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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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Arbeitszimmer verlosch. Offenbar kam er mit Adrian und Clarissa gut voran. Kurz darauf gingen im Erdgeschoss die Lichter hinter allen Fenstern an, einladend und heimelig. Dort drüben wartete jemand auf sie. Sie zog die Strickjacke an und schloss die Tür des Häusls hinter sich. Der kalte Wind fuhr ihr in die Haare. Die Wolkendecke riss auf. Der Mond zeichnete sich als helle Sichel in der Abenddämmerung ab.
    Die Tür des Bauernhofs war schrundig und alt. Mehr als zweihundert Jahre Beständigkeit. Als sie ihre Hand auf die Klinke legen wollte, wurde sie geöffnet. Thore stand vor ihr. Die Malachitsprenkel in seinen Augen strahlten. Er nahm sie in den Arm. »Auf dich habe ich gewartet.« Wie er das sagte, klang es nicht nach ein paar Stunden, sondern nach einem halben Leben.

87
    Der Regen rauschte in wahren Sturzbächen hernieder. Die Scheibenwischer bewältigten die Massen kaum. Im Führerhaus des uralten Volvo-Lastwagens war es brüllend heiß. Die Heizung ließ sich nicht mehr regulieren, seit Carmen bei Budapest einen Tankstopp eingelegt hatte. Irgendein Relais war kaputt. »Kann ich erst reparieren, wenn wir da sind«, hatte sie zu Anjela gesagt und sich den Pulli über den Kopf gezogen. Im engen Tanktop lenkte sie seither den Laster mit Kleider- und Medikamentenspenden über die Autobahn Richtung EU -Außengrenze und ignorierte das Grinsen und die anzüglichen Gesten der Kollegen, wenn sie überholte.
    Anjela hätte es ihr gerne gleichgetan und das Sweatshirt ausgezogen. Doch sie besaß kein T-Shirt, sondern wieder einmal nur die Klamotten, die sie am Leib trug. Ein sich wiederholendes Ereignis, auf das sie künftig gerne verzichten würde. Zweimal war genug. Die Reisetasche mit den geklauten Sachen befand sich in der Obhut der Frankfurter Polizei. Alles, was sie noch besaß, waren die fünfhundert Euro, die sie unter der Einlegesohle ihrer versifften Turnschuhe aufbewahrt hatte. Dort hatte niemand nachgesehen. An dem Spruch, dass alles auch seine guten Seiten hatte, war wohl doch was dran.
    In der Schlafkoje hinter den Sitzen rührte sich etwas. Udo war aufgewacht und schob den Vorhang beiseite. Ein dunkler Wuschelkopf erschien. »Wo sind wir denn?«
    Carmen drehte sich um. »Bis zur Grenze kannst du noch eine Stunde pennen. Kurz davor machen wir den Wechsel.«
    »Prima.« Der Kopf verschwand wieder.
    Schweißperlen standen Anjela auf der Stirn. Der Verband wurde langsam feucht. Fenster öffnen ging nicht. Eine Sintflut käme herein. Sie griff zur Wasserflasche. Wenn das so weiterging, war sie gar, bis sie die Grenze erreichten. Sie hielt es keine Sekunde länger aus, zerrte sich den dampfenden Pulli vom Leib und rückte das Kopftuch wieder zurecht, das noch immer den Verband verdeckte.
    »Meiner lieben Seel«, entfuhr es Carmen, als sie die Prellungen sah. Grün, Gelb, Violett, das ganze Spektrum des Regenbogens.
    Ein schiefes Lächeln war Anjelas Antwort. Von oben hatte es einfacher ausgesehen. Ein kleiner Sprung auf das Vordach. Gar nicht so weit und gar nicht so tief, hatte sie gedacht. Doch sie hatte sich verschätzt, war mit dem Oberkörper aufs Dach geknallt und hatte es gerade noch geschafft, sich zu halten, während ihre Beine drei Meter über dem Boden baumelten und ihre gebrochenen Rippen sie aufjaulen ließen. Schließlich war ihr nichts anderes übriggeblieben, als sich fallen zu lassen. Wenigstens hielt der Verband, den ihr ein Polizeiarzt frisch angelegt hatte. Man hatte sie durchgecheckt, bevor man sie einsperrte.
    Carmen deutete auf die Schrammen und Blessuren. »War das der Typ, der dich verkauft hat?«
    Anjela nickte. Lügen wurde langsam zur Gewohnheit. »Sergej. Wird er mir büßen das.«
    Es hatte nicht geklappt. Der Hund lebte. Diese Frau, von der sie gedacht hatte, sie würde sich niemals einmischen, war Ärztin gewesen und hatte das doch getan, sich eingemischt. Allerdings hatte Kommissar Brehm gesagt, dass es Sergej nicht gutging. Die Blutzufuhr zu seinem Gehirn war zu lange unterbrochen gewesen. Sauerstoffmangel. Nicht zu heilende Schäden. Er war nur noch ein Kretin, ein sabbernder Wurm, der Windeln tragen musste und nie wieder eine Frau anfassen würde. Geschah ihm recht, diesem Aas!
    »Vielleicht wäre es doch besser gewesen, in Deutschland zur Polizei zu gehen.«
    »Ich kann nicht. Er mich finden und dann bringen mich um.«
    »Und daheim, in Chi ş in ă u, findet er dich nicht?«
    »Er sich nicht trauen heimkommen. Hat Feinde und Polizei suchen ihn.« Anjela wunderte sich
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