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Den Oridongo hinauf (German Edition)

Den Oridongo hinauf (German Edition)

Titel: Den Oridongo hinauf (German Edition)
Autoren: Ingvar Ambjørnsen
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vor den Busfenstern vorüberrennt, die Felder, der Wald, usw., so dazusitzen und darauf zu warten, dass der Fahrer bremst, sich umdreht und verkündet, dass wir jetzt in Viken sind, jetzt haben wir Viken erreicht, und alle starren, als ich aus dem Bus steige, mit einer einfachen Frage im Schädel: Hat jemand Berit angerufen und sie über mein Eintreffen informiert? Feststeht, dass es hier in Viken für einen Mann wie mich nichts anderes zu tun gibt, als über den kurzen Kiesweg zu Berits Haus zu gehen, also wissen sie es jetzt allesamt, jetzt wissen sie, dass Berit Besuch aus der Stadt bekommt, und in meinen Halbträumen und Fantasien ist Berit inzwischen die Einzige, die nicht darüber informiert ist, sie steht in der Küche und bäckt Brot oder nimmt Fisch aus, und sie hört P3, den leichten Musiksender, oder vielleicht das Lokalradio, und dann sieht sie mich kommen, da kommt der Mann, auf den sie schon so lange wartet, den sie so oft eingeladen hat, er, den sie in Trondheim abholen wollte, aber dort steht er nun im Kies vor dem Küchenfenster, steht da und lächelt, denn er wollte sie überraschen, er ist von der spontanen Sorte, die plötzlich auf die Idee kommen kann, den Anker zu lichten und neue Küsten aufzusuchen, um nicht zu sagen, Frauen, und Letzteres ist falsch, das weiß sie, denn so ist er nicht, dafür hat sie sein Wort, und sie hat ihn als Mann kennengelernt, auf dessen Wort Verlass ist.
    Oder bei gutem Wetter – wie es sich in Wirklichkeit also nicht ergeben wird; auf den Bus mit allen Klatschbasen und -vettern zu verzichten, den Bus zu ignorieren, ihn wegfahren zu sehen, Gesichter mit fragenden Mündern hinter den versalzenen Fenstern, die undeutlichen Umrisse der Insulaner hinter den Busfenstern, und die vielen Gesichter hinter den Fenstern der Privatwagen, den Wagen, die mit der Fähre von Binnøya gekommen sind, und denen, die am Anleger gestanden haben, um Reisende abzuholen, Geliebte und Ehepartner, Kinder und Eltern, auf sie allesamt zu pfeifen und stattdessen den Koffer zu nehmen und mich auf den Weg zum Strand hinunter zu begeben, der kein Weg ist, sondern irgendeine Idee von Schaf oder Ziege und Regen und Wind; eine Art Streifen durch das Heidekraut, aber was macht das schon, denn da liegt der gesegnete Strand in der Frühlingssonne, und dann geht es an die kleine Strecke zwischen Fähranleger und Haus in Viken, die sich also als alles andere denn als kleine Strecke entpuppen wird, sondern eher als etwas für Menschen mit Sinn für Extremsportarten, Polfahrer, denke ich, als das Unwetter losbricht, als der Wind mit Hagelkörnern groß wie Amseleier um sich wirft. Nach zwei Minuten schon bin ich triefnass und wie gerädert, es sind tatsächlich große Eisklumpen, die mir den Hut vom Kopf schlagen und auf meine nackte Kopfhaut donnern, ich ziehe mir die Jacke über den Kopf und gehe in die Hocke, ich denke, das ist sicher nur ein kleiner Schauer, sie hat geschrieben, dass es hier oben viele Wetter gleichzeitig gibt, sie kann auf der Türschwelle stehen und zusehen, wie ein Wetter ein anderes ablöst, und deshalb hocke ich also hier und warte darauf, dass Wetter Nummer eins von Wetter Nummer zwei abgelöst wird, während ein drittes und ein viertes Wetter über den Strand und die davorliegenden Untiefen streifen, dass zum Beispiel der strahlende Sonnenschein nach einer kleinen Runde über das Inselinnere zurückkehrt. Aber als die Ablösung kommt, als der Hagelschauer verschwindet, meldet sich eiskalter und massiver Regen dienstbereit, der flach vom Fjord hereinjagt, wie irgendein von Menschen geschaffener Klimaknoten, eine biologische Waffe, die ihr eigenes Leben lebt, und hier sitze ich in einer Art aufrechter Embryostellung, und ich lasse und lasse alles über mich ergehen, und es gibt ja auch nichts anderes zu tun, als alles über mich ergehen zu lassen und auszuhalten, denn hier gibt es wie gesagt keinen Unterschlupf, nicht einmal einen winzigkleinen vom Wind zerzausten Busch.
    Und ich würde über den Strand gehen und über die glatt geschliffenen Felsen, würde den Kiefernwald verlassen und sie auf dem Hofplatz Holz hacken sehen, würde ihren Namen rufen, und sie würde sich aufrichten und sich umsehen, würde sehen, wie ich da stehe und den Hut durch die Luft schwenke, wie in einem Film aus alten Zeiten, einem Schwarz-Weiß-Film, hier kommt er, und da steht sie so warm und gut, und der Koffer landet im Heidekraut und die Axt im Kies, und es wird gelaufen, dass die Röcke flattern und
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