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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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nicht wissen.
    Im Wohnzimmer wurde der Fernseher lauter gedreht. Dröhnende Stimmen und scheppernde Musik drangen in den Flur. Elena öffnete das Fenster wieder und streifte Latexhandschuhe über, wie stets beim Putzen. Sie zog das Bett ab, trug die Schmutzwäsche ins Bad, wischte Staub, schüttelte die bunten Läufer aus, die rund ums Ehebett lagen, dessen eine Hälfte verwaist war, und saugte schließlich den Teppichboden. Im Spalt zwischen Bett und Nachttisch fand sie einen Zehneuroschein. Lächelnd hob sie ihn auf. Als sie vor einer Woche zum ersten Mal hier geputzt hatte, waren es drei Euro gewesen, die im Bad auf der Waschmaschine lagen. Wie vergessen. Mit der Hand strich sie den Schein glatt und wollte ihn schon auf dem Nachtkästchen mit der Flasche Eau de Cologne beschweren, als sie eine bessere Idee hatte.
    Sie ging ins Wohnzimmer. Eine Talkshow lief. Die Kommandantin sah hoch, als Elena eintrat. »Ich gefunden. Unter Bett.« Sie gab der Alten das Geld, die sich in schlecht gespielter Verwunderung fragte, wie es wohl dahin geraten war. Natürlich bedankte sie sich nicht. Prüfung offiziell bestanden. Eins. Setzen. Die neue Putze war ehrlich. Ein weiterer Irrtum.
    Frische Bettwäsche lag in der Kommode. Elena nahm eine Garnitur heraus und durchsuchte bei dieser Gelegenheit die Schubladen. In der Schachtel mit der Heizdecke entdeckte sie ein Kuvert, das nicht dorthin gehörte. Das Logo der Sparkasse war aufgedruckt. Ein Bündel Scheine steckte darin. Achthundert Euro. Wow! Nicht schlecht. Sie legte das Geld zurück und stellte den Karton an seinen Platz. Alles zu seiner Zeit.
    Die Schmuckschatulle entdeckte sie im Nachtkästchen. Kein Bargeld darin. Auf rotem Samt lagen die Schätze der Kommandantin. Goldarmbänder, eine Perlenkette mit einem wunderschönen Verschluss, eine Brosche mit rotem Stein, Saphirohrringe, einige Ringe, eine Armbanduhr. Elena ließ die Schmuckstücke durch ihre latexbehandschuhten Finger gleiten, steckte einen Ring an, hob die Hand und begutachtete ihn. Wie das glitzerte und funkelte. Doch sie war keine Idiotin. Einen Moment betrachtete sie diesen Schatz noch, dann legte sie alles zurück und schloss die Schublade.
    Im Schlafzimmer fand sie keine weiteren Geldverstecke. Allerdings konnte sie auch nicht intensiv danach suchen. Es würde auffallen, wenn sie so viel länger brauchte als beim ersten Mal. Mit dem Staubsauger ging sie ins Esszimmer und schaffte Ordnung.
    Nach drei Stunden war die Wohnung aufgeräumt und sauber. Sie roch nach Möbelpolitur und frisch gewaschener Wäsche. Elena brachte noch den Müll runter und entdeckte dabei in der Tüte mit dem Altpapier Tolstois Anna Karenina , in einer deutschen Übersetzung. Liebe Mutter, alles Gute zum Geburtstag. In Liebe, Elisabeth. Die Kommandantin warf das Geschenk ihrer Tochter in den Müll. Kalt wie der sibirische Winter. Elena schlug das Buch zu und steckte es in den Rucksack.
    Um halb sieben verabschiedete sie sich von der Alten, die ihr den Lohn überreichte, als gewähre sie eine Gunst. »Nächste Woche, um dieselbe Zeit?«
    Elena nickte. »Ich punktlich. Wenn Problem, ich telefonieren.«
    Sie steckte das Geld ein. Es war lächerlich wenig, im Vergleich zu ihrem früheren Job. Allerdings hatte sie davon so gut wie nichts gehabt. Unter dem Strich machte es also keinen Unterschied. Wer sich illegal in diesem gelobten Land aufhielt, musste für jeden Cent dankbar sein und wurde oft auch noch um den beschissen. Nicht selten von den eigenen Leuten. Die Illegalen waren machtlos. Man konnte sie ausbeuten und betrügen, man konnte sie demütigen und quälen, misshandeln, vergewaltigen und verkaufen. Sie waren Schattenwesen. Sie waren nichts.
    Doch Elena hatte die Regeln geändert.

4
    Es wurde bereits dunkel, als Clara Lenz den Eingang des Klinikums rechts der Isar ansteuerte. Seit gestern lag ihr Vater hier. Nachts war er gestürzt und hatte Glück gehabt, dass keiner seiner morschen Knochen gebrochen war. Die Mitarbeiterin des Pflegediensts hatte ihn gefunden. Morgens um acht im Bad, auf dem Fliesenboden, nur mit der Unterhose bekleidet und völlig unterkühlt. Mindestens zehn Stunden musste er dort gelegen haben.
    Seit dem Tod ihrer Mutter vor drei Jahren baute er ab. Weniger körperlich als mental. Als sich im Frühling die Merkwürdigkeiten zu häufen begannen, war es ihr gelungen, ihn zu einer neurologischen Untersuchung zu überreden. Mit vernichtendem Ergebnis. Ihr Vater litt an Alzheimer. Die Erkrankung befand sich bereits
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