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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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zum letzten Mal. Er hängte die Karte mit einem Magneten an den Kühlschrank und nahm den vorbereiteten Auflauf heraus. Der Rand der Form war feucht. Sie glitt ihm aus den Händen, knallte auf die Fliesen und zerbarst. Scherben, Fleisch, Nudeln und Gemüse spritzten über Boden und Schrankfronten. Tomatensoße durchweichte seine Schuhe und Socken und lief am Geschirrspüler hinab. Die Küche sah aus wie nach einem Massaker.
    »Merde! Mist! Verdammte Scheiße!« Wütend knallte er den Kühlschrank zu, donnerte die Küchentür ins Schloss und ging ins Bad. Was für ein beschissener Tag! So konnte das nicht weitergehen. Entweder ließ er sich jetzt in einer Kneipe volllaufen, was sicherlich keine gute Lösung war und genauso wenig zu ihm passte, wie Frauen krankenhausreif zu prügeln, oder … Ja, was?
    Die Joggingsachen fielen ihm ein, die im Schrank Staub ansetzten. Eigentlich war er kein Sportler, doch jetzt verspürte er unbändigen Bewegungsdrang.

3
    Mit Staubsauger und Putzzeug bewaffnet, betrat Elena das Schlafzimmer. Der muffige und saure Geruch nach alter Frau hing darin wie ein ranziges Stück Schwarte. Sie unterdrückte den Brechreiz, um nicht auf den Läufer zu kotzen, und riss das Fenster auf. Vor etlichen ihrer Kunden ekelte sie sich. Manche wuschen sich nicht und trugen wochenlang dieselben Klamotten. Einige warfen nichts weg, auch dann nicht, wenn die Sachen in Kühlschränken und Vorratsregalen zu leben begannen. Und manche lüfteten nie. So gesehen war die Kommandantin erträglich. Sie hatte nur etwas gegen frische Luft.
    Elena lehnte sich hinaus und atmete tief durch. Die saubere Luft war schon alles, was sie an diesem Land mochte. Sie war klar und frisch, wie das Wasser des Jalpuch an seiner Quelle. Weiter flussabwärts wurde auch er zur Dreckbrühe. Nichts blieb sauber, unberührt und unverdorben. Wer das leugnete, war ein weltfremder Phantast und würde schneller untergehen, als er denken konnte. Die Spielregeln akzeptieren und sich anpassen, oder verrecken. Eine andere Wahl hatte man nicht. Natürlich hatte sie sich fürs Anpassen entschieden.
    Sie lechzte nach einer Zigarette, zog eine aus der Packung und schob sie sich zwischen die Lippen. Das Zippo flammte auf, der Tabak knisterte. Eine Sekunde später sog sie mit dem Rauch Nikotin in ihre Lunge. Tat das gut! Sie hatte erst ein paar Züge gemacht, als auf dem Flur das gleichmäßige Klopfen des Stocks erklang. Rahat! Scheiße! Sie inhalierte noch einmal tief.
    Als die Alte in der geöffneten Tür stehen blieb, blies Elena den Rauch ins Zimmer. Mit Habichtblick wurde dieses Vergehen registriert. Der Stock knallte auf den Boden. Eine knappe militärische Geste. Die Geste einer Frau, die es gewohnt war, dass man ihr gehorchte. Die Attitüde einer Kommandantin. Auf den Stock gestützt sah sie sich um. Eine ausgemergelte und verbitterte Gestalt. Eine Mumie, an der ein dunkelblauer Hosenanzug schlotterte und deren knochige Hände mit goldenen Ringen geschmückt waren, als könnte sie so den Unausweichlichen bestechen. Den Tod.
    Auch du entkommst ihm nicht, dachte Elena. Er ist die einzige Gewissheit, die du hast. Und das weißt du. Deswegen bist du so verbittert und feindselig. Jetzt, wo er vor der Tür steht. Soll er dich doch holen!
    »Bei mir wird nicht geraucht, Eva! Habe ich das gesagt oder nicht?«
    War es so schwer, sich ihren Namen zu merken? Auch wenn es nicht ihrer war. »Elena.«
    »Eva? Elena? Wo ist der Unterschied? Wenn du dich bitte an das Rauchverbot halten würdest.«
    Sie mimte Zerknirschung. »Entschuldigung. Ich haben vergessen.« Wie um Nachsicht mit dieser dummen Ausländerin bittend, breitete sie die Hände aus, nahm noch einen Zug, dass die Glut rot aufleuchtete, und entließ den Rauch, scheinbar gedankenverloren aus ihrer Lunge. Erst dann drückte sie die Kippe auf dem Fensterbrett aus.
    Die Alte hustete demonstrativ. »Nun fang schon an. Falls du mit deiner Trödelei länger als die vereinbarte Zeit brauchst, bezahle ich trotzdem nicht mehr. Und schließ das Fenster. Ich hole mir sonst noch den Tod.«
    »Nichts Sorge. Ich putzen drei Stunden, ist fertig.« Gehorsam führte sie den Befehl aus. Die Kommandantin machte kehrt und dachte laut darüber nach, ob es von ihrer Tochter Elisabeth wirklich eine gute Idee gewesen war, eine Putzfrau zu engagieren. Noch dazu eine, die elend langsam war und mit der man sich nur schwer verständigen konnte, weil sie kaum Deutsch sprach. Auch das war ein Irrtum. Doch das konnte die Alte
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