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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
Autoren: Claudia Puhlfürst
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gestaltet hat, vorbei an den Wohnungen der anderen Mieter, bis ins oberste Stockwerk.
    Die beiden Schwestern liegen gemeinsam auf dem Bett, schauen Germanys Next Topmodel . Sie haben schon ihre Schlafkleidung an. Wie Frederik später seinem Anwalt schreibt, sagt Ann-Christin, als sie ihren Bruder und dessen Freund erblickt: »Hey, was soll der Scheiß?«, und Andreas antwortet ihm: »Ja, so ist die: arrogant bis zum Schluss.«
    Zehn Schüsse werden auf Ann-Christin abgefeuert, neun auf Annemarie. Ann-Christin versucht, die Kugeln abzuwehren, ihr Arm wird dabei durchschossen. Der tödliche Treffer durchtrennt den dritten Halswirbel, zerstört das Rückenmark, zerreißt alle Nervenbahnen. Annemarie stirbt an mehreren Kugeln. Einige treffen das Herz, andere den Hinterkopf. Angeblich feuert Frederik alle Schüsse auf die Opfer ab, während Andreas nur dabei steht. Ist es dann möglich, dass die eine Schwester seelenruhig auf dem Bett liegenbleibt, während er die andere erschießt?
    Niemand hört etwas von der schrecklichen Tat – die Schalldämpfer verhindern dies. Den Fernseher lassen Andreas und Frederik laufen. Dann sammeln sie die Patronenhülsen auf, verschließen die Türen wieder und verstecken Kleidung, Munition, Schalldämpfer und Waffen im Keller, bevor sie sich zum Marstall begeben.
    Eine halbe Stunde, nachdem sie Andreas’ Schwestern mit insgesamt 19 Schüssen getötet haben, kommen die beiden jungen Männer in der Gaststätte an. Andreas’ Vater bezahlt ihnen den Eintritt. Sie begrüßen die Anwesenden, trinken etwas, unterhalten sich mit Andreas’ Eltern. Sie tanzen sogar. Niemandem fällt etwas Ungewöhnliches an ihrem Verhalten auf.
    Andreas wünscht sich noch ein Lied »Knockin’ on Heaven’s Door«.
    … Ma, take these guns away from me.
    I can’t shoot them any more.
    There’s a long black cloud following me.
    Feel like i’m knockin’ on heaven's door. …
    Die beiden jungen Männer singen den Text mit. Dann verabschieden sie sich.
    Der Freund von Annemarie fährt kurz vor 0:30 Uhr zum Haus in der Friedhofstraße. Vielleicht ist sie noch wach? Alles ist still und niemand öffnet ihm, und so macht er sich auf den Heimweg. Wenige Minuten später werden die Eltern beim Haus eintreffen.
    Andreas und Frederik sind unterwegs. Zurück zum Wohnhaus in der Friedhofstraße, wo die beiden toten Schwestern auf dem Bett liegen. Wieder gehen sie in den Keller, erneut wechseln sie die Kleidung, laden ihre Waffen, prüfen die Schalldämpfer und begeben sich nach oben in den dritten Stock.
    Frederik behauptet später, auf halber Strecke zu Andreas gesagt zu haben: »Ich hab’ keinen Bock mehr, auch noch deine Eltern zu erschießen.« Der Freund jedoch habe ihn mit den Worten: »Ach komm, das ziehen wir jetzt noch durch« beschwichtigt.
    Dieses Mal warten sie im Eingangsbereich. Hansjürgen und Else H. kommen eine halbe Stunde später. Andreas und Frederik erschießen auch sie kaltblütig, den Vater gleich im Eingangsbereich. Zwölf Kugeln werden später in den Eltern gefunden. Der Vater stirbt an inneren Blutungen. Sein Todeskampf dauert lange, man schätzt bis zu einer Stunde. Später wird die Dauer des Sterbens noch eine bizarre Rolle im Erbstreit spielen. Der zuerst Verstorbene vererbt dem anderen nämlich seinen Teil und das gesamte Erbe geht an die Verwandten des zuletzt Verstorbenen. Die Mutter, die die Schüsse hört und daraufhin aus dem Bad hastet, wird im Durchgang vom Flur zum Bad erledigt. Hirndurchschuss.
    Eigentlich haben die Täter vor, auch Andreas als vermeintliches Opfer zu präparieren. Dazu soll er einen Schuss in den Oberarm erhalten. Warum die beiden davon abkommen, weiß niemand. Wahrscheinlich fürchten sie sich vor den Schmerzen. Später werden in dem Versteck im Wald, wo sie auch die Waffen deponiert haben, Notizen gefunden, in denen die Mörder die Beseitigung der Leichen erwägen. Säure und das Legen eines Brandes kommen in die engere Wahl, doch nichts davon wird realisiert.
    Was in den nächsten drei Stunden geschieht, ist unklar. Eine Zeugin, die ihr krankes Kind in die Notaufnahme bringt und gegen 2:00 Uhr in der Tatnacht am Haus der Familie H. vorbeifährt, will durch ein geöffnetes Fenster eine Gestalt mit entblößtem Oberkörper gesehen haben, die Andreas H. ähnlich sieht. Irgendwann verlassen die beiden Mörder das Haus der Familie H.
    Auf dem Weg zu Frederik vergraben sie die Waffen und die aufgesammelten Patronenhülsen im Wald. Bei Frederik angekommen, duschen sie.
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