Dekan Diavolo
bezwecken?«
Gaby drehte sich und legte einen Arm auf die Stuhllehne. »Trauen Sie mir nicht?«
»So ist es.«
»Das Leben ist ein einziges Risiko. Wenn Sie Erfolg haben wollen, müssen Sie etwas riskieren.«
»Ich soll mich Ihnen anvertrauen?«
»Ja.«
»Sofort?«
»Das wäre am besten.«
»Wir müssen in Richtung Norden und fahren etwa 25 Kilometer durch das Gelände.«
»Da finden wir dann die Burg?«
»Richtig.« Sie drückte die Zigarette aus. »Bitte, entscheiden Sie sich, Inspektor.«
»Wieviel Zeit geben Sie mir?«
»Wenn ich das Mineralwasser getrunken habe, brauche ich Ihre Entscheidung.«
»Kann ich noch einmal nach oben in mein Zimmer gehen.«
»Falls es nicht zu lange dauert, gern.«
»Nur für einen Moment.« Suko stand auf. Verfolgt von den Blicken der Gäste verließ erden Gastraum. Mit schnellen Schritten huschte er die Treppe hoch. Er war zwar kein Feigling, aber Vorsicht war noch immer der perfekte Begleiter des Mutigen. Suko schloß die Zimmertür hinter sich ab und holte einen Zettel hervor. Auf ihn schrieb er eine Nachricht, die seinem Freund John Sinclair galt. Als dies erledigt war, überprüfte er noch einmal die Waffen und verließ den Raum.
Erging in die Küche, wo die Wirtin und zwei Helfer an großen Öfen standen. Die Frau bekam große Augen. »Was wollen Sie denn hier, Herr?«
»Ich möchte Ihnen etwas geben.« Suko reichte ihr den zusammengefalteten Zettel, den sie erstaunt entgegennahm. »Bitte, wenn mein Freund und Kollege kommt, würden Sie so nett sein und ihm diese Nachricht in meinem Namen überreichen?«
»Ja, ja, gern.«
»Danke sehr.«
»Fahren Sie mit der Dame weg?«
»So ist es. Das Essen und auch das Getränk von Frau Wittmann setzen Sie bitte auf meine Rechnung.«
»Natürlich.« Sie grinste etwas hinterhältig. »Eine gute Reise wünsche ich Ihnen.«
»Danke sehr.«
Gaby Wittmann hatte schon leicht ungeduldig gewartet. Als sie Suko sah, schaute sie auf die Uhr. »Sie haben sich aber Zeit gelassen, Inspektor.«
Suko zog ein gequältes Gesicht und legte beide Hände auf den Bauch.
»Wissen Sie, wenn man das Kraut nicht so gewöhnt ist.«
Zum erstenmal lachte Gaby Wittmann laut. »Ja, das glaube ich Ihnen. Mir würde es auch so ergehen.«
Der Inspektor hob die Schultern. »Wenn Sie wollen, können wir jetzt fahren.«
Gaby hatte noch eine Frage. »Wie sieht es eigentlich mit Ihrem Partner aus?«
»Das wissen Sie doch. Er trifft sich mit Dunja.«
»Und wenn er zurückkommt?«
»Dauert es lange?« fragte Suko.
»Man kann nie wissen. Die Horror-Uni bietet so manche Überraschungen.«
»Aber sie ist doch mit einem Telefon ausgestattet?«
»Das versteht sich.«
»Dann ist ja alles klar«, erklärte Suko. »Mehr wollte ich eigentlich nicht wissen.« Er tat so, als würde er den forschenden Blick der Frau nicht sehen, tatsächlich aber wußte er genau Bescheid.
Gaby Wittmann war für ihn nicht Fisch und nicht Fleisch. Sie konnte ihm viel erzählen. Vielleicht hatte sie auch versucht, ihn einzulullen, nur ließ sich Suko auf so etwas nicht ein, auch wenn er so tat, als sei alles in Ordnung. Vom Tresen her flog ihnen eine Bemerkung hinterher. »Viel Spaß noch«, rief man ihnen zu, als sie das Lokal verließen.
»Draußen ist es warm genug. Die Sommernächte sind sowieso immer die besten.«
Die beiden grinsten, gaben aber keine Antwort. Am Wagen wurden ihre Gesichter wieder ernst. Die Frau holte den Autoschlüssel aus ihrer schmalen Handtasche und öffnete. Mit der Dunkelheit war auch die Hitze des Tages verschwunden. Ein kühler Hauch hatte sich über das Land gelegt. Von den Bergen wehte er in die Täler hinein und streichelte die Gesichter der Menschen.
»Es ist angenehm, nicht?« sagte die Frau beim Einsteigen.
»Sicher.«
Suko faltete sich in den Escort. Er schaute zu, wie Gaby den Gurt umlegte. Ihr Rock war noch weiter in die Höhe gerutscht. Die schwarzen Strümpfe mit den Schmetterlingen lagen auf ihrer Haut, als wären sie gemalt worden. »Nervös?« fragte sie.
»Kaum.«
Sie ließ den Wagen an. Am Fenster der Gaststätte sah Suko die Gesichter einiger Gäste. Das Grinsen sagte ihm genug. Hätten die Leute gewußt, wo ihr Ziel tatsächlich lag, hätten sie bestimmt das große Zittern bekom men.
Sie rollten an.
Schon bald lag der kleine Ort hinter ihnen. Wenn Suko in den Rückspiegel schaute, konnte er nur mehr den Kirchturm sehen, auf dessen Spitze eine Zwiebel saß. Eine Bauweise, die man als typisch für das Land Bayern
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