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Denk doch, was du willst

Denk doch, was du willst

Titel: Denk doch, was du willst
Autoren: Thorsten Havener
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Bekannten, der nicht gut drauf ist. Es liegt kein wirklicher ernsthafter Grund für seine Niedergeschlagenheit vor. Es ist einfach ein verregneter Tag, der falsche Fußballverein hat gewonnen, oder seine Tochter ist am Tag zuvor mit einem Typen nach Hause gekommen, der mit sechzehn Jahren eine Cordhose und Fliege trägt. Diesem Bekannten können Sie mit Ihrer Laune helfen. Bauen Sie einfach wie beschrieben Rapport auf und beginnen Sie zu pacen.
    Mir gehen diese englischen Fachausdrücke auch auf die Nerven, aber Sie wissen schon, was ich meine. Wenn Sie merken, dass Rapport hergestellt ist, dann verändern Sie Ihre Körperhaltung und beobachten, ob Ihr Gegenüber Ihnen folgt. Falls es Ihnen folgt, dann nehmen Sie eine offenere und positivere Körperhaltung ein. Lächeln Sie, halten Sie den Rücken gerade und schauen Sie geradeaus – auf keinen Fall nach unten. Prüfen Sie genau, ob Ihr Freund mit dem Cordhosenschwiegersohn Ihnen folgt. Sobald Sie ihn an irgendeiner Stelle verlieren, gehen Sie einfach wieder an den Ausgangspunkt zurück, an der Sie ihn noch bewusst gespiegelt hatten, um wieder Rapport zu schaffen. Nach dem Motto: Zwei Schritte vorwärts und einer zurück.
    Da die Energie der Aufmerksamkeit folgt, wird sich seine Stimmung mit der neuen Körperhaltung sicherlich bessern, denn wir können parallel zu einer Körperhaltung, die ausdrückt: «Es geht mir gut», nur sehr schwer denken, «Es geht mir schlecht.»
    Warum das so ist, das habe ich in meinem Buch «Ich weiß, was du denkst» bereits beschrieben. Eine Ausnahme gibt es allerdings: wenn jemand wirklich begründet traurig ist. Wir alle haben das Recht, auch mal niedergeschlagen zu sein, und wehren uns dann berechtigterweise. Sie wissen: In schlimmen Momenten bringen alle schönen Sprüche nichts. In der Trauer brauchen wir ausreichend Zeit und Energie, um den Grund des Trauerns zu verarbeiten. Wir reagieren zu Recht entrüstet, falls wir uns durch den anderen nicht respektiert fühlen. Falls Ihr Freund aber nur einen kleinen Blues verspürt, ist die Methode sehr gut einsetzbar.
    Bis jetzt haben wir uns beim Pacing und Leading nur auf den Aspekt der «Körperhaltung» beschränkt. Es gilt abernoch viel mehr zu beachten. Pacing und Leading kann in vielen Formen der Beeinflussung umgesetzt und angewendet werden. Als Eltern beispielsweise können Sie Ihren Kindern mit dieser Methode auf die unsinnigsten Vorschläge immer noch eine gute Antwort geben. Nehmen wir eine typische Diskussion zwischen Vater und dem fünfjährigen Sohn, wie sie in unserem Haushalt praktisch täglich stattfindet. Es ist Montagabend, 18.30   Uhr, Sie sind beim Abendessen. Der Sohn: «Papa, darf ich nachher noch ‹Ice Age› schauen?» Vater (falsche Antwort): «Du spinnst, schau mal auf die Uhr. Morgen müssen wir alle wieder früh raus. Der Film dauert über eineinhalb Stunden, und du weißt genau, wie du morgen drauf bist, wenn du nicht ausgeschlafen hast. Um es kurz zu machen: Nein!»
    Liebe Leserin, lieber Leser, auch ich bin manchmal in der Versuchung, auf eine derart unsinnige Frage so offen, klar und deutlich zu antworten. Nachdem aber die Wirksamkeit das Maß der Wahrheit ist, kann ich Ihnen nur dringend davon abraten, es so zu machen. Lassen Sie sich auf keinen Fall dazu hinreißen, Sie erreichen so keine Ergebnisse. Erstens ist die Antwort gnadenlos hart und möglicherweise unangemessen, zweitens reißen Sie alle Brücken zu möglichen Kompromissen ein, und drittens weiß Ihr Kind am Abend, wenn es eine solche Frage stellt, nicht, definitiv nicht, wie es am nächsten Morgen drauf sein wird, wenn es nicht ausgeschlafen haben wird. Kinder leben nach dem Motto: «Jetzt ist der Augenblick der Macht», und das reicht.
    Wenn sie jetzt fit und gut gelaunt sind, wissen sie eben nicht, dass sie sich am nächsten Morgen verkatert fühlen, falls sie zu spät ins Bett gegangen sind. Sie schalten solche Gedanken, sofern sie sie überhaupt haben, einfach aus.Genau wie Kinder übrigens auf Kommando sämtliche störenden Frequenzen der Stimmen der Eltern und von Oma und Opa aus ihrem Gehör rausfiltern können. Genauso wie lästige Ratschläge. Aus gutem Grund. Schauen wir uns doch mal eine suggestivere und für beide Seiten sehr viel friedvollere Wortstruktur an.
    Der Vater gibt jetzt die richtige Antwort: «Hm, du würdest gern noch was im Fernsehen schauen. Die Idee finde ich okay, du warst heute wirklich lieb. (Der Satz funktioniert übrigens immer, auch wenn die lieben Kleinen
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