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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
Autoren: Claudia Puhlfürst
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keine. Mitschüler beschreiben ihn als »unscheinbar«, ein Anhängsel von Andreas. Seine Kleidung finden sie »uncool«. Manchmal verhält der Junge sich auch völlig unangemessen, fällt aus der Rolle. Einen Mitschüler, der ihn mit einem Schneeball bewirft, schlägt er unvermittelt ins Gesicht; als ihm ein Stift fehlt, rastet er aus und wirft den Tisch um.
    Tim, ein Mitschüler, der mit Frederik zusammen aufgewachsen ist, stellt schnell fest, dass ihre »Entwicklung verschieden verläuft«. Ein wirklich enger Freund sei Frederik nie gewesen. Der Junge wird geduldet, bleibt aber ein Außenseiter. Tim W. sagt vor Gericht: »Wir haben ihn immer mitgeschleift.« Nach Beispielen befragt, erzählt er von einem Vorfall, der sich ein paar Jahre zuvor abgespielt hat. Die Gruppe habe zu einer Maifeier gehen wollen. Vor allem die Mädchen seien dagegen gewesen, dass Frederik mitgehe, aber man habe ihn dann trotzdem mitgenommen. Aus heiterem Himmel habe der Junge dann auf der Straße angefangen, Silvesterkracher in offene Zimmer- und Kellerfenster zu werfen. Da sei ihnen wieder klar geworden: »Mit dem kann man sich nicht zusammen sehen lassen.« Tim und seine Freunde sind froh, als sich ihre Wege trennen, weil Frederik aufs Wirtschaftsgymnasium wechselt.
    Frederik führt ein einsames Leben. Er ist weder »in« noch beliebt. Sein einziger wirklicher Freund ist Andreas H. Er eröffnet ihm den Zugang zu anderen, er ermöglicht ihm, am Leben mit Gleichaltrigen teilzunehmen. Mit Andreas unternimmt Frederik Reisen, mit ihm und seiner Familie fährt er mehrfach in die Ferien.
    Im Italienurlaub 2008 lernt Frederik ein Mädchen kennen – Carolyn. Sie spricht ihn an, weil er da »so alleine rumsaß«. In den nächsten Tagen unternehmen die beiden etwas zusammen, gehen gemeinsam auf Partys.
    Carolyn findet, dass Frederik ein »netter, aufmerksamer, zuvorkommender Gesprächspartner« ist. Außer, dass sie sich »mal in den Arm« nehmen, gibt es keine weiteren Zärtlichkeiten zwischen den beiden.
    Nachdem Carolyn wieder in ihre luxemburgische Heimat zurückgereist ist, bleiben die zwei in Verbindung. Sie chatten fast täglich, sehen sich über ihre Webcams. Beim Chatten berichtet Frederik dem Mädchen auch von Problemen mit seinen Eltern. Er fühlt sich benachteiligt. Irgendwann hat Carolyn das Gefühl, verliebt zu sein. »Für mich war das der netteste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Und ich hätte nie damit gerechnet, was dann passiert ist«, sagt sie später aus. Für Ostern 2009 plant Frederik sogar ein Treffen, doch Carolyn sagt ab. Sie braucht etwas Abstand. Frederik reagiert überschießend, wird wütend.
    Ihm bleibt einmal mehr nur sein Freund Andreas.

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    Andreas H. und Frederik B. führen ein Doppelleben. Der Außenwelt spielen sie den eloquenten jungen Mann und seinen zurückhaltenden Freund vor und fast alle nehmen ihnen die Maskerade ab. Insgeheim jedoch laufen ganz andere Dinge, von denen niemand etwas bemerkt. Die jungen Männer verüben Diebstähle und horten die gestohlenen Dinge.
    So brechen sie im Juni 2007 in eine Eislinger Schule ein und stehlen einen Computer und einen Beamer. Als nächstes knacken sie einen Tennisclub und erbeuten hier einen weiteren Computer, Bargeld, Spirituosen und Zigaretten. Einige Monate später wiederholen sie den Fischzug im Tennisclub. Dieses Mal heimsen sie lediglich knapp 100 Euro und eine Flasche griechischen Schnaps ein. Im Herbst 2008 seilen sie sich nachts über einen Lichtschacht im Dach in einen örtlichen Supermarkt ab. Ihre Beute: Parfüm und alkoholische Getränke. Erwischt werden die beiden nie. Sie müssen sich unfehlbar vorkommen. Ihren gemeinsamen Kleiderschrank nennen sie »unser kleines schmutziges Geheimnis«, hier bewahren sie gemeinsame Kleidungsstücke und auch gestohlene Waren auf.
    Andreas und Frederik »erproben« ihre emotionale Belastbarkeit durch das Quälen von Tieren. Vor Gericht sagt Frederik später aus, sie haben testen wollen, ob sie die »Emotionsdinger« ausblenden könnten.
    Die Katze der Nachbarn trifft es als erstes. Andreas’ Schwestern lieben das zutrauliche Tierchen, füttern es ab und zu. Eines Tages ruft Andreas seinen Freund an, verkündet: »Heute bringen wir die Katze um!« Sie fangen das arglose Tier ein, stecken es in einen Sack. Dann stechen sie abwechselnd mit einem Brieföffner und einem Messer auf das zuckende, wimmernde Bündel ein. Einen lebenden Igel befestigen sie auf dem glühenden Rost eines Grills. Während des
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