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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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und beugte sich über sie. »Sie sind ja verletzt!«
    Dühnfort rappelte sich auf. Der Schutzpolizist sah zu ihm hoch. Sie kannten sich. Polizeiobermeister Arnold Gerstner. »Wir brauchen einen Arzt«, stammelte er. Abscheu lag in seinem Blick.
    Wieso einen Arzt? Zornige Röte war einer Leichenblässe gewichen. Behringers Unterkiefer zitterte. Noch immer saß sie auf dem Boden und starrte auf den Ärmel ihres cremefarbenen Kaschmirpullovers. Ein Stück Unterarmknochen hatte das feine, inzwischen blutgetränkte Gewebe durchstoßen und ragte daraus hervor. Ein offener Bruch. Merde! Verdammter Mist! Sie war unglücklich gestürzt. Das hatte er nicht gewollt. Doch hätte sie nicht dafür gesorgt, dass sie beide zu Fall kamen, wäre das nicht passiert.
    Plötzlich stand Kirsten neben ihm, zwei Tassen Espresso in den Händen. »Was ist denn hier los?«
    »Er hat mich geschlagen«, stammelte Katja Behringer.
    »Was?« Obwohl er es hatte kommen sehen, überraschte ihn diese Lüge doch.
    »Ich habe doch nur gesagt, dass ich es nicht war. Ich kann doch nicht einen Mord gestehen … « Ihre Augen verdrehten sich, sie sackte nach hinten weg. Gerstner, der neben ihr kniete, erwischte sie gerade noch, bevor ihr Kopf auf den Boden knallen konnte.
    Fragend suchte Kirsten Dühnforts Blick. Er schüttelte den Kopf, zuckte die Schultern und forderte einen Notarzt an, während Gerstner die Frau in stabile Seitenlage brachte. Zu guter Letzt zog er noch seine Uniformjacke aus und schob sie ihr unter den Kopf. Im Raum hatten sich inzwischen etliche Kollegen versammelt. Fragen wurden laut.
    Gerstner stellte sich vor Dühnfort. Nur ein paar Zentimeter trennten sie. Bewusst verletzte er die Distanzgrenze, provozierte. »Das hätten Sie nicht tun sollen. Sie sind echt zu weit gegangen. Einfach drauflosprügeln, nur weil sie nicht gesagt hat, was Sie hören wollten. In Ihrer Position sollten Sie sich besser im Griff haben.«

2
    »Das ist eine absurde Behauptung.« Wenn Dühnfort richtig wütend war, wurde er ganz ruhig. Eine Eigenschaft, von der er nicht wusste, woher sie kam. Von seinem Vater, der jeden Angriff messerscharf parierte, sicher nicht. Ebenso wenig konnte diese Facette seiner Persönlichkeit von seiner Mutter stammen, denn sie war eine Frau mit überbordenden Emotionen. Wie auch immer er diese Fähigkeit erworben hatte, er war in diesem Augenblick dankbar dafür. In ihm kochte zwar die Wut über Gerstners hanebüchene Beschuldigung, doch ein Deckel lag auf diesem Topf, schloss ihn hermetisch ab. Er würde sich nicht provozieren lassen. Diese Attacke trug eine Überschrift: Rache. Allerdings würde Gerstner mit dieser billigen Nummer Schiffbruch erleiden.
    Der Notarzt drängte mit zwei Rettungssanitätern herein. Die Ansammlung der Kollegen löste sich auf, während Gerstner das große Wort zu führen begann. Hier wurde er nicht länger gebraucht. Dühnfort verließ das Zimmer, gefolgt von Kirsten. Vor dem Kaffeeautomaten wartete Moritz Russo. Er war ein sehniger Triathlet mit Stoppelhaarschnitt und silbernem Knopf im Ohr. Kein Gramm Fett zu viel am Körper. »Niemand wird das glauben.« Mit dem Kinn wies er Richtung Vernehmungsraum. »Also mach dir keinen Kopf. Vermutlich seine Revanche für die Sache mit der Schäfer.«
    »Was für eine Sache?« Kirsten lehnte sich an den Automaten.
    »Marlis Schäfer. Der Selbstmord.«
    »Ach, er war das.«
    »Ich habe das kommen sehen und trotzdem falsch reagiert. Sie ist auf mich losgegangen. Statt sie in den Polizeigriff zu nehmen, hätte ich besser die Kollegen dazugerufen. Sie hat mir ein Bein gestellt, so dass wir beide gestürzt sind. Das hat Gerstner gesehen. Und nichts anderes.«
    Der Plastikbecher war gefüllt. Russo nahm ihn aus der Halterung. Dühnfort schauderte bei der Vorstellung, dieses Gebräu trinken zu müssen.
    »Ich glaube nicht, dass er diese Geschichte aufrechterhalten kann.« Russo klopfte ihm auf die Schulter.
    Doch Dühnfort befürchtete das Gegenteil. Die Behringer würde das durchziehen. Falls Gerstner sich auf ihre Seite schlug, gab es nur einen Weg. Agieren war immer noch besser als zu reagieren. Er ging in sein Büro, braute sich einen Espresso doppio, rührte zwei Löffel Dark Muscovado Sugar hinein und setzte sich an den PC . Eine halbe Stunde brauchte er für den Bericht. Er las ihn in aller Ruhe durch, schärfte Formulierungen und beseitigte Unklarheiten. Erst als er sicher war, den Sachverhalt präzise und frei von Emotionen dargelegt zu haben, schickte er ihn
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