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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein
Autoren: Elliott Hall
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hinterlässt keine Faserspuren
     und ist leicht zu entsorgen. Das Einzige, was zurückblieb, waren die Männer, die Thorpe engagiert hatte. Normalerweise hätte
     ich sie einfach um meiner Seelenruhe willen umgebracht   …«
    »Aber stattdessen haben Sie sie auf mich losgelassen.«
    »Ich wollte nicht, dass sie umsonst angereist waren«, gab Lim zurück. Sein sparsamer Umgang mit der Zeit von zwei Kriminellen
     hatte einer Menge Leute im Starlight das Leben gekostet.
    »Sie haben ihn hier getötet, seine Leiche in einen der Teppiche gewickelt« – ich sah, dass der Boden vor der Haustür verdächtig
     nackt war – »und ihn die ganze Strecke bis mitten in die City gefahren. Warum haben Sie die Leiche nicht einfach irgendwo
     entsorgt?«
    »Ich hatte meine Befehle.«
    »Haben die Drogen und die Sexheftchen, die sie zurückgelassen haben, auch dazu gehört?«
    Lim nickte.
    Nachdem Thorpe so gewütet hatte, musste man kein Genie sein, um zu sehen, dass die Sache persönlich war.
    »Ich war gegen den ganzen Plan«, sagte Lim. Falls in seiner Stimme etwas Entschuldigendes lag, dann ging es ihm nur darum,
     sich von einer schlechten Operation zu distanzieren. »Es war irrational.«
    »Und warum halten Sie dann weiter zu ihm?«, fragte ich. »So gut kann die Zahnschutzversicherung doch gar nicht sein, die er
     Ihnen bietet. Wie ich die Sache sehe, sind seine Tage gezählt.«
    Lim lächelte. »Das ist der Deal, den alle Fußsoldaten eingehen«, sagte er. »Wir sind von der Verantwortung für die großen
     Entscheidungen befreit, müssen sie aber ausführen, selbst wenn sie offensichtlich verrückt sind. Außerdem würde man mich zur
     Strecke bringen, wenn ich einfach wegginge.«
    Ich kam nicht dazu, ihn zu fragen, wen er mit »man« meinte. Eine schwarze Luxuslimousine rollte draußen knirschend über den
     Kies und kam zum Stehen. White stieg aus, allein. Lim empfing ihn an der Tür.
    »Wo ist Marcus?«, fragte White, der Lim seinen russischen Pelzhut reichte. »Ich habe nicht viel Zeit   …« Sein Gesicht wurde so blass wie seine Stimme schwach, als er mich erblickte. »Was macht denn der hier?«
    »Genau das würde ich auch gerne wissen«, sagte Thorpe, der in den Raum trat. »Warum bloß haben Sie einen Privatschnüffler
     engagiert, um mir nachzuspionieren?«
    Whites Stimme schien nicht antworten zu wollen. Er trat einen Schritt zurück, und seine Augen zeigten seinem Körper den Weg
     zur Tür.
    Lim machte sie hinter ihm zu. »Vielleicht sollten Sie sich setzen, Mr White.« Lim führte White zu dem Stuhl, auf dem er eben
     noch selbst gesessen hatte.
    »Warum haben Sie mich engagiert?«, fragte ich. »Sie kannten die Antwort schon, nach der Sie mich suchen ließen. Es ging Ihnen
     auch nicht darum, einen Sündenbock zu finden; ich bin mir sicher, von denen haben Sie irgendwo schon ein Dutzend auf Lager,
     die Sie bei Gelegenheit hervorholen können. Wonach haben Sie eigentlich gesucht?«
    »Kein Wort mehr von Ihnen«, zischte White mich an. »Ich wollte mich vergewissern, dass sonst keiner Bescheid wusste«, sagte
     er zu Thorpe.
    Der lachte White ins Gesicht. »Erwarten Sie wirklich, dass ich das glaube?«
    »Oh doch, er wollte sich wirklich vergewissern«, sagte ich. »Sich vergewissern, dass Sie sich später nicht gegen ihn wenden
     konnten.« Das ganze widerliche Bild wurde mir klar. »Beweise gegen Sie, danach hat er mich suchen lassen«, sagte ich zu Thorpe.
     »Er konnte nicht einen seiner Daveys einsetzen; dann wären Sie ihm sofort auf die Schliche gekommen. In welches Loch wollten
     Sie mich werfen, wenn ich gefunden hätte, was Sie wollten, Ezekiel?« Ich warf mich in einer kleinen Show gegen meine Fesseln,
     als wollte ich unbedingtWhite an die Gurgel. Das war ein guter Vorwand, um den Leim zu lockern, der meinen Stuhl zusammenhielt.
    Lim legte mir die Hände auf die Schultern. »Ruhe.«
    Ich gehorchte, vorläufig.
    »Dieser Empfang ist einfach empörend«, sagte White. »Ich bin hier, um Ihnen aus der Patsche zu helfen.«
    »Mir aus der Patsche helfen, genau wie beim letzten Mal?«, fragte Thorpe. »Wir wären überhaupt nicht hier, wenn Sie Ihrer
     Arbeit gewachsen wären.«
    »Wir wären nicht hier, wenn Sie nicht überreagiert hätten«, entgegnete White.
    »Er hat meinen Sohn bedroht!«
    Die ganze Woche war von Jesus die Rede gewesen, aber Ihn selbst hatte ich in letzter Zeit nirgendwo gesehen. Was ich dagegen
     gesehen hatte, waren Arschlöcher, die in Seinem Namen miteinander um Geld und Macht
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