auch alle die Tugenden erben! Ja! das wirst du! die zärtUche Mutter gab keiner verlaufnen, Gallischen Dirne dich Preis. So wie sie dich selber gestillet. Bildet sie deine Jugend auch selber: du blühest an ihrem Herzen empor! und, Fräulein! dieß Herz ist gut, und edel! Hab' es, und weis* es in Thaten! dann sing' ich auch dich
    einst, wie je und Deine Mutter ich sang in unverdächtige Saiten. Über dieses Gedicht sind zwei Besprechungen erschienen. Die eine von R.-ch-r (Realzeitung der Wissenschaften, Künste und Kommerzien. Wien 1777. II, 33. Stück vom 11. November, S. 516) besagt: „Diese Karolina, die uns der Herr Verfasser durch das ganze Lied mit so erhabenen und edlen Zügen schildert, ist die GemahHn unsers würdigen und verdienstvollen Hofrathes v. Grei-ner. — Er sang es ihr an ihrem Namenstage aus warmem Herzen mit deutscher Redlichkeit, und alle, die diese vortreffUche Frau in der Nähe kennen, sagen zu den aufrichtigen Wünschen des Dichters: Amen." Eine zweite findet sich im Leipziger Musen-almanach 1779, S. 12 (vgl. P. Hofmann von Wellenhof, Denis S. 352, Anm. 4).
    •) Ihr achtjährig Töchterchen.

    Karoline Pichler widmete Haschka und der Aufschrift „Er-kenne dich selbst" über seiner Studierstube in ihrem Alter einen längeren Aufsatz (S. W.* L, S. /ff.), worin sie auch dessen Eigen-heiten berührt.
    "') Maffei war ursprünglich Jesuit und lehrte 1771/72 am Wiener Theresianum Architekturzeichnen (Max Freiherr von Gemmel-Flischbach, Album des k. k. Theresianimas, 1746—1880. Wien 1880. S. 15), Von 1778
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