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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica
Autoren: Larissa Ione
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zersetzen, will Doc E die Leiche haben. Dann lass uns mal zusammenpacken. Hier sind wir fertig .«
    Hier sind wir fertig. In letzter Zeit endeten einfach zu viele Notrufe mit diesem Satz.
    Laut fluchend half Shade Skulk dabei, die Leiche des Jungen auf die Bahre zu laden und zum Krankenwagen zu rollen. Ihr schwarzer Rettungswagen – einer von zweien, über die das Underworld General Hospital verfügte – wurde von einem Zauber geschützt, der ihn für menschliche Augen unsichtbar machte, aber hier war dieser Deckmantel überflüssig. Sie befanden sich in einem ruhigen Teil von New York City, einem ehemaligen Industriegebiet, das zur Zeit der Prohibition aufgegeben worden war und sich erst langsam zu einem Wohngebiet entwickelte.
    »Auf geht’s « , sagte Shade und knallte die Hecktüren des Wagens zu.
    Da Skulk mit Fahren dran war, schwang sich Shade auf den Beifahrersitz, steckte sich ein Kaugummi in den Mund und konzentrierte sich darauf, das benötigte Formular auszufüllen.
    Hauptbeschwerde des Patienten? Tod infolge von Organentfernung.
    Reaktion des Patienten auf die Behandlung? Ist immer noch tot, verdammte Scheiße.
    » So ein Mist !« Shade schleuderte den Stift gegen das Armaturenbrett. »Das geht mir so was von auf den – « Er verstummte, als ihn plötzlich ein Grummeln tief in seinem Inneren erschütterte, ein Erdbeben mitten in seiner Seele. Vom Epizentrum ausgehend, verbreitete es sich durch seinen ganzen Körper, bis ihn ein Tsunami grauenhafter Qualen gegen die Rückenlehne seines Sitzes warf.
    »Shade? Was ist los? Shade ?« Skulk rüttelte an seinen Schultern, was er allerdings kaum mitbekam. Er riss die Tür auf, dankbar, dass sie noch nicht losgefahren waren, und stürzte aus dem Fahrzeug.
    Seine Knie trafen mit einem Krachen auf das Pflaster, das er sogar durch das Rauschen des Bluts in seinen Ohren hörte. Tief vornübergebeugt, hielt er sich die Arme vor den Leib. Ihm wurde schwarz vor Augen. Dann verschlang die Schwärze auch sein Gehirn. Einer seiner Brüder war tot. Wer? O ihr Götter, wer?
    Er sandte seine Gedanken aus, um mit Wraith Verbindung aufzunehmen, dem Bruder, der gar nicht unterschiedlicher hätte sein können, mit dem ihn aber eine einzigartige Beziehung verband. Nichts. Er konnte Wraith nicht fühlen. Noch während er um jeden Atemzug kämpfte, suchte er nach der schwächeren Verbindung zu Eidolon. Wieder nichts. Auch Roag konnte er nicht spüren.
    Im Hintergrund hörte er Skulk per Handy mit Solice sprechen, der diensthabenden Triageschwester im Krankenhaus. »Wo sind Shades Brüder? Ich muss es wissen. Sofort !«
    »Skulk « , keuchte er.
    Sie kniete sich neben ihn. »Halt durch .« Dann lauschte sie einen Augenblick auf die Stimme im Telefon. »Okay, Solice sagt, Roag ist ins Brimstone gegangen. Sie ist ziemlich sauer, weil er sie nicht mitnehmen wollte, aber sie macht sich gerade fertig, um auch hinzugehen. Sie weiß nicht, wo E und Wraith sind. Sie wollten Roag jedenfalls nicht begleiten .«
    Kein Wunder. Kein Seminus, der halbwegs bei Verstand war, würde einen Dämonenpub betreten, in dem ihn die Lust der weiblichen Gäste tagelang gefangen halten konnte – schlimmer noch: Der Tod konnte ihn ereilen, zum Beispiel durch die Klauen eines eifersüchtigen männlichen Dämons.
    Shade stöhnte und schluckte aufsteigende Galle. Nach und nach durchdrang ein Funken Licht die Dunkelheit. Wraith. Er spürte Wraiths Lebenskraft. Den Göttern sei Dank. Vor Erleichterung entspannten sich seine verkrampften Schultern, wenn auch nur eine Sekunde lang. Er konnte Eidolon nicht fühlen. Blindlings streckte er die Hand aus, als könnte er seinen Bruder berühren. Skulk ergriff seinen Arm und verschränkte ihre Finger mit den seinen.
    »Atme, Schattenbleich « , flüsterte sie seinen Kosenamen aus Kindheitstagen, den sie ihm vor über achtzig Jahren gegeben hatte. »Wir stehen das durch .«
    Nicht, wenn E tot war. Scheiße, er war der Bruder, der sich um sie alle kümmerte, der dafür sorgte, dass Roag nicht aus der Reihe tanzte, der Wraith am Leben erhielt.
    Ein Bewusstsein durchdrang ihn. Eidolon . Er war in Sicherheit.
    Langsam ließen die höllischen Qualen nach; doch eine nagende, schmerzliche Leere bohrte ein weiteres Loch in Shades Seele. Seminus-Dämonen waren mit all ihren Brüdern verbunden, und wenn einer von ihnen starb, nahm er einen Teil seiner überlebenden Brüder mit sich. Siebenunddreißig Tode später fühlte sich Skulk wie ein Sieb.
    »Wer war es ?« , fragte Skulk
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