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Denk doch, was du willst

Denk doch, was du willst

Titel: Denk doch, was du willst
Autoren: Thorsten Havener
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für sich – und vielleicht auch für Ihr Gegenüber – aus jeder Unterredung heraus.
    Einen Sonderfall beim Spiegeln will ich hier noch unbedingt erwähnen: Angenommen, Sie bemerken, dass Ihr Gegenüber eine abwehrende Haltung einnimmt, die Arme verschränkt oder die Beine übereinanderschlägt. Sollten Sie die abwehrende Körperhaltung ebenso imitieren? Hier gehen die Meinungen auseinander. Die einen sagen, es soll gnadenlos durchgespiegelt werden, die anderen meinen, dass man in dem Fall lieber eine offene Körperhaltung einnehmen sollte. Wie so oft gibt es hier kein pauschales Richtig oder Falsch. Es kommt eben darauf an. Falls wirklich spürbar ein Konflikt in der Luft liegen sollte, dann könnte eine abwehrende Körperhaltung Ihrem Gesprächspartner den Eindruck vermitteln, dass Sie ebenfalls auf Ihrer Meinung beharren, und die starre Haltung noch verstärkt werden. In dem Fall sollten Sie eher eine andere und offenere Körpersprache bevorzugen und sich auf andere Mittel wie Sprechtempo und Geschwindigkeit konzentrieren. Falls Sie aber nur ein Signal vernehmen, mit dem Ihr Gegenüber auf Distanz geht – zum Beispiel die vor dem Oberkörper verschränkten Arme   –, dann können Sie dieses ruhig aufnehmen. Und Sie sollten stets bedenken: Vielleicht ist die Geste ja nicht als Abwehr gemeint, sondern einfach nur bequem für die Person – oder ihr ist kalt.
    Spiegeln gehört als Künstler zu meinem täglich Brot. Wann immer ich einen Zuschauer auf der Bühne habe, begebe ich mich in seine Position. Rein mental werde ich dadurch im besten Fall tatsächlich fast eins mit ihm – das Gefühlist nicht leicht zu beschreiben. Es ist ein Empfinden von Zusammengehörigkeit, und das fühlt sich für beide von uns gut an. Auch wenn nur ich weiß, was gerade abläuft, mein Gegenüber auf der Bühne fühlt sich spontan und automatisch durch den Gleichklang, den ich herstelle, wohl. Allein dadurch kann ich mich schon extrem gut in es hineinversetzen und habe einen Eindruck, wie es sich fühlt, wie es denkt und weiß, wie es sich verhalten wird.
    Ich gleiche also meinen Atemrhythmus und meine Körperhaltung sanft an seine an und stelle mir vor, ich würde an der Stelle des Zuschauers auf der Bühne stehen, und versuche, mich selbst durch die Augen des Zuschauers zu betrachten. Ich werde für einen kurzen Augenblick zu dieser Person. Ich stelle mir vor, was sie gerade fühlt und denkt. Manchmal äußere ich auch, was mir in diesem Moment gerade in den Sinn kommt. Das Resultat ist im wahrsten Sinne des Wortes meistens «zauberhaft». Dieser Übung liegt der Grundsatz «Alles ist eins» zugrunde. Wenn Sie dieses Vorgehen ausprobieren, werden Sie genau spüren, was ich meine. Ich spiegele also nicht nur sanft die körperlichen Besonderheiten, sondern auch die mentalen. Das Ergebnis wirkt auf alle Beteiligten wie pure Magie.
    Vom Pacen und Leaden
    Wenn Sie dann irgendwann im Laufe der Begegnung spüren, dass Sie mit Ihrem Gegenüber auf einer Wellenlänge kommunizieren, dann können Sie noch einen Schritt weitergehen. Der Fortschritt besteht darin, dass Sie vom reinen Spiegeln dazu übergehen, den anderen wirklich zu führen. Das bedeutet erst einmal, Sie schauen, ob er irgendwannunbewusst Ihren Gesten und Ihrer Geschwindigkeit folgt. Sie haben den anderen in diesem Moment abgeholt und können ihn auch jetzt irgendwohin führen. Sollten Sie ihn richtig gut beobachten können und dann vielleicht sogar noch das Vokabular und die Verhaltensweisen des anderen aufgreifen, nennt man das dann auch «Pacen», was an der Stelle so viel heißt wie «im selben Tempo mitgehen». Bevor ich auf einen fahrenden Zug aufspringen kann, muss ich erst dieselbe Geschwindigkeit erreichen wie die fahrende Lok. Im Deutschen nutzt man übrigens auch den englischen Ausdruck «Pacen», dieser Fachbegriff hat sich mittlerweile etabliert.
    Sie haben Ihr Gegenüber jetzt also unmerklich abgeholt, es fühlt sich in Ihrer Anwesenheit wohler und mit Ihnen überaus vetraut. Wie geht es weiter? Mit dem Leading. Das bedeutet in diesem Fall so viel wie «Führen». Sie leiten Ihr Gegenüber also dahin, wo Sie es hinhaben wollen. Wir alle kennen das Phänomen: Es gibt Menschen mit ansteckender Fröhlichkeit. Allein durch ihre Anwesenheit steigt einfach die eigene gute Laune. Meistens machen sich diese Leute ihre Wirkung nicht bewusst, aber sie erfahren viel Sympathie.
    Wie Sie diese Strategie nutzen können, zeigt folgendes Beispiel: Nehmen wir an, Sie haben einen
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