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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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das, was wir eben gemacht haben. In beide Hände nehmen, zielen, Abzug durchdrücken. Nach dem Schuss sofort ablegen, ohne damit in eine andere Richtung zu zeigen. Verstanden?«
    Kathi nickte.
    »Es wird laut. Deswegen setzen wir jetzt Ohrenschützer auf. Und du musst die Pistole festhalten. Wirklich fest. Es wird dir beide Hände hochreißen. Du lässt sie nicht fallen. Okay?«
    »Keine Panik. Ich erschieße dich schon nicht.«
    Sie setzten den Gehörschutz auf. Kirsten entsicherte die Waffe und gab sie Kathi. Sie stellte sich breitbeinig hin, zielte und zog den Abzug durch. Ein Schuss zerfetzte die Stille. Kathi legte die Waffe ab. Kirsten sicherte sie und schob sie zurück ins Holster. »Nicht schlecht. Du hast die Scheibe getroffen.«
    »Echt? Das hat Spaß gemacht. Darf ich noch mal?« Schon hatte das Fräulein wieder Oberwasser.
    »Das ist kein Spiel. Komm mit. Wir setzen uns an den Tisch.«
    Kirsten zog die Akte hervor. »Du erinnerst dich noch an die Nacht, in der es passiert ist?«
    Kathi nickte. »Papa hat mich in meinem Zimmer eingesperrt.«
    »Genau. Wie viele Schüsse sind gefallen?«
    »Einer.«
    »Sicher?«
    »Ich habe einen gehört.«
    »Richtig. Ein Schuss ist gefallen. Dein Vater hat sich die Waffe in den Mund gesteckt und abgedrückt.«
    »Sagst du.«
    »Sieh dir deine Schusshand an.«
    »Meine … was?« Kathi streckte ihre Hand aus. »Ja und?«
    »Hier. Darum geht es.« Kirsten wies auf die Schmauchspuren am Handrücken und an den Innenseiten von Daumen und Zeigefinger. »Das sind Schmauchspuren. Sie entstehen, wenn man schießt. Alles klar so weit?«
    »Ich habe es kapiert.«
    »Gut. Erinnerst du dich an die Narbe, die Martin am rechten Handrücken hatte?«
    »Logisch. Hat er sich an einem Stacheldraht geholt.«
    Mit einem Ruck schlug Kirsten die Akte auf, suchte nach dem Foto und klatschte es vor Kathi auf den Tisch. »Ist das Martins Hand?«
    Ihre Tochter sah auf das Bild und nickte.
    »Und das sind Schmauchspuren. Und jetzt zähl eins und eins zusammen. Ein Schuss ist gefallen. Die Schmauchspuren sind an Papas Hand. Also hat wer geschossen?«
    Kathi sah hoch. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Papa. Warum hat er das getan?«
    Sie nahm ihre Tochter in den Arm. »Das weißt du doch. Er wollte nicht, dass ich ihn verlasse.«
    »Und deshalb hat er uns verlassen? Für immer und ewig.« Nun liefen die Tränen. »Das ist doch total unlogisch.«
    »Ja. Das ist es. Aber so sind Erwachsene manchmal. Total unlogisch.«

86
    Der Himmel spiegelte sich grau im See. Die Berge am Horizont waren von Wolken verhangen. Selbst Wiesen und Felder waren grau, wie erstorben. Eine trostlose Landschaft. Clara wandte sich vom Fenster ab. Sie hatte keine Lust hinauszugehen, eher das Bedürfnis sich zu verkriechen, sich noch weiter in dieses Häusl zurückzuziehen, das Thore ihr überlassen hatte. Es umgab sie wie ein Kokon. Es war der richtige Ort, um etwas zu Ende zu bringen, um einen Weg in die Zukunft zu finden.
    Der Abend legte sich über den Ort. Drüben, in dem alten Bauernhaus, brannte in Thores Arbeitszimmer Licht.
    Die Beisetzung ihres Vaters war am Vormittag gewesen. Als sie mit Thore gekommen war, hatten sich bereits zahlreiche Menschen vor der Trauerhalle versammelt. Alte Kollegen von Paps. Einige Nachbarn. Ein paar ehemalige Schüler. Sie entdeckte Hannes und Tanja. Sein Mantel war neu. Tanjas Babybauch wölbte sich unter einer hübschen Daunenjacke. Sie war beiden dankbar, dass sie gekommen waren. Klaus und die Kinder standen ein wenig abseits. Ein paar Reporter wuselten herum und schossen Fotos. Die Zeitungen hatten die Sache groß aufgemacht.
    Achim und Judith fehlten natürlich. Sie saßen in Untersuchungshaft. Es war unfassbar. Clara konnte es nicht verstehen. Wegen des Geldes, das er für sein seelisches Gleichgewicht brauchte. Sein Schmerzensgeld für angeblich erlittenes Unrecht und mangelnde Zuwendung. War er denn nie erwachsen geworden? Erwartete er als Fünfzigjähriger etwa noch Liebe und Fürsorge seiner Eltern? Es war absurd, total absurd. Und dann dieser wahnsinnige Gedanke einer Serienmörderinszenierung. Zum ersten Mal dachte Clara darüber nach, ob Achim möglicherweise krank war, psychisch krank.
    Er hatte das alles geplant, hatte ihr all die Wochen etwas vorgespielt, und sie war darauf hereingefallen. Mit ihrer Menschenkenntnis war es wirklich nicht weit her.
    Vielleicht tat sie Judith ja unrecht, wenn sie annahm, dass dieser hinterhältige Plan von ihr stammte. Vielleicht war es auch
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