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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst
Autoren: Mari Jungstedt
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Zeitungen Gotlands Tidningar und Gotlands Allehanda.
    Johan und Peter begrüßten ihre Kollegen kurz, dann wurden alle in den Raum gebeten, in dem die Pressekonferenz stattfinden sollte. Anders Knutas und Karin Jacobsson ließen sich an der Querseite des Tisches nieder.
    »Willkommen«, sagte Knutas und räusperte sich. »Wir haben eine Frau, Jahrgang 1966, tot an dem Strand der Gemeinde Fröjel aufgefunden, der Gustavs genannt wird. Für die nicht Ortskundigen: Dieser Strand liegt an der gotländischen Westküste, etwa vierzig Kilometer südlich von Visby. Der Leichnam wurde heute um die Mittagszeit entdeckt, genauer gesagt, zwischen 12 Uhr 30 und 12 Uhr 45, und zwar von einem Spaziergänger. Das Opfer stammt von Gotland, ihre Familie ist jedoch vor fünfzehn Jahren von der Insel nach Stockholm übergesiedelt.«
    Knutas trank einen Schluck Wasser und schaute in seine Unterlagen.
    »Die Frau verbrachte zusammen mit ihrem Lebensgefährten einige Tage in dem Ferienhaus, das ihre Familie hier auf der Insel besitzt«, sagte er dann.
    »Wie ist sie ermordet worden?«, fragte die Reporterin von Radio Gotland.
    »Darauf kann ich nicht näher eingehen«, sagte der Kommissar.
    »Welche Waffe wurde verwendet?«
    »Das möchte ich aus Rücksicht auf die Ermittlungen nicht sagen.«
    »Wieso sind Sie so sicher, dass es Mord war«, wollte ein Reporter der Gotlands Allehanda wissen.
    »Die Verletzungen, die der Leichnam aufweist, können nur durch Fremdeinwirkung entstanden sein. Die Todesursache steht noch nicht fest, aber wir gehen davon aus, dass die Frau ermordet worden ist.«
    »Wurde sexuelle Gewalt angewandt?«, fragte Johan.
    »Dazu können wir noch nichts sagen.«
    »Gibt es irgendwelche Zeugen?«
    »Wir sprechen derzeit mit vielen Leuten, die in der Nähe wohnen oder die während der letzten Tage Kontakt mit dem Opfer gehabt haben. Die Polizei bittet dringend um Hinweise aus der Bevölkerung. Wer während der letzten vierundzwanzig Stunden in der Nähe des Tatorts etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen hat, soll sich sofort an die Polizei wenden. Oder wenn jemand andere Informationen zu besitzen glaubt, die bei der Suche nach dem Täter vielleicht weiterhelfen können.«
    »Woher wissen Sie, dass es sich um nur einen Täter handelt – also um einen Mann?«, meldete sich die Reporterin von Radio Gotland erneut zu Wort.
    »Das wissen wir natürlich nicht«, antwortete Knutas leicht gereizt.
    »Sie sagten, sie war mit ihrem Lebensgefährten im Ferienhaus. Steht er unter Verdacht?«, fragte Johan.
    »Die Polizei hat bereits mit ihm gesprochen. Er hat einen Schock erlitten und befindet sich im Visbyer Krankenhaus. Zum jetzigen Zeitpunkt richtet sich kein Verdacht gegen ihn. Wir werden seine Vernehmung morgen Früh fortsetzen. Die Polizei hat während des Nachmittags und Abends mit Hunden die Umgebung abgesucht und die Anwohner befragt, um mögliche Zeugen zu finden. Die Arbeit dauert noch an. Haben Sie noch weitere Fragen, ehe wir zum Ende kommen?«
    Johan beschloss, mit den Fragen nach den Axthieben und der Unterhose im Mund der Frau noch zu warten. Bisher war er offenbar der Einzige, dem diese Details bekannt waren.
    Nach der Pressekonferenz bat er Anders Knutas um ein Einzelinterview.
    Zuerst stellte Johan die üblichen Fragen: Was war passiert, welche Maßnahmen ergriff die Polizei jetzt und welche Spuren gab es. Schließlich fragte er ganz direkt:
    »Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Tatsache, dass es sich bei der Tatwaffe vermutlich um eine Axt handelt?«
    Anders Knutas fuhr zusammen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Mörder hat sie mit einer Axt oder etwas Ähnlichem erschlagen und ihr viele Wunden zugefügt. Und er hat ihr ihre Unterhose in den Mund gestopft. Was schließen Sie daraus?«
    Knutas schaute sich gequält nach allen Seiten um, als wolle er seine Kollegen um Hilfe bitten.
    Der starke Scheinwerfer der Kamera war auf sein Gesicht gerichtet und blendete ihn.
    »Ich weiß aus einer überaus zuverlässigen Quelle, dass es so war«, beharrte Johan.
    »Dazu kann ich gar nichts sagen«, fauchte Knutas und schob wütend das ihm hingestreckte Mikrofon beiseite.
    »Weg mit der Kamera«, sagte Johan zu Peter und packte den Kommissar am Arm.
    »Hören Sie, ich weiß, dass es stimmt. Können Sie es dann nicht auch gleich bestätigen?«
    Anders Knutas musterte Johan mit strengem Blick.
    »Ich kann das weder bestätigen noch dementieren, und ich rate Ihnen, sich bis auf weiteres solche Spekulationen zu verkneifen. Wir
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