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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe
Autoren: Berte Bratt
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zu beschleunigen.
    Es lag gewiß viel Arbeit hinter diesem Können! Viele behagliche Nachmittage und Abende, mit Übungen und Geplauder und Kaffee und Sivs unvergleichlichen Kuchen. Sivs Kuchen, in ihrer, Tonis Küche gebacken, serviert auf ihrer Kuchenplatte – und Siv saß in ihrem Stuhl, mit ihrem Mann…
    Die barmherzige Dunkelheit der Straße verbarg Tonis hilfloses Weinen.
    „Dieses Mal haben wir es fein geschafft, Siv!“
    Eivind guckte Siv vergnügt an.
    „Jetzt geht die Ouvertüre genau, wie sie gehen soll! Du, jetzt nehmen wir ,Die Zauberflöte’. Kannst du noch, oder warten wir bis morgen?“
    Siv schwieg einen Augenblick, ehe sie antwortete. Siv war ja schließlich eine Frau, und hinter ihrem freundlichen, ruhigen Wesen wohnte ein sicherer Fraueninstinkt. Und Siv hatte etwas gespürt – ein kleines, disharmonisches Zittern in Eivinds sehr herzlicher Stimme. Eine kleine Dissonanz, die vor Tonis Besuch nicht dagewesen war. Sivs sicheres musikalisches Ohr faßte sie auf und ahnte den Grund.
    „Morgen habe ich leider zu tun, aber wenn du Mittwoch spielen willst, wäre das sehr nett.“
    „Gut. Aber als Strafe für dein Ausbleiben morgen, sollst du mir einen Apfelkuchen backen!“
    „Apfelkuchen kommt!“ versprach Siv.
    Toni hatte Herzklopfen, als sie Montag früh auf die chirurgische Station kam. Was würden sie ihr sagen und von ihr sagen? Kannten nun alle diese furchtbare Geschichte?
    Der erste, den sie traf, war Doktor Lambert.
    Und er kam ihr lächelnd entgegen mit ausgestreckten Händen:
    „Gratuliere, Frau Löngard… Unser gemeinsames Schmerzenskind platzt vor Gesundheit und muß sich unbedingt bei Ihnen bedanken… der Himmel mag wissen wofür… sie hat im Laufe von zehn Minuten viermal nach Ihnen gefragt. Ich komme gerade von ihr.“
    „Und Sie?“ fragte Toni. Ihre Stimme klang müde, aber etwas von der alten Schelmerei war doch darin. „Fangen Sie so langsam an, mir zu verzeihen?“
    „Das können Sie doch verstehen! Ich bin so unbändig froh, daß ich unmöglich auf jemand böse sein kann. Und Sie sind wirklich eine tüchtige Nachtschwester gewesen, jawohl. Aber schaun Sie herein zu unserem Problemkind, und gucken Sie sie an.“
    Auf Nummer 16 lag Fräulein Hallgren, noch etwas bleich und matt, aber mit einem strahlenden Lächeln und einem riesigen Rosenstrauß auf dem Nachttisch.
    „Ach, wie schön, daß Sie kommen, Frau Löngard… ich habe mich noch gar nicht bedanken können, weil Sie meinen… äh… Verlobten angerufen haben… Sehn Sie nur diese herrlichen Blumen an… und Sie ahnen ja nicht, wie entzückend er schreibt…“ Fräulein Hallgren war überglücklich. Was hatte wohl eine Blutung zu bedeuten oder eine Lungenentzündung, mehrere Penicillinspritzen und ein aufgeregter Arzt, wenn ein Brief und ein Blumenstrauß es klarmachen, daß „mein – äh – Bekannter“ oder „mein – äh -Verlobter“ bald „mein Verlobter“ werden würde, ohne ein vorsichtiges Räuspern zwischen den Worten!
    Toni hörte sich geduldig noch einige enthusiastische Geständnisse an. Dann riß sie sich los.
    Da kam die Hilfsschwester angelaufen.
    „Ach, Frau Löngard, wir haben einen Neuen auf Nummer 13… er muß unbedingt mit Ihnen sprechen, sagt er. Können Sie…“
    „Ein Neuer, der mit mir sprechen muß?“ fragte Toni. Dann klopfte sie bei Nummer 13 an und ging hinein.
    Im Bett lag Ingenieur Wolter.
    „Ja, was in aller Welt…“, fing Toni an.
    „Kann man wohl sagen, Fünkchen, das kann man wohl sagen.“
    „Ja, aber Sie sind doch schon längst entlassen worden?“
    „Mein Magensack war anderer Meinung, Kleines, der streikt mal wieder. Und nun wollen diese verflixten Metzger hier mich aufschneiden und den greulichen Gram herauspolken. Mit anderen Worten, ich soll morgen operiert werden, und der Tag vor einer Operation ist ekelhaft lang, und langweilig hindurchzukommen. Ich dachte mir, daß Sie im Grunde dafür angestellt sind, den Leuten hier durch solche Tage zu helfen. Wie geht es Ihnen?“
    „Danke, fein!“
    „Kreuzteufel, wie Sie lügen können! Es geht Ihnen dreckig, Fünkchen, das kann ein erfahrener Menschenkenner wie ich mit einem halben Auge sehen. Setzen Sie sich hin, und seien Sie ehrlich. Was ist los mit Ihnen?“
    „Warum sollte denn etwas mit mir los sein?“
    „Weil Sie so dünn und blaß geworden sind, daß Sie nur noch aus Sommersprossen bestehen! Und Ihre Augen sehen aus wie zwei schwarze Brunnen, statt wie zwei Weiher mit springenden Forellen.
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